Segelflieger in der Abendsonne: Besonders am Ende eines Flugtages kann es mit den Aufwinden, die Segler so dringend brauchen, schwierig werden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Außenlandungen von Segelfliegern sorgen für Aufsehen / Piloten bereiten sich auf den Notfall vor

Enzkreis. Die Segelflugzeuge schwebten über die Autobahnbaustelle bei Nöttingen und das nahe Wohngebiet hinweg und landeten zielgenau und sicher auf einem Acker. Anwohner, die das Manöver beobachtet hatten, staunten nicht schlecht.

Die Piloten waren in Hockenheim zu einem Wertungsflug der Qualifikationsmeisterschaften für die deutschen Segelflugmeisterschaften gestartet, fanden aber keine Aufwinde mehr, die sie zum Ziel hätten tragen können. Am selben Tag landete bei Straubenhardt ein ebenfalls in Hockenheim gestarteter Flieger. Für ihn ohne Folgen, sein Flugzeug jedoch streifte Bäume und wurde stark beschädigt. Die vielen außerplanmäßigen Landungen sorgten für Aufsehen.

Segelflieger aus der Region können sich in die betroffenen Piloten hineinversetzen. Denn wer lange Strecken in den unmotorisierten Flugzeugen zurücklegt, muss immer damit rechnen, dass ihn die Thermik im Stich lässt – der Aufwind, in dem er sein Flugzeug wieder in die Höhe schrauben kann, um dann wieder in die Weite zu gleiten. Ohne ihn muss das Flugzeug immer mal wieder früher zu Boden: idealerweise auf einem anderen Flugplatz, oft aber auch im freien Gelände.

"Ich musste auch mal auf einem abgemähten Weizenfeld landen", sagt Matthias Enkelmann, Vorsitzender des Flugsportclubs Pforzheim und Straubenhardt, "aber zum Glück war das bei Bruchsal und mein Rückholteam musste nicht so weit fahren."

Vor dem Start organisiert jeder Pilot, wer im Notfall ins Auto steigt und mit dem Anhänger zur Landestelle fährt. Ohne Hilfe geht es für ein Segelflugzeug eben nicht mehr nach oben. Segelflieger wie Enkelmann, sein Vorstandskollege Dieter Frey oder die Flieger vom FSC Mühlacker erläutern, wie in der Ausbildung auf den Fall der Fälle vorbereitet wird.

Die Piloten sprechen dabei von Außenlandungen und ausdrücklich nicht von Notlandungen. Entsprechend früh müsse man bei abreißender Thermik Ausschau nach Landemöglichkeiten halten, Waldflächen meiden und – falls kein Flugplatz erreichbar ist – am liebsten einen Acker anvisieren.

"Braun vor grün" nennt Enkelmann das Flieger-Prinzip. Der Grund: auf einem bewirtschafteten Feld verstecken sich keine unliebsamen Überraschungen wie verdeckte Gräben oder Steine. Hohes Gras könne auch andere Probleme bereiten. Frey: "Eine Tragfläche kann sich darin verfangen und dann geht der Ringelpietz los." Das Flugzeug könne sich dann in hoher Geschwindigkeit drehen.

Die Regel sieht aber eher so aus wie am Pfingstmontag bei Nöttingen – und die Piloten landen ohne Probleme und warten aufs Rückholteam.