So soll das zukünftige Karstadt-Gebäude von hinten bzw von vorne aussehen. Foto: Signa

Diskutieren Sie mit - Die Umbauarbeiten sind angelaufen. Das ehemalige Kaufhaus Karstadt in der Stuttgarter Königstraße wandelt sich. Die Stadträte sind von den Plänen, die der Investor vorstellte, angetan.

Stuttgart - Das frühere Kaufhaus Karstadt ist an die Fondsgesellschaft Union Investment verkauft. Das haben Vertreter der österreichischen Unternehmennsgruppe Signa, der das Gebäude zuletzt gehörte, bestätigt. Die Signa-Tochter Real Estate Germany bleibt aber Projektentwicklerin, bis das Haus Ende Oktober 2017 öffnet.

Nicht bestätigten wollten die Signa-Vertreter, was schon sehr viel länger kursiert: dass die irische Billigkleider-Kette Primark, die bereits im Einkaufszentrum Milaneo ein Massenpublikum anzieht, ins ehemalige Kaufhaus einzieht. Bis zum Sommer, sagte Signa-Projektmanager Alexander Cronauer am Dienstag, werde man über die Mieter reden können. Bis die Abschlüsse unter Dach und Fach seien, äußere er sich dazu nicht.

70 Prozent der geplanten Handelsflächen von insgesamt rund 17 700 Quadratmetern sollen aber tatsächlich einen „Textilbesatz“ bekommen, bestätigte Cronauer dem Technik-Ausschuss des Gemeinderats. Unserer Zeitung sagte er ergänzend, der größte Mieter werde maximal rund 45 Prozent der Flächen belegen. Neben Textilanbietern wird es unter anderem auch einen Handel mit Kommunikationstechnik und – im Untergeschoss, das von der Schulstraße zugänglich ist – ein Lebensmittel-Angebot geben. In den oberirdischen Etagen 5 und 6, die sich im Hauptbau an der Königstraße über einen Nebenflügel erheben, soll es um eine betretbare Dachterrasse herum auch 2350 Quadratmeter „hochwertige Bürofläche“ geben – mit Ausblick auf Stuttgarts Hänge.

Keinen Plan für konzentrierte Gastronomienutzung

Hinter dem Projekt steht die Philosophie, dass dieser Standort und die Struktur des Gebäudes, das innen ausgebeint wurde, nicht zum Shopping-Center und nicht zum Einkaufszentrum taugen, sondern zum Geschäftshaus. Man verstehe das Objekt als integralen Bestandteil des Einkaufszentrums Stadtmitte, sagten die Signa-Vertreter unserer Zeitung, als Impulsgeber für das Umfeld und als weiteren Frequenzbringer auf der Königstraße. Das Geschäftshaus solle ein Einkaufserlebnis bieten, aber keine Welt für sich sein. Darum gebe es auch keinen Plan für eine konzentrierte Gastronomienutzung.

Der bauliche Ansatz ist es, die lange Fassade an der Königstraße mit mehreren Eingängen aufzubrechen und in die Tiefe des Gebäudekomplexes hinein getrennte Läden zu erschließen. Der größte Laden erstreckt sich nicht nur über Erdgeschoss und erstes Obergeschoss, sondern auch auf zwei weiteren Obergeschossen – bis unter die Büroflächen. An der Fassade zur Königstraße hin wird auch das erste Obergeschoss mit Schaufenstern ausgestattet, damit über zwei Etagen hinweg eine Ladenzone markiert. Die Natursteinfassade darüber wird im Wesentlichen nur saniert und gesäubert, aber auch mit neuen Fenstern ausgestattet. Dabei wolle man den „Turmcharakter“ des Gebäudeteils an der Ecke Schulstraße/Königstraaße „stärker herausstreichen“.

Vorne hui, hinten pfui?

Vorne hui, hinten pfui? Nein, lautete die Botschaft von Signa. Die Passage von der Schulstraße zum Joseph-Süß-Oppenheimer-Platz werde unter anderem mit einer Lichtinstallation aufgewertet. Die Fassade des ehemaligen Karstadt-Nebenflügels erhalte eine gänzlich neue Glasfassade ohne den jetzigen bläulichen Glanz. Und auch die wenig vorteilhaften Gerüche im Hinterhof sollen der Vergangenheit angehören.

Das war eine der Aussichten, weswegen die Stadträte das Projekt „positiv“ nannten. Zudem gefiel ihnen die Ansage, dass es wie früher im Untergeschoss wieder einen Nahversorger geben wird. Bei dieser Gelegenheit müsse auch die Rückseite der Schulstraße zwischen Ex-Karstadt und Rathaus dringend aufgewertet werden, hieß es. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) mahnte zudem die überfällige Aufwertung des Joseph-Süß-Oppenheimer-Platzes im Schatten des nahen Dreifarbenhauses an. Alles Appelle, die sich an Signa-Nachbarn und an die Stadt Stuttgart selbst richteten.

Projektmanager: „Die Logistik wird funktionieren"

Die Batterie der übel riechenden Mülltonnen, die Nachbarn beim früheren Karstadt-Rathausflügel unterstellen durften, werde man besser unterbringen und die Gerüche entschärfen, kündigte Cronauer an. Auf andere Bereiche habe man keinen Zugriff, aber er nehme Überlegungen bei Nachbarn wahr.

Für die Umgestaltung des Platzes habe die Stadt noch keine Pläne und keine Gelder im Haushalt, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne). Weil darunter eine Tiefgarage ist, seien die Möglichkeiten begrenzt. Hauptsächlich müssten die Anlieger den Platz an seinen Rändern aufwerten.

Bleibt die Frage, welche Störungen von der Warenanlieferung ausgehen. Da könne es noch spannend werden, meinte Hans H. Pfeifer (SPD), der frühere Citymanager. Projektmanager Cronauer ist aber guten Mutes. „Die Logistik wird funktionieren.“