Martin Osieja, Leiter des Straßenbauamts (rechts), erklärt auf der Baustelle, warum die Brücke über den Winter nicht geöffnet werden kann. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Besichtigung: Straßenbauamtsleiter informiert über die viel kritisierte Baustelle und stellt einige Punkte klar

Die Winterbaustelle Brücke ist im Glatttal auf massive Kritik gestoßen. Die Straßensperrung sahen die Gewerbetreibenden als unnötig an. Gestern stellten Vertreter des Straßenbauamts einiges klar.

Sulz-Glatt. Der CDU-Stadtverband hatte zur Brückenbesichtigung bei der Kläranlage in Glatt eingeladen. Vorsitzender Tobias Bronner hätte, als der Termin ausgemacht wurde, allerdings nicht gedacht, dass die Baustellenbesichtigung vor dem Stammtischgespräch im Glatter Züfle eine solche Aktualität bekommt. Wie berichtet, hatte die Stadt am 24. Januar die Gewerbetreibenden und Gastronomen zu einem Gespräch in den "Kaiser" eingeladen. Das Straßenbauamt war nicht vertreten: Das war ein Kritikpunkt.

Der Leiter des Straßenbauamts, Martin Osieja, räumte gestern ein, dass ihn der Vorwurf verstimmt habe, "wir hätten gekniffen". Für ihn lag keine neue Faktenlage vor. Sonst, versicherte er, wären alle Betroffenen informiert worden.

Osieja erläuterte bei dem gestrigen Ortstermin das Bauprojekt. So werde die Glatttalstraße dem "Regelwerk entsprechend" ausgebaut. Sie werde breiter und erhalte einen ordentlichen Belag. Der Brückenbau koste 900 000 Euro. Dafür bekomme der Landkreis einen Zuschuss von 365 000 Euro. Mit dem Bauunternehmer sei vertraglich vereinbart worden, dass die Brücke am 12. Mai fertiggestellt werde. Könne diese Frist nicht eingehalten werden, müsse die Firma eine Konventionalstrafe zahlen. Ebenfalls im Vertrag festgesetzt ist laut Osieja, dass das Bachgerüst Ende September entfernt sein musste. Bis Ende Mai dürfe wegen der Fische nicht mehr in das Bachbett eingegriffen werden – ein Zwangspunkt für den frühen Beginn.

Versucht worden sei dann, wenigstens über Weihnachten die Brücke wieder für den Verkehr zu öffnen. Mit Ampelregelung wäre das aber, wie Projektleiter Klaus Eger ergänzte, allenfalls für zwei Wochen denkbar gewesen. Dass es nicht funktioniert hat, daran waren die "bösen Widerlager" schuld. Sie kamen nicht mehr rechtzeitig zur Baustelle. "Es gibt Lieferengpässe", habe die Herstellerfirma auf Nachfrage mitgeteilt, berichtete Osieja. Zum einen herrsche derzeit im Straßenbau Hochkonjunktur, zum anderen gebe es nur wenige Firmen, die Brückenlager herstellten. Der Leiter des Straßenbauamts versicherte: Es sei nicht absehbar gewesen, dass daran die zeitweise Freigabe der Brücke gescheitert sei.

Moniert worden ist auch, dass auf der Baustelle nur wenige Arbeiter zu sehen waren. Zuletzt ist die Schalung eingebaut worden. Das sei eine handwerkliche Arbeit, für die drei Leute reichten. "Zehn treten sich auf den Füßen herum", sagte Eger. Der Brückenbau ist jetzt so weit fortgeschritten, dass am Freitag oder Samstag nächster Woche betoniert werde könne. 600 Tonnen Beton sollen an einem Tag eingebracht werden.

Anschließend werde abgedichtet. Die Beschichtung sei bei einer Temperatur von null Grad noch möglich, aber es müsse dabei trocken sein. Im März könnte der Radwegbau beginnen. "Bei besten Bedingungen brauchen wir für die Brücke fünf Monate", meinte Eger. Eventuell könne das Bauende in dem Fall noch vor Mai sein.

Ende Mai soll es Osieja zufolge mit dem zweiten Bauabschnitt von Hopfau nach Glatt weitergehen. Vorausgesetzt: Zwei Grundstücke können hier noch erworben werden. Näheres dazu wusste Bürgermeister Gerd Hieber. Es sei gelungen, mit 99 Prozent der Grundstückseigentümer einig zu werden. Für den Erwerb der noch fehlenden Grundstücke, die einem Eigentümer gehörten, sei bereits ein Notartermin vorgesehen gewesen. Wegen Krankheit musste dieser abgesagt werden. Jedoch habe die Familie Zustimmung für den Verkauf der Flächen signalisiert.

Hieber nutzte die Gelegenheit, Osieja darauf hinzuweisen, dass die Bürger über das Straßenbauprojekt im Glatttal "dauerhaft" informiert und mitgenommen werden müssten. Für den nächsten Abschnitt, forderte Hieber, "muss das anders gestaltet werden", auch um die Belange des Glatttals zu berücksichtigen. "Wir haben einen guten Eindruck gewonnen", stellte am Ende CDU-Stadtverbandsvorsitzender Tobias Bronner fest. Rund 30 Interessierte hatten an der Baustellenbesichtigung teilgenommen.