Franz Auber und Hillu Stoll haben die Komik im Blut: In Straßberg begeisterten sie ihr Publikum. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Pausenlos Lachsalven durch "Hillus Herzdropfa" / Atemloses schwäbisches Schwätzen um die Wette

Von Beatrix Müller

Da ist kein Auge trocken geblieben: Das Kabarett "Hillus Herzdropfa" hat das Publikum in Straßberg begeistert. Wortwitz und Theatralik trafen genau.

Straßberg. Das Kabarett "Hillus Herzdropfa" hat sich mit seinen scharfsinnigen Alltagsszenen, die so genial mit Wortwitz und Theatralik daher kommen und sich nach und nach ins Unglaubliche steigern, dass sich der Zuschauer fragt, wann holen die Akteure eigentlich noch Luft zum Atmen?, in die Herzen des Publikums gespielt.

Eine sehr feine Nase hatte der Vorsitzende Franz Bantle und sein Team vom katholischen Bildungswerk bei der Auswahl des Duos Hillu Stoll und Franz Auber, die er als "Hillus Herzdropfa" mit dem Programm "von dr Alb ra" im voll besetzten Gemeindehaus St. Verena begrüßte. Der unscheinbare Titel birgt ein "Mehr" in sich, denn es werden quasi nebenbei Dichter- und Denkereinlagen von Schiller und Ringelnatz serviert.

Die beiden Autodidakten, Hillu Stoll ist Hausfrau und schreibt sämtliche Texte und Sketche, Auber ist einstiger Autohändler, sind nach fünf Jahren, in denen sie bislang aufgetreten sind, derart begehrt, dass das schwäbische Kabarett zu ihrem hauptberuflichen Metier wurde. Geradezu atemlos schwätzen sie um die Wette. Atypisch allerdings, dass Mann Frau nicht ausreden lässt und vor allem haarscharf besser erklärt, wo Justingen liegt, ihre Heimat. Auber hingegen kommt aus Schmiechen. Das eingespielte Kabarett-Paar kommt deftig und zünftig daher, als er in Hinblick auf wahre Größen in Bezug auf ihre "Größe" süffisant erwähnt, dass "sie ja aus kleinen Verhältnissen komme", sie jedoch messerscharf kontert: "In den kleinen Flaschen ist das Gift." Als Bäuerin braucht sie für ihren roten Massey Ferguson ein Navigerät, dabei nimmt sie es immer wieder mit einem Gast in den Publikumsreihen auf, der nur einen grünen Schlepper hat. Da staunte der Verkäufer nicht schlecht, als sie ihren Mann Matheis zitiert, der sie beauftragt hat, "vier Stadträte, die Nieten mit den großen Köpfen", mitzubringen. Bei Schillers "Glocke" stimmt das tränengerührte Publikum mit ein. Mit schwäbischen Gedichten im Wechsel mit Witzen und Charme überzeugen sie in den verschiedenen Rollen und mit einfachem Bühnenbild.

Wen wundert es, wenn der ideenreiche Bierkutscher, um durch ein Eisenbahntunnel zu fahren, den schweren Kollegen oben drauf setzt, damit ein Durchkommen möglich ist. Bei der Beichte des Malheurs seiner "Chefin" gegenüber visioniert er über ein zweistöckiges Bierzelt. Ob beim Einsatz bei der Feuerwehr oder im Gespräch über die bevorstehende Hochzeit, der Geschlechterkampf ist ständiger Begleiter.

Bei der Frage, warum man sich da die Hand geben müsse, erklärt Auber, beim Boxkampf werde das auch zuvor gemacht. Welch ein Graus, wenn Jung und Alt aufeinander stoßen und Stoll als heiße, junge Punkerbraut beim Arztbesuch in englisch-deutschem Slang den Opa schockieren will. Nach einem scharfen Wortgefecht kommt es zur Wende, und der Opa zeigt, was er drauf hat, zur Verblüffung der Punkerin. Dem folgen Gartentipps zur Schneckenbekämpfung, käme da nicht das Paket von der vermeintlichen "Amazon" ins Spiel, das zu Disputen und Wirrungen führt, zumal sie dahinter eine Frau sieht und den Inhalt als sexuelle Lustobjekte abtut, obgleich es Schneckenfallen sind. In ärztlicher Mission gibt es neben der Verordnung von Herztropfen, die an das total begeisterte Publikum verteilt werden, noch die Zugabe "Hat man einen Zylinderhut".