Auf "Johann Mautz von Kaiseringen Wies" hat der Grenzstein seinen früheren Platz wieder gefunden. Foto: Deutschmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Truppenübungsplatz: Alter Grenzstein von 1599 steht wieder an seinem angestammten Platz

Auf dem Truppenübungsplatz wurde im vergangenen Jahre ein historischer Grenzstein von 1599 gefunden – dank dem Straßberger Arbeitskreis "Jan von Werth zu Straßberg" ist er jetzt an seinen angestammten Standort zurückgekehrt.

Straßberg/Stetten a. k. M. (dt). Im November 2000 war in Baden-Württemberg die flächendeckende Erfassung von Kleindenkmalen angelaufen – der Begriff bezeichnet alle ortsfesten, freistehenden, kleinen und von Menschenhand geschaffenen Gebilde, darunter auch alte Grenzsteine.

Der Landkreis Sigmaringen zählte zu den Pionieren des Projekts, das dort bereits 2005 abgeschlossen wurde; im Zollernalbkreis dauerte die Erfassung etwas länger, nämlich bis 2014. Auf den Markungsflächen von Straßberg, Kaiseringen und Frohnstetten hatte der Arbeitskreis "Jan von Werth zu Straßberg" allerdings bereits zwischen 1998 und 2007 alle Grenzsteine der ehemaligen geistlichen Herrschaft Straßberg, die bis zum Jahr 1803 ein Besitztum des adeligen Damenstifts Buchau am Federsee war, erfasst und dokumentiert.

Besonders spannend war dabei die Erkundung der Flächen, die zum Truppenübungsplatz Heuberg gehörten. Dort sind zwar im Lauf der Jahrhunderte viele Steine verschwunden, welche die ehemaligen Herrschafts- und Landesgrenzen zwischen Baden, Hohenzollern, Württemberg und kleineren adligen Territorien markierten, doch hat sich trotz militärischem Übungsbetrieb und Artilleriefeuer eine ganze Reihe von ihnen erhalten. Die ältesten gehen auf die Wende zum 17. Jahrhundert zurück, und genau so ein Stein wurde im vergangenen Jahr von der Geländebetreuungsstelle bei der Kommandantur des Truppenübungsplatzes geborgen. Er war verwittert und beschädigt; dennoch war die Kennzeichnung mit der laufenden Nummer, Wappen und Jahreszahl lesbar, und so konnte der ursprüngliche Standort ermittelt und mit GPS genau markiert werden.

Möglich machte dies ein sogenannter Markenbeschrieb vom Juni 1804: "Ein gehauenen Stein, steht im Spritzwanger Thal auf Johann Mautz von Kaiseringens Wies, die er an einen von Messtetten zu kaufen gegeben, ist mit dem Westerstettischen Wappen, Buchstaben E F und Jahrzahl 1599 bezeichnet, jenseits die Stadtwappen und Zahlen 130, seitwärts die Nro 4, scheidet Frohnstetten und Ebingen." EF sind die Initialen des Namens von Eitel Friedrich von Westerstetten (1547 bis 1615), dem Lehnsherrn der Herrschaft Straßberg, Lautlingen und Wildenthierberg, der einst auf Burg Straßberg hauste. Sein Wappen ziert eine Seite des Steins, das der Stadt Ebingen mit der württembergischen Hirschstange die andere.

Mit einem neuen Betonfuß versehen und gemäß der Tradition durch Ziegelbruchstücke als Zeugensteine gesichert, steht dieser Stein nun wieder an seinem angestammten Platz "auf Johann Mautz von Kaiseringen Wies". An der konzertierten Aktion waren neben dem Arbeitskreis und dem orts- und geschichtskundigen Heimatforscher Gerhard Deutschmann aus Straßberg die Geländebetreuungsstelle des Truppenübungsplatzes und die Kommandantur beteiligt – die Geländebetreuungsstelle stellte schweres Gerät zur Verfügung, und die Kommandantur sorgte für die Sicherung des von Blindgängern verseuchten Areals in der Mitte des gesperrten Geländes. Dieses liegt im Spritzwanger Tal zwischen Mautel (=Maut-Tal, Mauertal), der Ruine "Kleiner Wildenstein" und der berühmten Dreibannmarke, dem Dreiländereck. Auch dort stand übrigens einst ein Originalstein von 1604, den Ernst Louis Beck aus Ebingen im Jahr 1954 noch unversehrt antraf. Er muss danach dem Artilleriebeschuss zum Opfer gefallen sein und wurde durch einen neuen Stein ersetzt.

Dem Originalstein Nummer vier im Spritzwanger Tal war ein freundlicheres Geschick beschieden – und in gewisser Weise ist er durch die Kreisreform von 1973 zusätzlich aufgewertet worden: Er wurde zum Grenzstein zwischen dem Landkreis Sigmaringen und dem Zollernalbkreis, zwischen der Region Bodensee-Oberschwaben und der Region Neckar-Alb.