Erinnerung an den Start der "Natter" vor 70 Jahren: SiegfriedGüntner (links) und Referent Gerhard Deutschmann. Foto: Born Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag zum 70. Jahrestag des Starts des Raketenflugzeugs "Natter" stößt auf großes Interesse der Zuhörer

Von Wolfgang Born

Straßberg. Mit dem ersten vertikalen Start eines bemannten Raketenflugzeugs am 1. März 1945 auf dem Ochsenkopf bei Kaiseringen ist auf dem Heuberg Luftfahrtgeschichte geschrieben worden – Anlass, an den Jahrestag zu erinnern.

Der Vortrag "70 Jahre ›Natter‹ – erster bemannter Raketenstart der Menschheit" von Gerhard Deutschmann verzeichnete einen riesigen Besucherandrang. Der Saal des Gemeindehauses war bis zum letzten Platz gefüllt. Ja, es mussten sogar zusätzliche Sitzmöglichkeiten aufgestellt werden. Geschichte vor Ort – der Raketenflug fand ja sozusagen vor der Haustür der Straßberger auf dem Truppenübungsplatz Heuberg statt – kann oft interessanter sein als die hohe Politik.

Sowohl Siegfried Güntner vom Katholischen Bildungswerk als auch Referent Gerhard Deutschmann betonten, keinesfalls dieses Ereignis glorifizieren zu wollen, aber es gelte, eine technische Meisterleistung zu würdigen und auch des Piloten Lothar Sieber zu gedenken, der bei dem Flug sein Leben verlor.

Als Einführung zu dem später folgenden Film hatte Deutschmann hauptsächlich Berichte von Zeitzeugen – sowohl aus dem engsten Umfeld von Ingenieur Erich Bachem als auch von Mitbürgern aus der Region – recherchiert. Darunter sind auch die Aussagen des 2002 im Alter von 102 Jahren verstorbenen Josef Oswald aus Kaiseringen.

Interessiert verfolgten die Anwesenden die detaillierten Ausführungen Deutschmanns zum Bau der Natter. Erich Bachem entwickelte die "Bachem Ba 349 Natter", einen raketengetriebenen Senkrechtsstarter, dessen Außenhaut ganz aus Sperrholz gefertigt wurde, weil keine kriegswichtigen Materialien verfügbar waren. Gut vorbereitet verfolgten die Anwesenden dann den Filmvortrag "Projekt Natter", 2011 produziert vom Filmstudio Philip Schneider. Regisseur Oliver Gortat hatte auch teilweise an Originalschauplätzen gedreht.

Der eindrucksvolle Film zeigt die Pionierleistung der Ingenieure, die mit dem Bau der "Natter" ihrer Zeit weit voraus waren. In der anschließenden Diskussion wurde ersichtlich, dass der Start der "Natter" auch heute noch, 70 Jahre später, die Menschen in der Region bewegt.