Der Karstadt in Stuttgart muss schließen. Dabei ist die Lage auf der Königstraße eigentlich viel wert. Foto: dpa

Stuttgarts Königstraße ist eine der meistbesuchten Fußgängerzonen der Republik. Mehr als 12 000 Passanten schieben sich hier zu Hochzeiten pro Stunde übers Pflaster. Trotzdem steht das Warenhaus Karstadt hier vor dem Aus.

Stuttgart - An einem sonnigen Nachmittag ist kaum ein Durchkommen auf der Stuttgarter Königstraße. Menschenmassen schieben sich mit prall gefüllten Einkauftüten durch die Fußgängerzone der Landeshauptstadt. Im Gegensatz zu anderen Einkaufsmeilen der Republik reihen sich keine Billiglabel aneinander, auch edlere Marke wie Hallhuber oder Hugo Boss füllen hier die Schaufenster - erst kürzlich hat Willy Bogner einen neuen Laden auf der Königstraße eröffnet.

Karstadt-Eigner René Benko sieht trotzdem keine Zukunft in Stuttgart - zumindest für das Warenhaus. Es soll, genau wie sechs andere Filialen Mitte des kommenden Jahres geschlossen werden. Mehr als 200 Mitarbeiter verlieren wohl ihre Jobs.

Dabei gilt das wirtschaftsstarke Stuttgart im Einzelhandel als eine der umsatzträchtigsten Metropolen. Der schwäbische Kaufhausbetreiber Breuninger hat von hier aus seinen Siegeszug in die Republik gestartet. Gerade erst haben in der Innenstadt zwei Einkaufszentren eröffnet. Sie erhoffen sich Umsätze von bis zu 350 Millionen Euro im Jahr - etwa ein Drittel der Erlöse, die derzeit in der Stuttgarter Innenstadt erzielt werden.

Trotz der wachsendem Konkurrenz wird die Königstraße ihre Anziehungskraft behalten, sagt die Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbands in Baden-Württemberg, Sabine Hagmann: „Die Königstraße ist hochattraktiv für Kunden und damit auch für Investoren.“ Immobilienbesitzer können nach einem Report von Colliers Bräutigam & Krämer in der Nachbarschaft von Karstadt am oberen Ende der Einkaufsmeile bis zu 300 Euro je Quadratmeter verlangen.

Und genau das wurde Karstadt zum Verhängnis, vermutet man bei der Gewerkschaft Verdi. Die Schließung habe nichts mit der schwierigen Lage der Warenhäuser zu tun. „Hier saniert sich der Immobilienbesitzer Benko auf dem Rücken der Stuttgarter Belegschaft“, sagt Bernhard Franke von Verdi.

Benkos Signa-Holding wirbt auf ihrer Webseite mit dem Grundstück. „Der Standort bietet Potential für Filialisten, welche nach innerstädtischen Flächen suchen, die aufgrund des Flächenmangels in den letzten Jahren nicht bedient werden konnten“, heißt es dort. In Stuttgarter Immobilienkreisen wird nun spekuliert, dass dort eine kleine Mall für unterschiedliche Einzelhändler entstehen könnte.

Die Stuttgarter City-Managerin Bettina Fuchs weiß nichts von solchen Plänen. Ihr wäre es lieber, wenn in das Gebäude ein starker Hauptmieter einzöge. Auch wenn es schwierig werden dürfte, alle Flächen des mehrgeschossigen Gebäudes zu bespielen. Die oberen Stockwerke könnten zu Büroflächen gemacht werden, sagt sie. Unten bräuchte es einen großen Namen. „Apple könnte ein guter Kandidat sein.“