Gerda Flaig ist seit 65 Jahren Organistin in der Holzhauser Georgskirche

Von Ingrid Vögele

Sulz-Holzhausen. Man schrieb das Jahr 1949, als Bonn Hauptstadt, Konrad Adenauer Kanzler und Gerda Flaig als Organistin in Holzhausen eingesetzt wurde. Damals ahnte sie nicht, dass dieser Dienst einmal ihre Lebensaufgabe werden würde.

Seit ihrer Kindheit spielte sie Klavier, zunächst von der Mutter angeleitet. Ihre Begabung erkennend, erteilte ein "Unterlehrer" der zehnjährigen Gerda dann richtigen Unterricht bis zum Ende ihrer Schulzeit. Erst Ende 1948 nahm sie das Klavier spielen wieder auf. Das war auch die Zeit, als der damalige Pfarrer Grüninger sie zum Jahreswechsel ermutigte, in der Kirche die Orgel zu spielen. Sie sagte zu, denn es gab kriegsbedingt weit und breit keinen Organisten.

"Ich habe mir alles selbst beigebracht", erinnert sie sich. Sie arbeitete damals als kaufmännische Angestellte bei den Steeb-Werken und ihre Freizeit war angefüllt mit intensivem Üben. 1956 heiratete sie ihren Mann Karl, der als Musiker in Dornhan die Liebe seiner Frau zum Orgelspielen unterstützte. Es wäre sonst nicht möglich gewesen, mit drei kleinen Kindern sonntags bereits um 9 Uhr aus dem Haus zu gehen. Sie wollte sich immer vorher einspielen. Und für ihre Kirche war sie zuverlässig jeden Sonntag da. In Ausnahmefällen wurde sie dankenswerterweise von Brigitte Höhn vertreten.

Nach rund 30 Jahren, 1978 erhielt sie Unterstützung durch Anne Wössner und den Posaunenchor, die am ersten und dritten Sonntag im Monat für die musikalische Begleitung sorgen. Heute, im Alter von 84 Jahren, versieht Gerda Flaig diesen Dienst nach 65 Jahren immer noch gerne. "Es ist etwas Schönes, wenn man in der Kirche die Choräle spielen kann, und unsere Weinmar-Orgel in ihrem historischen Gehäuse ist etwas Besonderes", erzählt sie begeistert. Im Laufe der 65 Jahre habe sie 31 Pfarrer und Vikare im Gottesdienst begleitet und sei auf deren Wünsche eingegangen, denn jeder wollte es anders. Heute spiele sie gerne für Dekan Vallon und Pfarrer Schärer. Das Schicksal meinte es nicht immer gut mit Gerda Flaig, aber immer half die Musik, Tiefen zu überwinden, besonders mit ihrem Lieblingslied "In dir ist Freude". Auf dem Klavier zu Hause, es ist noch das ihrer Mutter, verfliegen die Stunden nur so beim Üben. Nicht nur, dass die Fingerfertigkeit erhalten bleibt, sie tut es einfach gerne. Auch mal alte Schlager sind zu hören, dazu singt sie. Losgelöst von Raum und Zeit sind diese Stunden der Seelenbalsam, der Flaig so jung erhält. Trotz aller Liebe zu ihrem Instrument, ist es ihr ein Anliegen, dass sich jemand finde, der diesen Dienst weiterführt.