Hans Zipperer hat eine Leidenschaft für alte Waffen Foto: StN

Hans Zipperer mal wieder was zu Feiern: Der Stuttgarter Vorderladerschütze Hans Zipperer holt drei WM-Medaillen und tüftelt weiter am perfekten Schuss.

Stuttgart - Die Tische sind schon eingedeckt im Schützenhaus in Stuttgart-Botnang, die Gäste dürfen sich auf selbst gebackenen Zwiebelkuchen und Leckeres vom Grill freuen. Schließlich hat Hans Zipperer mal wieder was zu Feiern. Einen Weltrekord mit der Luntenschlosspistole und zwei weitere Medaillen hat der erfolgreiche Vorderladerschütze von der WM im spanischen Gabias mitgebracht. „Der Weltrekord fühlt sich gut an, ich mache auch lange schon daran herum“, sagt Hans Zipperer zu den 91 Ringen, mit denen er den alten Rekord um einen Ring verbessert hat. Seit 1987 hat der Stuttgarter die Leidenschaft für die alten Waffen entdeckt, nachdem er lange mit der Luftpistole aktiv war. Wenn der 55-Jährige nicht an seiner Corvette herumschraubt, Motorrad oder Fahrrad fährt, dreht sich alles um den perfekten Schuss. Seine Frau Isabella unterstützt ihn bei seiner Leidenschaft und feuerte ihn in Spanien an.

Es hat eine Weile gedauert, bis er sich mit der Luntenschlosspistole angefreundet hatte. Jetzt ist sie sein ganzer Stolz. Fast schon etwas andächtig packt er die Waffe aus, die ihm diesen Erfolg beschert hat. Es ist ein japanisches Modell aus dem 17. Jahrhundert, ein Kilo schwer, aus Holz und Messing gefertigt. Das Luntenschloss ist einer der ältesten Auslösemechanismen für Feuerwaffen. Der Lauf besitzt seitlich ein Zündloch, das mit der Kammer verbunden ist. Dort befindet sich eine Pfanne mit Pulver. Beim Abzug wird der gespannte Federmechanismus ausgelöst, der die Lunte auf die Pfanne führt.

Die Lunte selbst besteht aus einem präparierten und geflochtenen Hanfseil. Es riecht verbrannt, als Zipperer sie anzündet. Durch diesen Geruch verrieten sich die Soldaten früher bei ihren Feinden, auch wenn sie sich versteckt hatten. „Daher kommt auch der Spruch, er hat Lunte gerochen“, erzählt Hans Zipperer, der sich auch noch über eine Silbermedaille mit dieser Waffe mit der Mannschaft und über den Teamtitel mit der Perkussionspistole freuen durfte. Nur mit seiner Leistung im Einzel mit der Vorderladerpistole und Rang fünf war er nicht ganz zufrieden. „Ich war einfach zu aufgeregt und bekam das nicht unter Kontrolle“, sagt Zipperer, der acht Ringe unter seiner Bestmarke blieb. Bei den Weltmeisterschaften musste er in 30 Minuten 13 Schüsse abgegeben, zehn kamen in die Wertung. Warmschießen ist nicht erlaubt. Das geht bei fünf Starts in drei Tagen schon an mal an die Substanz. „Und irgendwann wird die Amplitude zwischen guten und schlechten Treffern immer größer“, sagt Hans Zipperer.

Er wird dennoch weiter tüfteln auf der Suche nach der Perfektion, die es in seinem Sport eigentlich gar nicht geben kann, weil immer wieder Zündverzögerungen vorkommen, die dann zulasten der Schuss-Präzision gehen. Sein Training hat er umgestellt – drei bis vier Wochen vor einer Meisterschaff ist er täglich zweimal am Schießstand, feuert aber nur wenige Schüsse ab, um den Wettkampf zu simulieren. Irgendwann will er auch einen Mentalcoach hinzuziehen, um sich in den entscheidenden Momenten noch besser konzentrieren zu können. Und vielleicht klappt‘s dann auch mit dem nächsten Weltrekord.