Das Gericht konnten Danielle und Pierre Le Guennec nicht von ihrer Version überzeugen Foto: dpa

Ende eines spaktakulären Prozesses: Ein französisches Gericht verurteilt den ehemligen Elektriker des Künstlers Pablo Picasso wegen Hehlerei. Die Richter glauben nicht an die Geschichte, dass die Bilder aus Dankbarkeit verschenkt worden waren.

Grasse - Pablo Picasso war ein großzügiger Mann, der seine Kunstwerke gerne verschenkte. „Ich habe oft gesehen, wie er Zeichnungen an Leute gab, die er mochte“, erzählte Gérard Sassier, Sohn von Picassos langjähriger Haushälterin Inès. „Aber nie ohne Unterschrift und Widmung. Nicht nur ihm schien es sehr unwahrscheinlich, dass Picassos letzte Frau Jacqueline seinem früheren Elektriker Pierre Le Guennec 271 Werke geschenkt haben soll. Auch das Gericht in Grasse, das in dem spektakulären Fall zu entscheiden hatte, glaubte die Version des Rentners nicht. Es verurteilte Pierre Le Guennec und seine Frau Danielle nun zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Hehlerei.

Das Paar muss die Kunstwerke an Picassos Erben zurückgeben. Fast 40 Jahre lang hatten die Le Guennecs den Schatz mit Millionenwert in ihrer Garage im südfranzösischen Mouans-Sartoux aufbewahrt. Erst 2010 wandten sie sich an Claude Ruiz-Picasso, Sohn des Künstlers und Hauptverwalter des Nachlasses, mit der Bitte um eine Authentifizierung der Werke. In einem Koffer brachten sie sie nach Paris – und Picassos Sohn traute seinen Augen nicht. Gemeinsam mit fünf weiteren Nachfahren reichte er Klage ein. „Eine Sammlung von Objekten dieser Größenordnung, das ist absolut umwerfend“, erklärte er.

60 bis 120 Millionen Euro sollen die Picasso-Bilder wert sein

Der Öffentlichkeit wurden die Werke zum ersten Mal im Gerichtssaal vorgeführt. Lithografien und kubistische Collagen, Porträts und Aktbilder, Zeichnungen von Harlekins und Pferden sind unter den Bildern, die Picasso zwischen 1900 und 1932 angefertigt hatte. Offiziell geschätzt wurde ihr Wert noch nicht. In den Medien kursieren geschätzte Summen zwischen 60 und 120 Millionen Euro. Ihm als Kunstbanausen sei das nicht klar gewesen, als er das „Durcheinander von Zeichnungen, Skizzen und zerknittertem Papier“ sah, verteidigte sich der 75-jährige Le Guennec. Der Anwalt der Picassos vermutet hingegen, Le Guennec sei der Strohmann eines internationalen Kunstschieber-Rings.

Dem früheren Elektriker zufolge hatte ihm Jacqueline Picasso einige Zeit vor dem Tod des Malers im Jahr 1973 einen Karton voller Papier mit den Worten „Nehmen Sie, das ist für Sie“ in die Hand gedrückt. Weil er nach einer Krebsoperation die Besitzverhältnisse klären wollte, hätte er schließlich die Picasso-Erben kontaktiert, erklärte Le Guennec. Diesen erschien die Behauptung unglaubwürdig, es handle sich um edle Gaben. Zumal sie nicht signiert waren – das tat der Maler grundsätzlich erst, kurz bevor er sie verkaufte oder verschenkte.

Dass sie Jacqueline hinter seinem Rücken weggab, käme ebenfalls nicht infrage, sagten die Zeugen. „Unvorstellbar“ sei eine so umfangreiche Schenkung an das Ehepaar, zu dem die Picassos zwar eine freundschaftliche, aber keine innige Beziehung hatten. „Kleiner Cousin“ hätten ihn der Künstler und seine Frau genannt, versicherte hingegen der Elektriker, der jahrelang in deren Landhaus in Südfrankreich gearbeitet hatte. „Ich hatte Picassos absolutes Vertrauen.“ Auf dessen Nachfahren trifft dies nicht zu: „Das ist, als gingen Sie zum Bäcker für ein Baguette, und man gibt Ihnen 271!“, sagte Tochter Maya Widmaier-Picasso.