Rottenburg/Stuttgart - Man merkt, dass Angela Merkel (CDU) unter Freunden ist. Zur Verleihung des Eugen-Bolz-Preises hat am Mittwoch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) für den würdigen Rahmen gesorgt. Im Speisesaal des Neuen Schlosses in Stuttgart überreicht Rottenburgs Oberbürgermeister Stefan Neher (CDU) den Preis an die Bundeskanzlerin für deren Flüchtlingspolitik.
Diese nimmt die Preisverleihung zum Anlass, um für das vereinte Europa einzutreten: "Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass wir mit dem Zauber der Freiheit so oft in Berührung kommen. Damit er zum Wirken kommt, kommt es auf jeden von uns an." Die Kanzlerin mahnt, hartnäckig um ein vereintes Europa als "die beste Versicherung für ein gemeinsames Leben in Frieden und Freiheit" zu kämpfen. Merkel holt aus: "Wenn man bedenkt, welche Gräben die Gründer der Europäischen Union damals überwunden haben, müsste es in einer Situation heute, die viel besser ist, auch möglich sein, die EU zusammenzuführen." Es lohne der Blick zurück: "Gerade, wenn wir uns manchmal überfordert fühlen. Wenn wir sehen, mit welcher Courage die Mütter und Väter des Grundgesetzes im Wohle Deutschlands hingewirkt haben, dann sollten wir diese Courage auch heute einbringen. Und nicht immer nur fragen: Ist der Erfolg schon sicher? Sondern einfach tun." Ein Satz, der langen Applaus auslöst.
Dann ist es so weit: Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU), Vorsitzender des Stiftungsrats der Eugen-Bolz-Stiftung, überreicht der Kanzlerin den mit 5000 Euro dotierten Preis. Und Kretschmann lobt – wie bereits vor der Landtagswahl am 13. März 2016 – noch einmal das "Wir schaffen das!" der Kanzlerin: "Sie haben in einer Extremsituation gehandelt und geholfen. Das ist Ausdruck einer humanitären Handlung – die Sie gegen härteste Widerstände durchgehalten haben. Sie haben deutlich gemacht, dass Asylrecht als Grundrecht nicht qualitativ begrenzt werden kann." Kretschmann versichert der Kanzlerin die Unterstützung seiner Landesregierung. Bei der Einigung der Europäischen Union aus "innerstem deutschen Interesse. Als Antwort auf Nationalismus und als Antwort auf eine Welt, in der wir unsere Werte nur gemeinsam einbringen können."