Während der Behandlung darf der Patient die Maske abnehmen, der Zahnarzt und die Assistenz haben dafür vor allem bei Behandlungen, bei denen Sprühnebel entsteht, ihre Schutzausrüstung erhöht. Foto: Gaus Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Der Straßberger Zahnarzt Hardy Gaus erzählt, wie die Coronavirus-Pandemie seinen Arbeitsalltag verändert hat

Dass Ärzte systemrelevant sind steht außer Frage – und zweifelsohne sind das auch Zahnärzte. Dennoch wird dieser in Zeiten von Corona gemieden, wenn nicht all zu große Schmerzen plagen. Dass der Gang zum Zahnarzt auch vorbeugend wichtig ist, erklärt der Straßberger Zahnarzt Hardy Gaus.

Straßberg. "In den vergangenen Wochen haben viele Patienten bei uns angerufen und ihren Termin abgesagt", erzählt Hardy Gaus, der seit 35 Jahren eine Zahnarztpraxis in Straßberg betreibt, in der der auch sein Bruder und sein Sohn tätig sind.

Am Gründonnerstag Anfang April hat die Regierung beschlossen, dass Zahnärzte nur noch Schmerz- und Notfälle behandeln dürfen. Schließlich gilt ihr "Arbeitsplatz" – der Mund des Patienten – als Sammelbecken für Bakterien und Viren. Über Ostern haben die Zahnärztekammer und die Kassenzahnärztlichen Vereinigung mit der Landesregierung verhandelt, sodass fortan auch notwendige Behandlungen durchgeführt werden durften – und dazu zählen auch vorbeugende. Mittlerweile dürfen Zahnärzte wieder alle Leistungen anbieten.

Aus kleinen Problemen können ganz schnell große werden

Eine Sache, die Gaus befürwortet, denn wenn man bestimmte Behandlungen, etwa bei Karies und Paradentose, monatelang aufschiebe, könnten daraus schlimmere Zahnprobleme entstehen. Der 64-Jährige rechnet damit, dass die Corona-Krise noch einige Zeit andauern wird und somit auch die damit verbundenen Auflagen – ein allzu langes Aufschieben könne im Einzelfall schlimme Folgen haben.

"Wir müssen mit dem Coronavirus vorsichtig umgehen, aber zahnärztliche Behandlungen sind nach wie vor wichtig", mahnt der Zahnmediziner. Daher haben Gaus und sein Team die Hygienestandards in der Praxis nochmals erhöht. Viel musste aber nicht umgestellt werden, schließlich sind die Hygienestandards seit jeher hoch gewesen, schließlich musste schon vor Corona die Gefahr einer Ansteckung mit anderen Viren minimiert werden. Die Desinfektion von Händen, Behandlungsplatz und den Arbeitsinstrumenten war daher schon immer unverzichtbar in allen Zahnarztpraxen. Bohreraufsätze, Spiegel und Scaler werden in einer speziellen Spülmaschine bei 130 Grad steril gemacht: Sich über Instrumente anzustecken, sei so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto.

Während der Zahnarzt den Mundschutz sonst nur in bestimmten Situationen getragen hat, gehört er nun von früh bis spät zur Arbeitsausrüstung.

Sowohl der Arzt als auch das Assistenzteam sind mit medizinischen FFP-Masken ausgestattet. Eine Pflicht zur Bedeckung von Mund und Nase gilt in der Praxis nun auch für alle Patienten – allerdings nur an der Rezeption sowie im Wartezimmer; sofern sie dieses überhaupt betreten müssen, denn die Termine sind nun so abgestimmt, dass möglichst keine Patientenstaus vorkommen. An der Rezeption müssen die Patienten nun ein Anamneseblatt ausfüllen, denn schon bei geringen Krankheitssymptomen wird keine Behandlung durchgeführt. Dasselbe gilt für das Zahnarztpersonal – es wird nur bei vollkommener Gesundheit gearbeitet.

Erst auf dem Behandlungsstuhl dürfen die Patienten schließlich die Maske abnehmen, um ihren Mund freizulegen. Vor Sprühnebel, der bei manchen Behandlungen entsteht, ist der Zahnmediziner mit Schutzhaube und Visier geschützt.

Im Gegensatz zur Anfangszeit der Coronavirus-Pandemie sei es mittlerweile kein Problem mehr, an Schutzausrüstung zu kommen. Doch die Kosten dafür sind in den vergangenen Wochen buchstäblich explodiert: "Während wir früher drei Euro für 50 Gesichtsmasken bezahlt haben, kosten sie mittlerweile 19 Euro", meint Gaus.

Auch wenn Gaus seinen Patienten viel erklärt und versucht, ihnen die Angst vor einer Ansteckung zu nehmen, hat er Verständnis für Absagen – befürwortet aber deren Kommunikation: Ein Fernbleiben trotz Termin verursache für die Zahnärzte unerwarteten Leerlauf. Um diesen zu vermeiden, ruft die Praxisassistenz alle Patienten einige Tage vor dem Termin an, um nachzufragen, ob er wahrgenommen wird, und um aufzuklären. Zur Prophylaxe erscheint derzeit die Hälfte der Patienten mit Termin, Behandlungen sind um etwa ein Drittel zurückgegangen, schätzt Gaus.

Ihren Patienten wollen die Zahnärzte die Angst nehmen

In den vergangenen Wochen haben Gaus und seine sieben Angestellten den Leerlauf genutzt, um Urlaub abzubauen und die Praxis auf Vordermann zu bringen, doch der Zahnarzt geht davon aus, dass kaum ein Weg um Kurzarbeit herum führt.

Gaus ist es wichtig, seinen Patienten genauso wie denen seiner Kollegen die Angst vor einer Corona-Ansteckung zu nehmen. "Überlegen Sie sich, wann sie bereit für eine zahnärztliche Untersuchung sind", sagt der Mediziner – "aber denken Sie auch an Ihre Zahngesundheit."