„Where are the horses“ kann man als Quartett oder als Stadtrallye spielen. Foto: Peter Petsch

Nicht mit Cowboyhut, Karohemd und Lasso, aber mit Köpfchen kann man sich nun in Stuttgart daran machen, Pferde einzufangen. „Where are the horses“ heißt ein neues Spiel, mit welchem man sich zur Stadtrallye aufmachen kann, um 24 der zahllosen Stuttgarter Pferde zu suchen.

Nicht mit Cowboyhut, Karohemd und Lasso, aber mit Köpfchen kann man sich nun in Stuttgart daran machen, Pferde einzufangen. „Where are the horses“ heißt ein neues Spiel, mit welchem man sich zur Stadtrallye aufmachen kann, um 24 der zahllosen Stuttgarter Pferde zu suchen.

Stuttgart - Verflixt und zugenäht! Gesehen hat man das Pferd, das auf der Quartettkarte abgebildet ist, schon einmal. Ganz gewiss. Nur wo? Das Haus, das auf der Karte ansatzweise zu sehen ist, kennt man – und vor allem das weiße Pferd auf dessen Dach, auf dem ein Reiter mit einer Fahne sitzt. Die Gedanken galoppieren schneller als das Pferd, man grast im Kopf jeden Flecken in Stuttgart ab. Vergebens.

„Auf den Spielkarten finden sich Hinweise auf den Standort des Pferdes“, sagt Tina Saum von der Flanerie – Labor für Gedanken und Gänge. „Der Name des Pferdes, das Alter, die Größe, aber auch die U-Bahnen-Linien verraten Dir etwas darüber, wo Du suchen musst.“ Saum hat zusammen mit Miriam Höller und Markus Speidel vom Stadtmuseum Stuttgart sowie Sara Djukaric und Danka Elez vom Serbischen Akademikernetzwerk Nikola Tesla das neue Spiel „Where are the horses?“ (Wo sind die Pferde?) erdacht und erstellt.

Dieser Titel geht auf die längst widerlegte Legende zurück, Queen Elisabth II. habe dies bei ihrem Besuch 1965 gefragt, als man ihr das Schillermuseum in Marbach am Neckar zeigte. Sie aber habe sich auf das Marbach in Gomadingen gefreut, wo sich ein großes Gestüt befindet.

Überall: Pferde in sämtlichen Ausführungen

Doch um Pferde zu finden, muss man nicht nach Marbach fahren, sondern kann getrost in Stuttgart bleiben. Sie sind überall in der Landeshauptstadt – in allen nur erdenklichen Formen, Farben und Größen. „Seit wir bewusst darauf achten, entdecken wir jeden Tag neue Pferde irgendwo in der Stadt“, sagt Miriam Höller.

Doch es ist wie so oft: Es musste erst ein Fremder kommen, um bewusst zu sehen, was so offensichtlich ist, dass es den Blicken der Einheimischen entgeht. Simon Maric, Schriftsteller aus Belgrad (Serbien), kam vor einiger Zeit auf Anfrage der Künstlergruppe Flanerie nach Stuttgart. Sieben Wochen lang flanierte Maric für ein anderes Projekt durch die Stadt. Und dabei bemerkte er die unzähligen Pferde, die ihm als Statuen, Relief, Riesen-Schachfiguren oder Emblem begegneten. Und er fing an zu zählen.

Markus Speidel vom Stadtmuseum war zeitgleich aufs Pferd gekommen – Tina Saum erzählte er von seiner Idee, ein Projekt rund um die Pferde in Stuttgart auf die Beine zu stellen. „Ich kenne jemanden, der hat schon achtzig Pferde beisammen“, sagt sie. Somit war die Zusammenarbeit besiegelt.

Ein Spiel sollte es werden, genauer gesagt ein Quartett, das gleichzeitig auch Stadtrallye ist. Aus Marics achtzig Pferden wurden 24 ausgewählt. Dann luden die Macher Familien aus dem Kreis des Serbischen Akademikernetzwerks Nikola Tesla und der Folklore-Tanzgruppe Sveti Sava zu einer Entdeckungstour ein und sammelten deren Wahrnehmungen und Ideen zu den Pferden.

Eine kleine Stute mit seltsamen Träumen

Simon Maric verwendete dieses Material sowie stadthistorische Informationen, um daraus die Geschichte über eine kleine Stute zu verfassen, die auf dem noch nicht besiedelten Stuttgarter Stadtgebiet umherwandelt und seltsame Träume hat. Am Schluss wird klar: Die Stute träumt, was sie träumt, weil sie das Stuttgarter Wahrzeichen wird. Sara Djukaric hat die Geschichte übersetzt.

Auf die Plätze, fertig, los: „Man kann die Rallye entweder allein oder in Teams gegeneinander spielen“, sagt Höller. Zudem kann man auf Zeit spielen (wer findet die meisten Pferde in zwei Stunden) oder nach Punkten (je nach Schwierigkeitsgrad bekommt man pro Pferd eine bestimmte Punktezahl).

Gut, mit dem Himmelspferd – das übrigens die höchste Punktzahl hat, da es am schwierigsten zu finden ist – fangen wir besser nicht an. Stattdessen nehmen wir das „Wasserspielende Fohlen“. Das ist am Brunnen auf dem Marktplatz, ganz klar. Also hingetrabt und das Begleitheft gezückt. Dann gilt es, die Rätselseite aufzuschlagen. Unter dem „Wasserspielenden Fohlen“ steht: Zähle die Treppenstufen, die den Brunnen umgeben. Ziehe von dieser Zahl die Zahl 1 ab.“ Ein Mann schaut interessiert und irritiert, wie wir den Brunnen langsam und zählend umrunden. Es sind 22 Stufen, abzüglich eins kommen wir auf 21. Und dürfen somit die Geschichte Nummer 21 lesen,.

Dann geht’s weiter. Gleich ums Eck ist das nächste Pferd, am Hans-im-Glück-Brunnen. Aber weiter wird freilich nichts verraten. Sonst gewinnt am Ende noch jemand anders! Wobei: Wir würden auch viel darum geben, wenn jemand uns verraten würde, wo dieses verflixte Himmelspferd ist.

Das Spiel gibt es im Hegel-Haus (Eberhardstraße 6), im Stadtlabor (Kriegsbergstraße 31), bei Nikola Tesla (Kriegsbergstraße 28) und im Rathaus für 7 Euro.