Der Kurs in Richtung Landtag ist jäh zu Ende: Alexander Kotz, Fraktionschef im Gemeinderat, ist von seiner CDU-Basis nicht als Kandidat nominiert worden Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der amtierende Fraktionschef im Stuttgarter Gemeinderat kassierte eine Niederlage: Alexander Kotz ist von der Parteibasis nicht als Landtagskandidat nominiert worden. Stattdessen darf der frühere Abgeordnete Roland Schmid ein Comeback versuchen.

Stuttgart - Der Versuch von Alexander Kotz, sich von seiner CDU als Landtagskandidat in Stuttgart ausrufen zu lassen, ist gescheitert. Der 44-jährige CDU-Fraktionschef im Stuttgarter Gemeinderat hat am Samstag nicht das Vertrauen einer Mehrheit der Basis bekommen. Beim Kreisparteitag im Hospitalhof zog man ihm den früheren Abgeordneten Roland Schmid (58) vor.

Dieser Ausgang ist bemerkenswert, denn nach der Sitzungsgeldaffäre in seiner Zeit als Stadtrat war Schmid in Teilen der Partei nicht mehr wohlgelitten, obwohl der Jurist mit der Stadt vor dem Verwaltungsgerichtshof einen Vergleich eingegangen war und er sich vom Vorwurf entlastet sah, er habe durch rege Sitzungsbesuche möglichst viel Sitzungsgeld kassieren wollen.

Schmid hatte zahlreiche Unterstützer

Schmid war zuversichtlich in die Abstimmung gegangen, weil er mit zahlreichen Unterstützern unter den CDU-Stimmberechtigten aus seinem Landtagswahlkreis rechnen konnte. Er warb für sich als gut im Wahlkreis verankerter Familienvater mit einem festen Wertegerüst. Kotz nützte es auch nicht, dass er als bekennender Schwuler auf Distanz ging zum grün-roten Bildungsplan, der auf mehr Toleranz für schwul-lesbische Lebensentwürfe zielt. Auf Schmid entfielen 112 von 209 gültigen Stimmen, auf Kotz nur 89. Der Zahnarzt Robert Pernar (42) als dritter Bewerber erhielt acht Stimmen. Jetzt kann Schmid bei der Wahl am 13. März im Wahlkreis Stuttgart IV (Neckarvororte und Stuttgart-Ost) ein Comeback im Landtag versuchen. Schmids Anhänger jubelten laut.

Auch für den Wahlkreis II (Filder) gab es Konkurrenten. Hier setzte sich Stefanie Schorn (39) gegen Iris Ripsam (55) durch. Schorn, die früher Stadträtin war und nun amtierende Geschäftsführerin des Landesverbands Abendrealschulen ist, holte 86 von 144 Stimmen der anwesenden CDU-Mitglieder aus ihrem Wahlkreis. Die Stadträtin und Finanzwirtin Ripsam eroberte 58 Stimmen. Schorn hatte gesagt, sie stehe für die CDU der Zukunft, nicht der Vergangenheit. Ripsam empfahl sich mit ihrer Erfahrung aus Wahlkämpfen – und am 13. März komme es ja „auf jede Stimme an“. Ripsam ging indirekt auch darauf ein, dass sie früher als Fraktionschefin im Gemeinderat und als stellvertretende Kreisvorsitzende abgewählt worden und innerparteilich öfters in die Schusslinie geraten war. Sie habe sich nie in die Schmollecke begeben. Da half ihr aber nicht. Die Mitglieder wählten die jüngere Kandidatin, obwohl im Wahlkampf auf den Fildern gegen Grünen-Verkehrsminister Winfried Hermann Erfahrung nützlich ist. Ripsam hat jetzt immerhin noch die Aussicht, als Nachrückerin in den Bundestag zu kommen, für den sie bei der letzten Bundestagswahl Listenkandidatin war.

Löffler tritt im Norden an

Im Wahlkreis Stuttgart III (nördliches Stadtgebiet) wird wieder der amtierende Abgeordnete Reinhard Löffler (60) antreten. Der Anwalt erhielt als Alleinkandidat 66 von 68 Stimmen. Im Wahlkreis I (Innenstadt) geht erstmals die Bildungsexpertin Donate Kluxen-Pyta (53) ins Rennen. Sie holte 68 von 70 Stimmen, zwei Stimmen gingen an einen Mitbewerber, nämlich den Dauerkandidaten Ulrich Raisch.

Anspruch von Kreisparteichef Stefan Kaufmann ist es, dass die CDU in Stuttgart alle vier Direktmandate holt, nachdem es 2011 nur zu einem Mandat überhaupt gereicht hatte. Entsprechend fielen die Attacken auf die Grünen und die SPD aus. Bei der Bevölkerung gebe es eine Sehnsucht, wieder Dynamik im Land wie unter CDU-Ministerpräsident Lothar Späth zu haben, sagte Kaufmann. Wenn Winfried Hermann weitere fünf Jahre Verkehrsminister wäre, ergänzte Stefanie Schorn, würde es im Land dreispurige Radwege geben, aber keinen besseren Verkehrsfluss. Reinhard Löffler sprach von einer „an Umerziehung grenzenden Bevormundung, Regulierung und Bürokratie“. Ministerpräsident Winfried Kretschmann nannte er einen „Spießer mit maoistischem Migrationshintergrund“.