Behindert und etwas älter, aber nicht chancenlos: Jürgen Schwab, Chef der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, besuchte Frank Schlagenhof an seinem neuen Arbeitsplatz in Feldrennach. Von links: Jürgen Schwab, Frank Schlagenhof (sitzend) und Landwirt Helmut Walker. Foto: Schwarzwälder-Bote

Behinderter Metzger findet bei Feldrennacher Bauer Arbeit / Eingliederung älterer und benachteiligter Menschen

Straubenhardt-Feldrennach. Schwerbehindert, über 50 Jahre alt und arbeitslos – diese Eigenschaften brachte Frank Schlagenhof mit, als er sich bei seinem künftigen Arbeitgeber, dem Landwirt Helmut Walker in Feldrennach, vorstellte. Er hat einen Grad der Behinderung von 60 Prozent wegen einer Bewegungseinschränkung am rechten Arm aufgrund eines Unfalls. Nach einem Praktikum stand fest, dass sich der Landwirt für den Schwerbehinderten entschieden hatte. Darauf weist die Agentur für Arbeit Nagold- Pforzheim in einer Pressemitteilung hin.

Frank Schlagenhof arbeitete bis zu seinem Motorradunfall in den 80er-Jahren in seinem erlernten Beruf als Metzger. Es folgten eine Rente auf Zeit für die Dauer von zwölf Jahren und anschließend ein Wiedereinstieg ins Erwerbsleben. Allerdings konnte er den Beruf des Metzgers nicht mehr ausüben und fand bald als Lagerhelfer sowie Rundschleifer in verschiedenen Betrieben eine Beschäftigung.

Nachdem der letzte Arbeitgeber seine Produktion ins Ausland verlagerte, wurde Schlagenhof im Herbst 2011 arbeitslos. Als etwas älterer Arbeitnehmer in einem Helferberuf und dazu mit einem Handicap hatte er wenig Hoffnung schnell wieder eine Arbeit zu finden. "Eigens für diesen Personenkreis finanziert die Arbeitsagentur alljährlich Bildungsmaßnahmen, die die Chancen Schwerbehinderter auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern", sagt Jürgen Schwab, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold–Pforzheim. Schlagenhof besuchte zwei Bildungsmaßnahmen, bekam dort berufliches- und Bewerbungscoaching. "Ich habe mich ständig beworben und sogar eigene Flyer in Betrieben verteilt", berichtet Schlagenhof aus seiner Vergangenheit, "aber leider ohne Erfolg".

Der Zufall wollte es, dass auf dem benachbarten Bauernhof ein Helfer in der Landwirtschaft gesucht wurde. Der Feldrennacher, der nur in 500 Metern Entfernung wohnt, ergriff diese Chance. Mit Hilfe des Bildungsträgers und der Arbeitsagentur kam es zunächst zu einer geförderten Maßnahme beim Arbeitgeber, um zu testen, ob ein Arbeitsplatz dieser Art durch einen Schwerbehinderten überhaupt besetzt werden kann. Immerhin sind 25 Kühe und neun Kälber zu versorgen. Außerdem brauchte der Landwirt einen Helfer, der ihm auch sonst zur Seite steht. Der Umgang mit dem Traktor ist dabei unerlässlich. Das alles war für Schlagenhof kein Problem. "Ich bin froh, dass ich in ihm einen solch zuverlässigen und fleißigen Helfer gefunden habe", freut sich der Landwirt, der zudem noch 110 Hektar Grün- und Ackerland zu versorgen hat.

Seit Oktober ist Schlagenhof dort beschäftigt. Für ihn beginnt der Arbeitstag um 8 Uhr mit der Fütterung der Kälber und Kühe. Dabei müssen Futtermischungen bereitet werden. Am Traktor hat man eine Umrüstung vorgenommen, um dem Schwerbehinderten diese Arbeit zu ermöglichen. Die Arbeitsagentur Nagold- Pforzheim konnte dieses unbefristete Beschäftigungsverhältnis fördern und so die anfänglichen Leistungsdefizite ausgleichen.

Wer bereit ist, einen Arbeitnehmer mit Handicap einzustellen, sollte sich mit der zuständigen Arbeitsagentur in Verbindung setzen. Nähere Auskünfte über die Beschäftigung und Förderung von Schwerbehinderten erteilt der Arbeitgeberservice.