Tausende haben am Montagabend erneut gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 demonstriert. Foto: Beytekin

Die Demonstranten freuen sich über den grün-roten Wahlsieg, stellen aber auch Forderungen.

Stuttgart - Einen Tag nach der Landtagswahl in Baden-Württemberg haben am Montagabend wieder unzählige Menschen gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 demonstriert. Während die Polizei von 2500 Teilnehmern spricht, gehen die Veranstalter von 10.000 Demonstranten aus. Sie versammelten sich zu einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof und zogen anschließend auf den Schlossplatz in der Innenstadt.

Die Stuttgart-21-Gegner freuten sich laut Parkschützer-Sprecher Matthias von Herrmann zwar über den grün-roten Wahlsieg, formulierten aber auch ihre Erwartungen an die zukünftige Regierung: "Wir erwarten von Ihnen, Herr Kretschmann, dass Sie aussteigen aus der Finanzierung für Stuttgart 21 und der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm."

Stocker: Protest geht weiter

Gangolf Stocker, eine der Symbolfiguren des Widerstands gegen Stuttgart 21, betonte auf der Kundgebung, der Protest werde auch unter einer grün-roten Regierung fortgesetzt. Man müsse aber darüber nachdenken, ob die derzeitige Form der Montagsdemonstrationen noch stimmig sei. Denkbar sei "eine neue Form der politischen Kundgebung". Details wollte er nicht nennen.

Die Stuttgart-21-Gegner wollten sich in die anstehenden Koalitionsgespräche zwischen Grünen und SPD einmischen, kündigte Stocker an. Zudem müsse der Volksentscheid über Stuttgart 21 vorbereitet werden. Dazu müsse zunächst der bei den Schlichtungsgesprächen vereinbarte Stresstest unter Beteiligung der Projektgegner durchgeführt werden. Den Volksentscheid wolle man unbedingt, betonte Stocker. Nur auf diese Weise könne der Konflikt um das Bauprojekt befriedet werden. Stocker forderte die Bahn auf, einen Baustopp über das Projekt zu verhängen.

Stocker kritisiert Ausschreitungen

Stocker kritisierte zugleich die Ausschreitungen am späten Sonntagabend am Stuttgarter Hauptbahnhof. Im Verlauf der jahrelangen Proteste hätten die Bürger das Selbstbewusstsein erworben, der Politik ins Geschäft zu reden. Dies müsse unbedingt erhalten bleiben. Nicht zur politischen Kultur gehöre jedoch, "dass man angetrunken Bauzäune umreißt". Stocker distanzierte sich zugleich vom Sprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann, der die Ausschreitungen in einer ersten Stellungnahme begrüßt hatte.