Stuttgart-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich Foto: dpa

Er ist Stimme und Gesicht des Bahnprojekts Stuttgart 21. Jetzt will Wolfgang Dietrich andere Wege gehen. Der Projektsprecher legt sein Amt Ende des Jahres nieder.

Er ist  Stimme und Gesicht des Bahnprojekts Stuttgart 21. Jetzt will Wolfgang Dietrich andere Wege gehen. Der Projektsprecher legt sein Amt Ende des Jahres nieder.

Stuttgart - Wolfgang Dietrich, Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart 21, tritt ab: Zum Ende des Jahres werde er sein Amt abgeben, teilte die Bahn am Mittwoch mit. Vier Jahre fungierte der 66-Jähriger als Stimme und Gesicht des umstrittenen Milliardenprojekts.

"Jetzt, vier Jahre nach der großen Eskalation und einer vollkommen unübersichtlichen Projektlage, ist das Projekt nun gefestigt. Deshalb ist jetzt auch der Zeitpunkt gekommen, mich von den Aufgaben die ich vor über vier Jahren übernommen habe, wieder zurückzuziehen", erklärte Dietrich in einer persönlichen Mitteilung. Es sei an der Zeit, die Kommunikation für das Projekt in die Strukturen zurückzuführen, die für Großprojekte üblich seien.

Dietrich war für die Stuttgart-21-Gegner ein rotes Tuch. Der Sprecher der Parkschützer Matthias von Herrmann sagte, Dietrich habe als „Prügelknabe“ gedient, um von den Verantwortlichen für das Milliarden-Projekt abzulenken. Kritik entzündete sich auch daran, dass Dietrich nur für die Bahn, aber nicht die anderen Projektpartner sprach, die sein Kommunikationsbüro mitfinanzierten.

Lob von Bahnchef Grube

Völlig anders fiel die Beurteilung Dietrichs durch Bahnchef Grube aus. Der lobte die „großen Verdienste des wahren Kämpfers für Stuttgart 21“: „Er übernahm das Ruder, als die Rahmenbedingungen am schwersten waren, steuerte erfolgreich die Kommunikation zum Volksentscheid 2011 und die Projektkommunikation bis heute.“ Grube fügte hinzu: „Wolfgang Dietrich schaute nie weg, scheute keine Diskussion, versuchte aufzuklären und nutzte jede Gelegenheit, Bürger mit Fakten und guten Argumenten von den Chancen und Perspektiven des Projektes Stuttgart 21 zu überzeugen.“

Konzernvorstand Volker Kefer kündigte an, bis Ende des Jahres eine Nachfolgeregelung zu treffen und betonte: „Mit seinem Namen verbindet die Deutsche Bahn transparente, offene, authentische und konstruktive Projektkommunikation.“ Von Herrmann sagte hingegen, inhaltliche Auseinandersetzungen seien mit Dietrich nie möglich gewesen, er sei blind gegenüber den Fakten gewesen.

Dietrich war im September 2010 dem ehemaligen Stuttgarter Regierungspräsidenten Udo Andriof an die Seite gestellt worden. Bis Sommer 2010 war Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler ein Jahr lang Projektsprecher. Er verabschiedete sich aus der Position, nachdem sich seine Partei für eine Volksabstimmung über das Projekt ausgesprochen hatte. Andriof nahm nach nur wenigen Monaten seinen Hut. Seitdem vertritt Dietrich alleine die Projektpartner.

Dass seine Aufgabe eine nicht immer angenehme war, schreibt Dietrich auch in seiner Mitteilung. Es sei ihm aber nicht schwer gefallen, „den ein oder anderen zum Teil auch persönlichen Angriff“ auszuhalten. Dabei geholfen habe ihm die „überwältigende und nicht selbstverständliche Unterstützung, die ich über all die Jahre erfahren habe“.