Was Altenpflege in Deutschland kostet, ist je nach Region extrem unterschiedlich. Viele Senioren im Südwesten können sich keinen teuren Heimplatz leisten. Doch der Preis für günstige Pflege sind schlecht bezahlte Fachkräfte, wie eine Studie zeigt.

Stuttgart - Viele über 80-jährige Baden-Württemberger können sich mit ihrem eigenen Einkommen hierzulande keinen Pflegeplatz fürs ganze Jahr leisten. Das zeigt die aktuelle Analyse der Pflegelandschaft in Deutschland, die die Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat.

Im Gebiet südlich von Freiburg sowie in Teilen Oberschwabens und der Bodenseeregion reicht das jährliche Durchschnittseinkommen von Senioren über 80 Jahren nur für 228 bis 305 Tage professionelle Pflege, das entspricht zwischen gut sieben und höchstens zehn Monaten. Auch in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland übersteigen die Pflegekosten das durchschnittliche Jahreseinkommen der über 80-Jährigen zum Teil deutlich. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen und den ostdeutschen Flächenländern reicht die durchschnittliche Finanzkraft der über 80-Jährigen fast überall mehr als aus.

„Ist das Geld knapp für die Versorgung im Heim hat das zur Folge, dass häufiger Angehörige einspringen oder Pflegebedürftige zusätzliche Sozialleistungen beantragen“, sagt Stefan Etgeton, Projektleiter für die Untersuchung. So mussten 2013 bundesweit 41 Prozent aller Pflegebedürftigen Sozialhilfe beantragen. „Dahinter, dass in manchen Regionen, die Menschen länger zuhause gepflegt werden, steckt also nicht immer eine freie Entscheidung, sondern eben auch häufig ökonomische Notwendigkeit“, stellt der Gesundheitsexperte fest.

Südwesten schneidet bei Qualität der Pflege am besten ab

Bei der Qualität der Pflege schneidet der Südwesten im bundesweiten Vergleich am besten ab. Der Studie zufolge ist in Baden-Württemberg die höchste Konzentration an Pflegeheimen zu finden, die mit Noten zwischen 1 und 1,2 bewertet wurden. Die Noten beziehen sich auf Pflege und medizinische Versorgung sowie Umgang mit Demenzkranken und werden bei Qualitätsprüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung vergeben.

Deutliche Lohnunterschiede stecken den Experten zufolge hinter dem auffälligen Gefälle zwischen Nordost und Südwest, wo das Einkommen der Pflegekräfte zum Teil doppelt so hoch sei. 2013 lag die Spanne der Bruttoentgelte in der Pflege zwischen 1714 und 3192 Euro monatlich. Das schlägt sich in den Heimkosten nieder: Professionelle Pflege kostet je nach Region im Schnitt zwischen 88 Euro im Jerichower Land und Zwickau und 153 Euro pro Tag in Köln und Krefeld. Bislang fehle es der Politik an einer Lösung, wie Altenpflegekräfte leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Familien finanziell zu überfordern, beklagt die Bertelsmann-Stiftung.