Die traditionell gekleidete Renate Hölle zeigt, wie reich die Kinderkleidung ausgestickt ist. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Renate Hölle berichtet über ihre Arbeit in Pakistan / Zuhörerinnen sind betroffen

Von Ingrid Vögele

Mühlheim/Renfrizhausen. In eine völlig fremde Welt entführte Renate Hölle mindestens 30 Frauen, die der Einladung des Frauentreffs gefolgt waren. Die Referentin, aus Rosenfeld stammend, ist als Hebamme und Ausbilderin für Anästhesiefachkräfte an einem christlichen Krankenhaus in Qualandarabad im Norden Pakistans tätig.

"Wenn ich unter Frauen wäre, würde ich so stehen", vermittelte sie bereits bei ihrer Begrüßung die Kleiderordnung. "Aber es hat auch Männer hier, also würde ich den Schal so nehmen", sagte sie und legte ihn um Kopf und Schultern. Und damit war sie schon mitten im Thema "Als Frau unter Frauen in Pakistan". Shador und Burka interessierten, besonders da eine Besucherin darin eingekleidet wurde. Zu aller Erstaunen unterliegen sie auch der Mode und sind nicht immer schwarz.

Aufwendig verarbeitet, je nach Besitzstand mit Silberglöckchen verziert, zeigte sich das Kleid einer Wasserträgerin. Anhand einer Karte zeigte Hölle ihre Einsatzorte. Sie ist seit 1995 im Auftrag von "Christliche Fachkräfte International" in diesem Land, dessen Schönheit einige Bilder verdeutlichten. Die erlernten Sprachen Paschtu und Urdu verschafften ihr Zugang und das Vertrauen der Frauen, die dort benachteiligt sind, selbst die der Oberschicht.

Es gibt keine Freiheit, wie sie an manchmal erschütternden Beispielen aufzeigte, die bis zum Selbstmordversuch gehen. Viele junge Pakistani dürfen studieren, fast ein Widerspruch, aber nur zur besseren Verheiratung. Die Familie des Mannes entscheidet dann, ob die Frau ihren Beruf ausüben darf. Zwangsehen seien üblich. Partnerbestimmung, Mitgift und brutale Behandlung durch die Schwiegermutter und Familie machten die Zuhörerinnen betroffen. Sie konnten erahnen, was Blutrache bedeutet, ausgebrochen oft wegen Kleinigkeiten.

Weiter berichtete Renate Hölle über ihre Arbeit im Krankenhaus. "1500 Geburten jährlich, 400 bis 500 Patienten täglich, Zahl steigend", dammit und mit bewegenden Krankheitsbildern von Missbildungen oder zugefügten Verletzungen beim Verdacht auf Ehrverletzung beschrieb sie ihre Arbeit. Schilderungen über Einzelschicksale, aber auch über rührende Momente wie eine Vierlingsgeburt oder Kurioses und Abergläubisches rundeten den detailreichen und spannenden Vortrag ab.