Der Streik der GDL trifft wieder tausende Menschen in Deutschland. Foto: dpa

Millionen Fahrgäste sind wieder die Leidtragenden: Zwei Tage lang bestreiken die Lokführer den Personenverkehr bei der Bahn. Noch ist unklar, wie es nach dem Ausstand weitergeht.

Berlin - Die Lokführer haben mit ihrem Streik am Mittwoch den Personenverkehr empfindlich getroffen. Im Fernverkehr der Deutschen Bahn wurden nach Unternehmensangaben nur 30 Prozent der sonst üblichen Züge eingesetzt. Im Nahverkehr und bei den S-Bahnen sollten am Mittwoch und Donnerstag je nach Region 15 bis 60 Prozent der Züge fahren. Die von der Bahn aufgestellten Ersatzfahrpläne konnten weitgehend eingehalten werden, berichtete eine Sprecherin am Vormittag. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte, rund 3000 Lokführer und Zugbegleiter seien am Mittwoch im Ausstand.

Im Tarifkonflikt legten in der Nacht zum Mittwoch von 2.00 Uhr an auch die Lokführer von Fern- und Regionalzügen die Arbeit nieder. Damit müssen Millionen Pendler und Reisende bis Streikende am Donnerstagabend in vielen Fällen auf andere Verkehrsmittel umsteigen. Im Güterverkehr hatte der GDL-Ausstand bereits am Dienstagnachmittag begonnen.

Bereits der siebte Streik

Es ist die siebte Streikwelle der GDL in dem seit Sommer 2014 bestehenden Tarifstreit mit der Bahn. Der Ausstand soll im Personenverkehr insgesamt 43 Stunden dauern und an diesem Donnerstag um 21.00 Uhr enden. Im Güterverkehr ist das Streikende für Freitag um 9.00 Uhr nach 66 Stunden geplant. Private Bahnanbieter werden nicht bestreikt, ihre Züge fahren. Die GDL drohte bereits mit einem weiteren Streik in der kommenden Woche. „Es wird keine weiteren wochenlangen Ultimaten geben“, sagte der GDL-Bezirksvorsitzende für Berlin, Brandenburg und Sachsen, Frank Nachtigall, der „Berliner Zeitung“.

Nach ersten Eindrücken der Deutschen Bahn waren die Züge am Mittwoch voller als bei den vorherigen Streiks. Das deute darauf hin, dass die Ersatzfahrpläne von den Kunden besser angenommen würden, sagte eine Sprecherin. In Berlin, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt hätten sich mehr Lokführer zum Dienst gemeldet als erwartet, hieß es bei der Bahn in diesen Ländern. Entsprechend mehr Züge sollten eingesetzt werden. In Berlin und Hamburg bot die S-Bahn auf den meisten Linien einen 20-Minuten-Takt. Die S-Bahnen in München und Nürnberg sollten im Stundentakt fahren.

An vielen Bahnhöfen zeigten sich Fahrgäste am Morgen irritiert, dass gestrichene Züge nicht auf den Anzeigetafeln auftauchten - anders als im Internet. An den Infoständen der Bahn bildeten sich vielerorts Schlangen.

Schuldzuweisungen der GDL

GDL-Chef Weselsky wies der Bahn abermals die Schuld für den Streik zu: „Wir haben durchaus zwischenzeitlich Fortschritte gemacht. Aber das, was der Bahnvorstand am Ende geboten hat, war die blanke Provokation“, sagte er in Fulda. Die Bahn habe eine einseitige Erklärung abgegeben. Es zähle aber nur ein Papier, auf dem Zwischenergebnisse fixiert seien, die beide Seiten tragen. Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber nannte den Streik überflüssig und schädlich. Vorwürfe der Lokführergewerkschaft, das Management der Bahn habe kein Ergebnis erzielen wollen, wies Weber im ARD-„Morgenmagazin“ erneut zurück.

Die GDL hatte die Verhandlungen am Freitag erneut für gescheitert erklärt. Einen für kommenden Montag verabredeten Verhandlungstermin mit der Bahn sagte sie ab. Als entscheidenden Punkt bezeichnete sie die Einstufung der Lokrangierführer im Tarifgefüge die Bahn. Die Bahn versuche, diese Berufsgruppe „als billigen Jakob im Tarifvertrag zu verankern“. Nach 16 Tarifverhandlungsrunden seit Sommer 2014 fehlten noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen. Als Beispiel nannte Weselsky eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.