Auf der Heilbronner Straße stadteinwärts wird ab der Jägerstraße die Zahl der Fahrspuren reduziert. Das soll der Bahn helfen, S 21 schneller fertig zu stellen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Landeshauptstadt kommt der Bahn beim Bau von Stuttgart 21 entgegen. Weil die Stadt Stuttgart nicht auf ursprünglichen Forderungen beharrt, kann der Tiefbahnhof schneller an die Tunnel nach Feuerbach und Cannstatt angeschlossen werden.

Stuttgart - Eine der verkehrsreichsten Straßen der Landeshauptstadt, die Heilbronner Straße, wird im Bahnhofsbereich erneut provisorisch umgebaut, um den Bau des S-21-Tiefbahnhofs zu beschleunigen. In der Nacht von Sonntag, 19. Februar, auf Montag, 20. Februar, wird die Verkehrsführung zwischen der Kriegerstraße und dem Arnulf-Klett-Platz/Kriegsbergstraße geändert. In dem Bereich werden die Fahrspuren von drei auf dann nur noch zwei Spuren reduziert und fächern sich erst am Arnulf-Klett-Platz wieder zu den sechs bisher schon bestehenden Fahrspuren auf. Die Änderung soll für ein Jahr gelten. Die Reduzierung der Fahrspuren ermöglicht es der Bahn, in diesem Abschnitt die Unterquerung der Heilbronner Straße für den Anschluss des Bahnhofs-Nord an die Tunnel nach Feuerbach und Cannstatt schneller voranzutreiben. Die DB-Projektgesellschaft verspricht sich davon einen Zeitgewinn von rund 12 Monaten.

„Die geänderte Verkehrsführung ist Teil unserer Gegensteuerungsmaßnahmen, um die Zeitverzögerung bei der Talquerung aufzuholen. Das ist für uns sehr wichtig“, erläuterte Michael Pradel, der als Leiter für den Planfeststellungsabschnitt 1.1. von Stuttgart 21 verantwortlich zeichnet. Pradel geht davon aus, dass die von einem Ingenieurbüro simulierten und berechneten Maßnahmen „die Leichtigkeit des Verkehrs“ auf der Heilbronner Straße nicht beinträchtigen werde. Ursprünglich hatte die Bahn geplant, die Heilbronner Straße in zwei nacheinander folgenden Bauphasen zu unterqueren. Die geänderte und mit der Stadt abgestimmte Verkehrsführung ermögliche es nun, beide Bauphasen zusammenzufassen. „Das bedeutet eine Beschleunigung um ein Jahr auf unserem kritischen Weg“, so Pradel am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Zuletzt hatte die Bahn eingeräumt, bei der Talquerung hinke der Baufortschritt dem Zeitplan um rund zwei Jahre hinterher.

Stadt interpretiert Forderungen aus dem Planfeststellungsbeschluss neu

Möglich wird die Änderung der ursprünglichen Planungen durch ein Entgegenkommen der Landeshauptstadt. Der für S 21 beim Tiefbauamt zuständige Projektleiter Gerhard Rotermund sagte, ursprünglich habe die Stadt im Planfeststellungsbeschluss für den Bauabschnitt darauf gedrängt, dass alle Fahrspuren erhalten werden müssten. De facto, so interpretierte Rotermund den Beschluss, bedeute dies, dass sich „die Qualität des Verkehrs nicht verschlechtern darf“ und somit der Status quo erhalten bleibe. Dies sei aufgrund der Untersuchungen des Ingenieurbüros auch mit dann nur noch zwei Spuren in besagtem Abschnitt gegeben. Projektsprecher Jörg Hamann lobte die „lösungsorientierte Zusammenarbeit“ mit den städtischen Verkehrsbehörden. Dies helfe, die Belastungen durch die Bauarbeiten so kurz wie möglich zu halten.

Um Rückstaus durch den Verkehr vom Pragsattel her (auf dieser Strecke verkehren pro Tag rund 25 000 Autos) auf dem zweispurigen Abschnitt „nach Möglichkeit“ zu vermeiden, werden zudem die Ampelanlagen angepasst, die einzelnen Grünphasen verkürzt, aber deren Anzahl gleichzeitig erhöht. Zudem wird der bestehende Fußgängerüberweg an der Einmündung in die Kriegsbergstraße in Richtung der Ossietzky-Straße verlegt. Damit soll der Rechtsabbiegerverkehr aus der Heilbronner Straße flüssiger werden.

Verkehrsbehörde will Situation prüfen und gegebenenfalls nachjustieren

Die Änderungen stadtauswärts in Richtung Pragsattel sind weniger gravierend. Bereits am Donnerstag hat die Stadt damit begonnen, die bestehenden drei Fahrspuren zum Kurt-Georg-Kiesinger-Platz auf einen fertig gestellten Baugrubendeckel und eine sich anschließende Behelfsbrücke zu verschieben. Gerhard Rotermund und sein Kollege Peter Koch vom Amt für öffentliche Ordnung zeigten sich zuversichtlich, dass sich die Autofahrer nach einer Eingewöhnungsphase an die neue Verkehrsführung gewöhnen werden. Am Anfang werde es auf der zu Spitzenzeiten ohnehin überlasteten Straße zu Staus kommen. Die Verkehrsbehörde will die Situation regelmäßig beobachten und dann gegebenenfalls nachjustieren.