So stellen sich die Planer das neue Viertel vor (rechts). Im Hintergrund ist das Europäische Parlament zu sehen. Foto: Schauer

"Wacken Europe": In Straßburg entstehen Büro- und Wohngebäude.

Straßburg - Die Pläne bestehen seit Jahren. Die alten Messehallen beim Europaparlament sind vor Monaten abgerissen worden. Jetzt begannen die Bauarbeiten für das neue Geschäfts- und Wohnviertel im Stadtteil Wacken.

"Wacken Europe" wird das neue Quartier heißen. In Rufweite zum Europaparlament soll ein vier Hektar großes, internationale Geschäftsviertel entstehen. Auch Wohnungen sind in den Planungen vorgesehen. Mit "Linkcity" und "Altarea Cogedim" sind für das erste Drittel des Projekts zwei Investoren gefunden worden. In fünf Phasen werden 105 000 Quadratmeter Nutzfläche verbaut: 45 000 Quadratmeter sind für Büros vorgesehen, 10 000 Quadratmeter für Hotels, 2000 Quadratmeter für Geschäfte und Dienstleistung sowie 18 000 Quadratmeter für 250 Wohnungen. Und 30 000 Quadratmeter Fläche sind für europäische Institutionen reserviert.

"Hier kommt das Straßburg der Zukunft zum Ausdruck. Ein neues urbanes Modell, das architektonische Qualität, einen Mix aus Nutzen und Funktionen und innovativer Mobilität für mehr Lebensqualität vereint", fasst Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries zusammen.

Aber im Rathaus hat man auch anderes im Sinn. Seit Jahren ist Straßburg als "Europahauptstadt" in Frage gestellt. Eine Gruppe von Abgeordneten des Europäischen Parlaments fordert, nur noch in Brüssel zu tagen.

Viertel soll den Status als "Europahauptstadt" sichern

Mit "Wacken Europe" sieht man sich im Rathaus auch dazu wieder auf der sicheren Seite. Weiß man doch auch, dass in der Brüsseler Infrastruktur der europäischen Institutionen größere Renovierungen anstehen.

Für Ries ist es zunächst ein Projekt, "das urbane Ideen des 20. Jahrhunderts ins Gegenteil verkehrt, am Stadtrand wird für mehr Stadt kein Bauernland betoniert, Straßburg wächst jetzt nach innen". Robert Hermann, Präsident der Stadtgemeinschaft "Eurométropole de Strasbourg", sieht es so: "Mit den Ambitionen hier sind wir beim Wettbewerb unter den europäischen Metropolen im Spiel."

Dass "Adidas France" aus dem elsässischen Landersheim mit 200 Mitarbeitern nun doch nicht, wie ursprünglich vom Aufsichtsrat empfohlen, nach Paris, sondern 2018 nach "Wacken Europe" ziehen wird, ist beiden eine besondere Freude. Und beide sind optimistisch, dass sich auch andere namhafte Firmen für das neue Viertel entscheiden werden.

Zwei große Gebäude mit 16 000 Quadratmetern Büros und die 148 Wohnungen auf zwei Mal 16 und ein Mal fünf Etagen sollen bis zum Abschluss der ersten Bauphase Ende 2017 bis Mitte 2018 schlüsselfertig stehen. Die Wohnungen der Topklasse bleiben dem Eigentumserwerb vorbehalten. Mietwohnungen sollen später geplant werden.

Die Hotels mit vier Sternen sind zum Bau ab 2019 vorgesehen. Die Eröffnung der neuen Messe, die gegenüber für 180 Millionen Euro bis 2018 stehen sollte, wird sich bis 2020 verschieben, hieß es im April von der Stadtgemeinschaft. "Um das Budget für Investitionen nicht zu strapazieren", hieß es. Die Stadtgemeinschaft hat ein Jahresbudget von 1,3 Milliarden Euro und ist für 2015 mit 484 Millionen Euro verschuldet.