Elisa Badenes und Alexander Jones Foto: Ballett

Das Stuttgarter Ballett hat wieder „Giselle“ im Spielplan im Stuttgarter Opernhaus. Mit zwei neuen Tänzern in den Hauptrollen: Elisa Badenes und Alexander Jones.

Stuttgart - Die Partie des verliebten Bauernmädchens Giselle, das an gebrochenem Herzen stirbt und als ewige Braut im jenseitigen Reich der Wilis weiterlebt, gilt als eine der anspruchsvollsten des romantischen Balletts. Seit Elisa Badenes Ende 2011 im Stuttgarter Ballett in der „Schwanensee“-Doppelrolle Odette/Odile bewies, dass sie ein entrücktes Fabelwesen genauso glaubwürdig zu verkörpern vermag wie einen mit allen Wassern gewaschenen Vamp, ahnten nicht nur die Experten: Die seit dieser Spielzeit als Erste Solistin geführte Spanierin wird an der Rolle der Giselle kaum scheitern.

Am vergangenen Samstag hatte Elisa Badenes im Stuttgarter Opernhaus ihr Giselle-Debüt – und war vom Straucheln Lichtjahre entfernt. Das gilt auch für ihren Bühnenpartner Alexander Jones, der – ganz royal – erstmals in die Rolle des Herzog Albrecht schlüpfte. Die persönliche Premiere der beiden war frei von jedem Herantasten und wurde von dem ebenfalls neuen Wilfried (Özkan Ayik) und der neuen Berthe (Sonia Santiago) dezent unterstützt.

Dem Paar gelang eine punktgenaue Interpretation, bei der alle in den Figuren angelegten Facetten zur Entfaltung kamen und alle technischen Schwierigkeiten gemeistert wurden. Als Beispiel seien die tatsächlich 30 und präzise ausgeführten Entrechat six von Jones erwähnt: Sprünge aus der fünften Position mit dreifachem Fußwechsel in der Luft.

Höchst kunstfertig auch, welch sinnstiftende Abstufungen Badenes in ihre Solotänze legte: Als flatterten die Schmetterlinge junger Verliebtheit in ihren Füßen, sprühte sie anfangs vor Lebensfreude, um dann vor der von Magdalena Dziegielewska mit höfischer Grandezza erstmals verkörperten Bathilde mit bedächtig geführten Armbewegungen Ergebenheit auszudrücken. Als ihre Giselle dann vor Sonia Santiago als rührend besorgter Mutter Berthe die Kontrolle über ihren Körper verliert und mit in die Ferne gerichtetem Blick zusammenbricht, wird die innere Erschütterung augenfällig.

Ein Meisterstück gelingt Badenes mit ihrem Erscheinen im Reich der Wilis: Mit emporgerecktem Kinn fordert sie die unbeugsame Wilis-Königin Myrtha (zum ersten Mal mit schmollmündigem Stolz und kühler Anmut von Ami Morita getanzt) heraus, um dann im zuckenden Rhythmus eines beschleunigten Sekundenzeigers ihre erzwungenen Runden zu drehen. Der Tanz ist ihr in die Glieder gefahren, kommt nicht mehr von Herzen. Dass die Wiederbegegnung von Giselle und Albrecht im Reich der Wilis kaum Körperkontakt zulässt, sondern immateriell erfolgt, zeigen Badenes und Jones aufs Schönste. Menschliche Gefühle sind Erinnerung und Schicksal geworden.

Nächste Aufführungen 19. und 20. 4., 5., 6., 9. und 12. 7. Karten unter 07 11 / 20 20 90