"Widerstand, Elsass frei", riefen sie in Deutsch. Die Elsässer wollen als Region unter sich bleiben. Die Demonstration in Straßburg war wohl nicht die letzte nationale Reform der Regionen. Foto: Schauer

Tausende demonstrieren gegen Reform der Regionen. Nationalversammlung entscheidet am Dienstag über Gesetz.

Straßburg - Zum dritten Mal in Folge haben die Elsässer am Samstag lautstark klargemacht, dass sie dagegen sind, dass das Elsass mit Lothringen und Champagne-Ardenne zu einer Großregion vereint wird. Zu der Demonstration sind einige Tausend gekommen.

Wie an den vergangenen zwei Sonntagen in Colmar und Mulhouse, kamen sie aus dem ganzen Elsass nun in Straßburg zusammen, um es wieder mit viel Tamtam heraus zu schreien: "Keine Fusion, Widerstand, Elsass frei". In den Reihen trugen wohl mehr als die Hälfte der Frauen die traditionelle Schlupfhaube. Auch das Meer von Fahnen in den Landesfarben rot und weiß im Demonstrationszug ließ keinen Zweifel zu, wofür man hier war. Die Polizei zählte 1600 Demonstranten, das Kollektiv "Alsaciens réunis", Elsässer vereint, geht als Veranstalter von an die 5000 Teilnehmern aus.

Im Elsass stellt sich mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und den Bürgern seit Monaten eine breite Front gegen die Gebietsreform auf. Aus den 22 französischen Regionen sollen auf Initiative von Präsident François Holland vom Juni dieses Jahres 13 Regionen werden. Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne sollen zu einer Großregion werden. Die Änderungsanträge der elsässischen Abgeordneten und Senatoren für eine alleinige Region mit dem Elsass wurden nicht angenommen. Heute wird die Nationalversammlung das Gesetz endgültig annehmen. Es soll am 1. Januar 2016 in Kraft treten.

Die elsässische Politik ist verunsichert. Die Verwaltungsregion "Région Alsace" mit Straßburg als Hauptstadt ist seit der Reform von 1973 amtlich. Wie die neue Region heißen und wo die Hauptstadt mit Präfektur, Regionalrat und Verwaltungen sein soll, steht noch nicht fest. Das Elsass befürchtet, das Prestige als Region zu verlieren und den Status der Hauptstadt der neuen Region an Metz oder an Reims abgeben zu müssen.

Die Wirtschaft hat Bedenken, dass das Elsass in der Welt nicht mehr als Region und Standort erkannt wird. "Das wird uns Arbeitsplätze kosten", wettert die regionale Industrie- und Handelskammer seit Monaten. Und die Elsässer fürchten als einer von dreien in der Großregion nicht nur um ihre kulturelle Identität. Sie sehen auch schon das Lokalrecht mit Regelungen zum Arbeits- und Kirchenrecht bedroht. Die Debatte ist noch nicht zu Ende, und die Demonstration vom Samstag war wohl nicht die letzte.