Der Laubwald dominiert im Gemeindewald Straßberg, wo sich der Gemeinderat am Montag Abend zusammen mit dem neuen Bürgermeister Markus Zeiser umgesehen hat – das Forstamt muss deshalb regulierend eingreifen. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder-Bote

Forstamt erteilt den "Neuen" Unterricht in Sachen Waldkunde – und bringt selbst einen Neuen mit

Von Karina Eyrich

Straßberg. Dem Nadelholz muss das Forstamt im Gemeindewald Straßberg etwas nachhelfen, damit sein Anteil bei 30 bis 35 Prozent gehalten werden kann. Beim Waldrundgang von Gemeinderat und Forstamt waren gleich mehrere neue Gesichter.

Für Bürgermeister Markus Zeiser war es der erste, für den neuen Leiter des Forstamtes Albstadt, Klaus Richert, war es der erste, und für mehrere künftige Gemeinderäte war es der erste: der Waldbegang des Gemeinderats Straßberg. Gut, dass mit Revierförster Wolfgang Maier und Eugen Seyboldt, dem Büroleiter des Forstamtes Albstadt, zwei ortskundige Forstleute dabei waren, um die Führung zu übernehmen. Diese startete jenseits der Bundesstraße 463, oberhalb des Steinbruchs, auf einer Fläche, besonders geeignet dazu, über den Anteil von Nadelholz zu sprechen.

Damit die Douglasie nicht gefressen wird

Der Gemeinderat selbst hatte beschlossen, diesen im bald beginnenden Forsteinrichtungszeitraum 2015 bis 2025 bei 30 bis 35 Prozent stabil zu halten – im Jahr 1948 hatte er bei 37 Prozent gelegen und war zwischenzeitlich auf 46 Prozent im Jahr 1981 angewachsen. Maier zeigte ein Gebiet, das die Forstleute eingezäunt haben, um die Douglasie zu schützen, bis sie der Äs-Höhe des Rehbocks entwachsen ist, und erklärte, warum den Forstleuten eine Naturverjüngung lieber ist als Pflanzungen: "Die Natur schafft Überfluss", sagte Seyboldt. Außerdem differenziere sie gleich zwischen stärkeren und schwächeren Bäumchen: Jene, die schneller wachsen, hätten eine bessere Startposition. Das Forstamt brauche die anderen dann nur auszu sortieren.

Was sich immer mehr breit macht, sind Esche und Ahorn, deren Anteil 2005 bei zehn Prozent lag und die Buche auf 50 Prozent zurück gedrängt hat im Gemeindewald Straßberg, der laut Maier am ehesten mit dem Stadtwald Albstadt vergleichbar ist. Der Anteil der Fichte lag 2005 bei 29, jener der Tanne bei einem und jener der Kiefer bei vier Prozent.

Um den Nadelholzanteil zu stabilisieren, hat das Forstamt zwischen 2005 und 2014 rund 33 800 Nadelbäume gepflanzt und gehegt – drei Prozent der Waldfläche.

Außerdem sei mancher Laubbaum gefällt worden, um jungen Nadelbäumen das Wachstum zu ermöglichen. "Manche sagen dann: ›Ihr schlagt den ganzen Wald zusammen‹", berichtete der frühere Forstamtsleiter Hans-Jürgen Gommel, der als Straßberger Bürger mit dabei war. "Aber das sind Maßnahmen, die verhindern, dass der Wald zum Altersheim wird."

Was ein Alt- und Totholzkonzept ist, erfuhren die neuen Gemeinderäte an der nächsten Station, ebenfalls hoch über Straßberg. Dort gibt es einen 1,2 Hektar großen Kleinstbannwald, der laut Maier und Seyboldt eine Ausgleichsfunktion hat, um seltenen Pflanzen- und Tierarten ein Refugium zu bieten.

Die krummen Bäume auf dem hohen Felsen eigneten sich eh nicht zur Ernte, so Seyboldt, und solche Bannwälder seien vorgeschrieben, weil es sich anderswo nicht immer verhindern lasse, in den Lebensraum von Arten auf der "roten Liste" einzugreifen. Neun solcher Refugien gibt es im Forstrevier Straßberg.

Schließlich erfuhren die Räte noch Wissenswertes über die Erholungs- und Tourismusfunktion des Waldes – und die Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde. Sie bestehe nur dort, wo Menschen – etwa durch Sitzgelegenheiten – gezielt angelockt würden, erklärte Maier: In Straßberg seien das 24 regelmäßig kontrollierte Punkte. Manche Gefahr, etwa herabfallende Äste, müssten Waldbesucher laut Rechtsprechung in Kauf nehmen.

(key). Der Wald ist und bleibt eine Sparkasse für die Gemeinde Straßberg. So hat er im Jahr 2013 einen Überschuss in Höhe von 35 568 Euro abgeworfen – weit mehr als die anvisierten gut 6000 Euro, wie Eugen Seyboldt erklärte. Überplanmäßig sei dabei nicht nur der Holzeinschlag gewesen, sondern auch die Ausgaben für die Waldwegeerhaltung. Dafür hat das Forstamt Zuschüsse beantragt. Sollten sie fließen, würde dies das Ergebnis noch weiter verbessern.