Kita-Kinder bekommen in Baden-Württemberg eine gute Betreuung. Foto: dpa

Im Bundesvergleich schneidet Baden-Württemberg bei der Qualität der Kinderbetreuung am besten ab. Grün-Rot sieht sich bestätigt, die Gewerkschaft Verdi mahnt die Politik, sich auf diesen Lorbeeren nicht auszuruhen.

Stuttgart - Die Qualität der Kinderbetreuung im Südwesten ist nach einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung im Bundesvergleich am besten. Der Personalschlüssel sei sowohl bei den Krippen- als auch bei den Kindergartenkindern Spitze, teilte die Stiftung am Montag im nordrhein-westfälischen Gütersloh mit.

Zwischen Main und Bodensee kommen 3,1 unter Dreijährige und 7,7 Drei- bis Sechsjährige (Stand 1. März 2014) auf eine Erzieherin. Zwei Jahre zuvor seien es noch 3,5 Kleinkinder und 8,6 Dreijährige und ältere pro Erzieherin gewesen. Seit August 2013 haben die Eltern von Kindern unter drei Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

Nahe am empfohlenen Betreuungsschlüssel

Die mit Bildungsfragen befasste Bertelsmann Stiftung bescheinigt dem Land Baden-Württemberg, nah an den von ihr empfohlenen Richtwerten zu sein - höchstens drei Kleinkinder und 7,5 ältere Kinder pro Erzieherin. Dabei sei zu berücksichtigen, dass Erzieherinnen mindestens ein Viertel ihrer Zeit für Dokumentation, Team- und Elterngespräche verwendeten. Grün-Rot hatte 2011 die Erhöhung der Grunderwerbsteuer um 1,5 Punkte auf 5,0 Prozent beschlossen, um mehr Geld in die frühkindliche Bildung investieren zu können.

Die Gewerkschaft Verdi erklärte, es habe sich zwar viel getan bei der Kinderbetreuung im Südwesten. Dennoch gebe es Nachbesserungsbedarf - vor allem beim Personal, wie die für den Fachbereich zuständige Gewerkschaftssekretärin Nancy Hehl sagte. Aus der Praxis gebe es Rückmeldungen, dass die Personaldecke recht dünn sei - vor allem, wenn jemand krank werde oder im Urlaub sei. „Wir brauchen eine entspanntere Personalsituation, um Qualität liefern zu können.“

Landespolitik fühlt sich bestätigt

Kultusstaatssekretärin Marion von Wartenberg (SPD) sagte: „Die Studie bestätigt uns erneut, dass es in Baden-Württemberg gelungen ist, die Betreuungsangebote für unter Dreijährige auszubauen und gleichzeitig die Qualität weiter zu steigern.“ Dass Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege in Baden-Württemberg attraktiv seien, zeigten auch die Besuchsquoten. 2014 seien 27 Prozent der Einjährigen und 54 Prozent der Zweijährigen in einer Kita oder in der Kindertagespflege betreut worden. Bei den Dreijährigen seien es 93 Prozent, bei den Vierjährigen 96 Prozent und bei den Fünfjährigen 97 Prozent gewesen.

Im Bundesschnitt betreute eine Erzieherin 4,4 Krippen- oder 9,5 Kindergartenkinder. Die rote Laterne hat im Bertelsmann-Ländermonitor Sachsen mit 6,5 Kindern unter drei Jahren pro Erzieherin. Ungünstige Personalschlüssel wirkten sich nicht nur für die Kinder negativ aus, sondern erhöhten auch die Belastung der Kita-Fachkräfte.

Im Osten müssen sich Erzieher generell um mehr Kinder kümmern. „Angesichts der konstant hohen Unterschiede zwischen den Bundesländern werden bundeseinheitliche Qualitätsstandards für Kindertagesbetreuung immer drängender“, sagte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Die Stiftung weist auch darauf hin, dass trotz des Bedarfs der Anteil an Erzieherinnen mit befristeten Arbeitsverhältnissen sehr hoch sei. Bei den jungen Erzieherinnen seien das 41 Prozent. Unbefristete Verträge stärkten die Bindung an den Arbeitgeber.