Edgard Delassus ist ein Tüftler aus Leidenschaft. Das kommt ihm bei der Reparatur elektrischen Geräte natürlich zugute. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder-Bote

Edgard Delassus gibt sein Traditions-Geschäft in der Innenstadt auf / Reparaturen werden weiterhin angenommen

Von Marcella Danner

Sulz. Ab heute bleibt das Ladengeschäft von Edgard Delassus in der Brucktorstraße geschlossen. Damit endet eine 66 Jahre währende Ära in der Stadt.

Schon seit Längerem hat er sich mit dem Gedanken getragen, kürzer zu treten, berichtet der 63-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung. "Jetzt mach’ ich Nägeln mit Köpfen."

Das Gebäude in der Sulzer Innenstadt ist schon von jeher ein Geschäftshaus gewesen. Sein Großvater hatte seinerzeit hier ein Textilgeschäft gehabt, das später von seiner Mutter übernommen wurde. Der Vater von Edgard Delassus war ein französischer Besatzungs-Soldat – daher auch der ungewöhnliche Name. Nach dessen Heirat gründete er 1949 im Wohnzimmer des elterlichen Hauses seiner Braut sein erstes Radiogeschäft. Schließlich war er gelernter Radiotechniker. Parallel dazu führte seine Frau im Erdgeschoss weiter den Wolle- und Textilladen. Später zog er mit dem Laden wenige Meter weiter. Als es 1967 in der Brucktorstraße 7 brannte, entschlossen sich Delassus Eltern, den Textilladen aufzugeben. Fortan gab es hier elektrische Geräte zu kaufen.

Edgard Delassus entschloss sich zunächst zu einer Lehre als Technischer Zeichner bei der Firma Mauser in Oberndorf. Denn eine Ausbildung beim Vater kam für ihn nicht in Frage. Schließlich habe er als Sohn in einem Geschäftshaushalt erlebt, dass man quasi rund um die Uhr arbeiten müsse. Da wollte er erst mal ein wenig Abstand halten, sein "eigenes Ding" machen, wie seine Frau Petra lächelnd ergänzt.

Als der Vater starb, entschloss sich Edgard Delassus, seine Mutter im Geschäft zu unterstützen. Autodidaktisch eignete er sich die Fertigkeiten an, die es für den Beruf des Radio- und Fernsehtechnikers braucht. "Ich habe viel aus Büchern gelernt und einfach probiert." Dabei stellte er sich offensichtlich recht talentiert an. Denn ohne eine Ausbildung absolviert zu haben, legte er seine Gesellenprüfung ab, setzte schließlich noch den Meister drauf.

1992 übernahm er das Geschäft schließlich offiziell. Seine Frau Petra zog die gemeinsamen drei Kinder groß und half auch sieben Jahre im Laden mit. Seit 17 Jahren kennen die meisten Sulzer die gelernte Kinderpflegerin aber wohl als Köchin der Mensa im Albeck-Gymnasium.

Edgard Delassus’ Geschäftsaufgabe hat mehrere Gründe. Zum einen möchte er, immerhin auch schon 63 Jahre alt, künftig kürzer treten und mehr Zeit für seine Enkel haben. Zum anderen gingen die Gründungen der Elektrogroßmärkte auf der grünen Wiese und das Internetgeschäft auch an ihm nicht spurlos vorüber, gibt er offen zu. "Sie glauben ja gar nicht, wie viele Leute einen Fernseher geschenkt bekommen haben", erzählt er schmunzelnd. Die Geräte – wo auch immer gekauft – kommen dann zu ihm in Reparatur.

Und das Reparieren ist seine große Leidenschaft. Seine Werkstatt wird er deshalb auch nicht aufgeben. Ganz im Gegenteil. Erst in jüngster Zeit hat er sich in Sachen Kaffeevollautomaten weitergebildet. Dieser Trend sei nämlich ungebrochen. Wer also künftig ein Problem mit seinem TV- oder HiFi- oder sonstigen elektrischen Kleingeräten hat, für den öffnet er weiterhin seine Türe. Allerdings nur nach telefonischer Vereinbarung. Ansonsten gibt es einen weiteren Leerstand in der Sulzer Innenstadt. Doch Petra Delassus will auf jeden Fall dafür sorgen, dass die nun leergeräumten Schaufenster künftig wenigstens schön dekoriert sind.