Neben der "Hall des Chars" gibt es bis 15. Januar täglich 24 Stunden lang ein Café. Foto: Schauer

Macher der "Panzerhalle" müssen Schlüssel an Stadt abgeben. Entscheidung über Zukunft soll am Mittwoch fallen.

Straßburg - Wie geht es mit der Kunstszene in Straßburg weiter? Die Macher der "Panzerhalle" haben ihre Schlüssel an die Stadtverwaltung zurückgeben müssen. Doch Widerstand regt sich. Für Dienstag sind Gespräche geplant.

Die alternative Kultur hat auf dem Gelände der Zentralmolkerei an der Ecke rue du Hohwald und rue du Ban de la Roche in Straßburg seit Jahren ein Zuhause. Die Molkerei aus dem Jahr 1915 ist seit den 1980er-Jahren geschlossen. Dort sind jetzt die Künstlerkommune in der "Semencerie" (Gewächshaus), das Jugendzentrum "Molodoï" und "La Laiterie" untergebracht. Dazwischen ist die "Hall des Chars", die Panzerhalle. Seit 2006 führt dort ein Künstlerkollektiv Regie. Die Stadt Straßburg hat das Haus mit Theater, Ausstellungsraum und Bar dem Kollektiv überlassen. Denn: Das Konservatorium, das dort teilweise untergebracht war, war im Sommer 2006 in das neue Haus am Place de l’Etoile umgezogen.

Das Kollektiv mit dem Namen "Friche Laiterie", das aus etwa 60 Bildhauern, Malern, Musikern, Tänzern und Schauspielern besteht, stellte bis 2010 ein buntes, abwechslungsreiches Kunstprogramm auf die Beine. Dann gerieten die Kunstschaffenden untereinander in Streit, auf der Führungsebene gab es Probleme – die Projekte in der "Panzerhalle" wurden immer weniger.

Im vergangenen Jahr dann verlängerte die Stadt Straßburg den Kreativen den Mietvertrag für das Gebäude nicht mehr. Der beigeordnete Bürgermeister für Kultur, Alain Fontanel, ließ "Friche Laiterie" aber wissen, dass sie "nach der Restrukturierung der Örtlichkeit einen zu definierenden Platz haben können, nicht im gleichen Umfang und zu anderen Bedingungen als bisher." Also gaben sie zum 31. Dezember die Schlüssel ab – und schweben seit dem in der Ungewissheit.

"Wir verstehen nicht, warum die Eile", betont Chiara Villa, Präsidentin des Kollektivs. "Warum sich nicht erst besprechen und dann handeln?" Erst heute, Dienstag, werde sie sich mit der Stadt treffen, um über die Sache zu sprechen. Bürgermeister Fontanel will dann Mittwoch entscheiden.

Am 31. Dezember hat sich der Verein "Strasbourg Curieux" (Straßburg neugierig) als Mitglied des Kollektivs "Friche Laiterie" neben der "Hall des Chars" postiert, um auf das lokale Problem "unabhängiger Kultur" aufmerksam zu machen. Er organisiert bis 15. Januar täglich ein 24 Stunden Sit-in und eine Kaffee-Ecke neben der "Hall des Chars". "Wir müssen hier doch etwas bewegen können", betont Bruno Eichenberger, der Präsident des Vereins.

Auch er setzt auf den heutigen Dienstag: "Es könnten sich die ersten Schritte tun. Wir haben viele Ideen für mehr Begegnung mit den Anwohnern rundum und um hier Menschen zu Kultur und Vereinsleben zusammenzubringen. Es geht auch darum, die Kaffeestube, die seit zehn Jahren zu ist, wieder zu öffnen", erklärt er. "Aber schon heute laden wir ein, am Donnerstag mit uns fröhlich zu feiern", sagt er verschmitzt. Der Tag soll als "Manif’festive" – ein Wortspiel aus "Manifestation" für Demonstration und "festive" für festlich – "ein lustiger Tag mit denen sein, die unsere Ideen so oder so teilen."