Der Schwerpunkt des Streiks liegt am Dienstag auf Karlsruhe. Busse und Bahnen fahren hier 24 Stunden nicht. Foto: dpa

Mit Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen setzt die Gewerkschaft Verdi die öffentlichen Arbeitgeber unter Druck. Am zweiten Tag der Protestwelle lag ein Schwerpunkt in Karlsruhe, doch auch in Esslingen, Göppingen und Geislingen war der Nahverkehr ausgebremst.

Mit Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen setzt die Gewerkschaft Verdi die öffentlichen Arbeitgeber unter Druck. Am zweiten Tag der Protestwelle lag ein Schwerpunkt in Karlsruhe, doch auch in Esslingen, Göppingen und Geislingen war der Nahverkehr ausgebremst.

Karlsruhe  - Mehr als 2000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst im Südwesten haben nach Angaben der Gewerkschaft Verdi mit Warnstreiks ihre Forderungen in den Tarifverhandlungen bekräftigt. Schwerpunkte waren am zweiten Tag der Protestwelle Karlsruhe und Ulm. Für Mittwoch hat die Gewerkschaft Verdi zu Streiks in Stuttgart aufgerufen, bevor am Donnerstag die Verhandlungen fortgesetzt werden.

„Im fünften Wachstumsjahr in Folge geht es darum, den riesigen Kuchen im Land endlich gerechter zu verteilen“, rief die baden-württembergische Verdi-Landesbezirksleiterin Leni Breymaier den 750 Protestierenden in KARLSRUHE entgegen. Die Streikenden hatten sich vor dem Rathaus und vor dem Sitz der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) zu zwei Demonstrationen versammelt. Die beiden Protestmärsche kamen in der Innenstadt zu einer gemeinsamen Kundgebung zusammen. Auf Transparenten hieß es unter anderem: „Fachkräftemangel in Kitas - deshalb Aufwertung des Erziehungsberufes und mehr Gehalt!“

Unverständnis bei den Fahrgästen

Der 24-stündige Warnstreik in Karlsruhe sei „sehr gut angelaufen“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Mittelbaden-Nordschwarzwald, Thorsten Dossow. Auch die kommunalen Beschäftigten am Karlsruher Institut für Technologie legten ihre Arbeit nieder.

Betroffen von den Warnstreiks sind Busse und Straßenbahnen, die S-Bahnen waren weiter in Betrieb. Geschlossen blieben auch städtische Kindertagesstätten und Schüler-Horte. Bei Fahrgästen stießen die Aktionen auf Unverständnis. Viele warteten vergeblich an den Haltestellen, um dann schließlich ein Taxi zu bestellen. Er habe zehn Prozent mehr Umsatz gemacht als an normalen Tagen, sagte ein Taxifahrer.

Auch in ULM standen am Dienstag zeitweise Straßenbahnen und Busse still. Nach Auskunft der Verdi-Sprecherin im Bezirk Ostwürttemberg-Ulm, Maria Winkler, waren im gesamten Ulmer Nahverkehrsnetz von den Stadtwerken nur eine Straßenbahn sowie drei Busse unterwegs. Mehrere zehntausend Fahrgäste waren in der Donaustadt von den Streiks betroffen. Rund 350 Angestellte von Stadtwerken, Entsorgungsbetrieben und Stadt beteiligten sich an der Arbeitsniederlegung und demonstrierten bei einer Veranstaltung in Ulm für bessere Löhne.

Am Mittag verlagerten sich die Aktionen der Gewerkschaft im Südosten des Landes nach AALEN. Dort legten Angestellte der Kreissparkasse, verschiedener Ämter der Stadt sowie der Straßenmeisterei ihre Arbeit nieder. Nach Angaben von Winkler beteiligten sich daran etwa 230 Beschäftigte. Ausgerüstet mit Trillerpfeifen, Fahnen und Streikwesten verliehen sie ihren Forderungen nach mehr Gehalt Ausdruck. Bestreikt wurden auch öffentliche Einrichtungen und Betriebe in Göppingen, Geislingen, Friedrichshafen und Offenburg.

In ESSLINGEN wurde laut Verdi neben dem öffentlichen Nahverkehr, den Kindertagesstätten und Behörden auch die Klinik bestreikt. „Etwa 15 Operationen mussten wir heute im Einverständnis mit den Patienten verschieben“, sagte eine Klinik-Sprecherin. Die Patientenversorgung sei aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen.

Auf einer zentralen Kundgebung in Esslingens Innenstadt sagte die stellvertretende Verdi-Landesbezirksleiterin Dagmar Schorsch-Brandt: „Die Beschäftigten bei Bund und Kommunen verdienen keine Reichtümer, im Gegenteil. Sie wollen Anschluss halten an die Gehälter in der Privatwirtschaft. Täglich erbringen sie für uns hochwertige öffentliche Dienstleistungen, sie haben deshalb deutlich mehr verdient.“

Die landesweiten Streiks sollen auch am Mittwoch fortgesetzt werden, unter anderem dann auch in der Landeshauptstadt STUTTGART. Am Donnerstag ist dann eine zweite bundesweite Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaften und öffentlichen Arbeitgebern angesetzt. Verdi fordert eine Anhebung der Entgelte um 100 Euro plus zusätzlich 3,5 Prozent. Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt.