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Winzer aus dem Südwesten wollen ihren Wein in Stuttgarts Partnerstadt bekannter machen.

Mumbai - Beim Weinfest "Stuttgart meets Mumbai" wird geredet, gegessen und getrunken. Der deutsche Wein tut sich schwer in Indien. Das wollen ein paar umtriebige Winzer aus Stuttgart und der Region aber ändern.

Sechzig Visitenkarten: So viele kleine Kärtchen mit Namen, Adressen, Telefonnummern und E-Mail-Adressen hat der Winzer Alexander Heinrich aus Obersulm im vergangenen Jahr gesammelt. Auch beim 8. Weinfest könnte er wieder auf eine solche Zahl kommen. Das Fest "Stuttgart meets Mumbai" ist eine außergewöhnliche Kontaktbörse.

Cathrin Bihlmeyer, Jungwinzerin vom Weingut Bihlmayer aus Löwenstein, bestellt nach der Ankunft in Mumbai einen indischen Weißwein. Sauber sei er produziert, sagt die Expertin. Das Weingut Sula, von dem der Wein stammt, wird sie ein paar Tage später noch besuchen. Auf dem Weinfest präsentiert sie ihre Weine von daheim.

Alles kommt nach Mumbai, in die Partnerstadt Stuttgarts

Es ist ein lustiges Bild. Mitten im Szeneviertel Bandra in Mumbai findet das Stuttgarter Weinfest statt. Die Inder frieren bei milden 18 Grad. Ralph, Nico und Hauge schwitzen. Sie tragen braune Lederhosen, rote Hemden und festes Schuhwerk. Sie machen volkstümliche Musik. Sie spielen Sachen wie das "Fliegerlied". Und die indischen Gäste wippen nicht nur dazu im Takt. Sie strecken die Arme aus, um ein Flugzeug nachzuahmen. "Fly, fly", sagt Nico. Dann bläst er wieder in sein Tenorhorn.

Der Würstlesberg auf Kunaals Teller ist immens. Sind das zehn, zwölf oder gar fünfzehn Bratwürste? Man kann sie auf die Schnelle nicht zählen. Als er am Essensstand angelangt ist, ist er schon wieder verschwunden. Mitten im Getümmel, irgendwo zwischen den Palmen und Weinlauben.

Es ist ein großer Aufwand, den Andreas Lapp, Honorarkonsul der Republik Indien für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, betreibt. Er bringt sie alle zusammen. Alles kommt nach Mumbai, in die Partnerstadt Stuttgarts. Die Musik der Band Koi Limit, die Filmemacher und Veranstalter des Bollywood-Filmfestivals, Goldschmiedinnen, die Württemberger Weine - und auch das Essen. Außer dem Koch wurde aber nichts importiert. Fleisch und Würstchen, die Füllung für die Maultaschen und das Kraut: Alle Zutaten wurden in Mumbai gekauft. Steffen Diener vom Cateringservice Kostbar in Korb ist der Chef der Köche. "Die Arbeit ist eine andere", sagt er. In der Küche arbeiten viel mehr Menschen, die Ausstattung aber sei weniger.

Ausländische Weine sind teuer in Indien

In den letzten 15 Jahren hat man in Indien angefangen, Wein anzubauen. Der Nachholbedarf ist immens. Indien ist ein großes Land, hat viele verschiedene Vegetationszonen. Ein Hauptproblem ist der Wassermangel. Und Wein braucht Wasser. Ausländische Weine sind teuer in Indien. Auf die Flaschen werden ordentlich Steuer und Zollgebühren draufgeschlagen. Magandeep Singh, der erste indische Sommelier und TV-Star, weiß, dass die Inder interessiert an Wein sind: "Die Leute wollen viel über Wein lernen. Jede Firma, egal ob groß oder klein, kann es auf diesem Markt schaffen." Der Winzer Alexander Heinrich sieht in dem Weinfest Chancen: "Wein bringt die Menschen zusammen und ist kommunikativ", sagt er. Und: "Diese Reise ist eine Horizonterweiterung, kulturell wie auch spirituell."

Irgendwie scheint es zu funktionieren. Goldschmiedinnen aus Pforzheim zeigen einer Gruppe ihre Arbeit, klären sie über die Ausbildung auf. Die Gäste: fast alle selbst Schmuckdesigner. Die Stadt Karlsruhe präsentiert sich hier schon seit sechs Jahren. "Daraus ist ein tolles Netzwerk entstanden", sagt Martin Wacker, Pressesprecher der Stadt. Jeder der deutschen Besucher nimmt die Megacity Mumbai anders wahr. Die Musiker sind geschockt von der Armut, die Goldschmiedinnen fasziniert von der Herzlichkeit der Menschen.

"Riesling passt wunderbar zu scharfen, asiatischen Gerichten."

Seit 44 Jahren sind Stuttgart und Mumbai Partnerstädte. "Doch richtig aktiv ist das Ganze erst seit acht Jahren", sagt Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, der auf seiner Indienreise auch in Mumbai Station macht. Diese Partnerschaft einer indischen und deutschen Stadt sei eine der wenigen, die funktioniert, sagt Generalkonsul Leopold-Thodor Heldman.

Winzer Benjamin Supp (29) möchte gerne das Interesse der Inder am deutschen oder besser am württembergischen Wein wecken. Der Riesling sei ein sehr gutes Beispiel für deutschen Wein. Und Alexander Heinrich weiß: "Riesling passt wunderbar zu scharfen, asiatischen Gerichten."

Kunaal trinkt einen Riesling zu den Würstchen. Von Rotwein werde er müde, sagt er. Der Weißwein aber schmecke hervorragend. Nicht alle stehen den Weinen so positiv gegenüber. Ein indischer Journalist fragt nach: "Ist das überhaupt gesund mit dem Wein?" Oberbürgermeister Schuster antwortet: "Das kommt auf die Menge an." Der Journalist lässt nicht locker. Wie viel denn gesund sei, fragt er. Schuster antwortet: "Das hängt von Ihrem Arzt ab."