Es ist angerichtet: Vor Weihnachten sind die Tische in den Restaurants der Stadt meist für große Gesellschaften reserviert Foto: Fotolia/oksix

Schon 2011 lief das Weihnachtsgeschäft in den Restaurants der Stadt glänzend. Dieses Jahr wird getafelt, was das Zeug hält. „Es läuft erstaunlich gut“, sagt Daniel Ohl, Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands.

Stuttgart - Geschlossene Gesellschaft – ein Begriff, der derzeit oft auf Schiefertafeln vor verschlossenen Gaststättentüren zu lesen ist. Firmenweihnachtsfeiern belegen derzeit in vielen Restaurants die Plätze. Was für den einfachen Gast ein Ärgernis ist, erweist sich für viele Gastronomen als Lebensversicherung.

Der Stuttgarter Unternehmer und Promiwirt Jörg Mink, der die Gastronomie im Schloss Solitude betreibt und das Gasthaus zur Linde in Möhringen führt, erklärt: „Der Dezember ist der Monat, in dem man den Lohn für das Jahr bekommt und den Grundstein für das nächste Jahr legt, indem man sich durch gelungene Feiern weiterempfiehlt.“ Firmenweihnachtsfeiern sind ein wichtiges Standbein in der Jahresplanung der Gastronomen. „Je besser die Wirtschaftslage ist, desto größer ist auch die Zahl der Feiern, die bei uns gebucht werden“, sagt Mink. In seinen Restaurants waren es dieses Jahr mit 65 Feiern 15 mehr als 2011.

Branchenumsatz im Plus

„Aber auch da hatten wir in der gesamten Branche schon eine gute Weihnachtszeit“, sagt Daniel Ohl, Sprecher des deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Baden-Württemberg. Aktuelle Umsatzwerte hat er zwar nicht, aber Rückmeldungen von Verbandsmitgliedern zeigten, dass es „erstaunlich gut“ läuft im Gaststättengewerbe. Auf das Gesamtjahr betrachtet zeichnet sich laut Ohl ein Branchenumsatz ab, der um etwa zwei Prozent über dem Vorjahresumsatz liegt. Er bezeichnet die Vorweihnachtszeit als wichtigste und umsatzstärkste Zeit in der Speisegastronomie.

Sie gilt als Indikator für die Branche. Laufe es in der Wirtschaft schlecht, seien Firmenweihnachtsfeiern meist das Erste, woran ein Unternehmen spare: „Man kann nicht einerseits Mitarbeiter entlassen und dann andererseits im Dezember eine große Sause feiern“, sagt Ohl. Dass im Moment viele Weihnachtsfeiern stattfänden, liege auch am Fachkräftemangel: „Die Firmen wollen ihre qualifizierten Mitarbeiter bei Laune halten, und da bietet sich eine schöne Feier an.“

Besonders beliebt für Feiern in Restaurants sind spezielle Daten wie etwa der 12. 12., sagt Jörg Mink: „Dieser Tag war bei uns schon ein halbes Jahr vorher komplett ausgebucht.“ Geschlossene Gesellschaften gibt es zumindest in seinen Restaurants aber meistens nicht. „Das ist dann ein Nebenraum, der belegt ist. Zumindest Zweiertische finden sich eigentlich immer“, sagt er.

Das Weihnachtsgeschäft läuft gut

Auch wer noch in den Restaurants Cube, Pier 51 und Goldberg spontan essen gehen will, braucht sich keine Gedanken zu machen, sagt Inhaber Andreas Rauschenberger: „Einfach vorher kurz im Restaurant anrufen und Bescheid geben. Es sind zwar nur noch wenige Plätze frei, aber da lässt sich schon etwas finden.“ Schwieriger wird es für große Gruppen. „Da sind wir im Cube schon seit September ausgebucht“, so Rauschenberger, der neben seinen Restaurants auch ein Catering-Unternehmen betreibt. Ihn freut der große Zuspruch der Firmen. Etwa 100 Feiern richtet er in den drei Restaurants im Dezember aus. „Das sind so fünf bis zehn Prozent mehr als noch im vergangenen Jahr“, sagt er. Dabei sei es schon im vergangenen Jahr gut gelaufen.

Irmgard Brunner glaubt nicht, dass es so weitergehen wird. Die Inhaberin des Hotels Sautter, deren Familienmitglieder unter anderem auch den Ratskeller leiten, rechnet mit weniger Feiern im nächsten Jahr: „Wenn das mit den Entlassungen so weitergeht, denke ich, dass es nächstes Jahr schlechter wird“, sagt sie. „Restaurants braucht keiner, da sparen sie dann als Erstes.“ Auch in ihren Lokalen läuft es derzeit gut, „es wäre aber schön, wenn man das gute Geschäft auf das ganze Jahr verteilen könnte“, sagt sie. Im Winter müsse sie Personal aufstocken und im Sommer wieder abbauen. Wer einen Platz möchte, bekommt ihn im Hotel Sautter und im Ratskeller noch. „Schwierig wird es, wenn man mit 50 Personen kommt“, sagt Brunner.