In ehemalige Praxisräume in Straßberg ist der Oase-Dienstleistungs-Service mit einer Männer-WG eingezogen

Von Christoph Holbein

Straßberg. Männer, die nicht mehr ganz jung sind und Schwierigkeiten mit Alkohol und entsprechende Lebensprobleme haben, sind willkommen: In die ehemaligen Praxisräume in der Bohlstraße 3 in Straßberg ist der Oase-Dienstleistungs-Service eingezogen und betreibt dort eine Wohngemeinschaft.

"Unsere Klientel sind Männer, die, nachdem sie sich entgiftet haben lassen und eine Rehabilitationsmaßnahme gemacht haben, Schwierigkeiten haben, im Arbeitsablauf Fuß zu fassen", sagt Silke Schurr, die vor Ort Ansprechpartnerin, Betreuerin, "Hausmutter" und Köchin für die Bewohner ist. Es geht darum, die "trockenen" Alkoholiker wieder in den Arbeitsprozess, in die Gesellschaft und ihre Familien zu integrieren und ihre Probleme aufzuarbeiten. Dafür hat Jörg Bergmann sein Gebäude an Hartmut Burbach, einen ehemaligen Pastor, vermietet, der das Serviceunternehmen "Oase" gegründet hat.

"Wir wollen den Menschen wieder eine Grundlage geben, sie ermuntern zum Leben und sie unterstützen in diesem Prozess", erläutert Schurr, denn diese Männer "brauchen Hilfe, um sich selbst zu verwirklichen, brauchen Bestätigung und Begleitung". Es sind Männer zumeist ab 40 Jahre, die schwer wieder einzugliedern sind, die das wieder lernen müssen. Bis zu zehn Menschen nimmt die Wohngemeinschaft auf. Die Räume der früheren Physiotherapie-Praxis sind dafür ideal, nur ein paar Durchgänge waren zu verschließen, um separate Zimmer entstehen zu lassen.

Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer, sechs Räume sind derzeit bezugsfertig, die anderen Zimmer schnell gerichtet. Zwei Gäste beherbergt die "Oase" momentan. Gestartet ist das Projekt im Oktober. Silke Schurr wohnt mit im Haus, in der Einliegerwohnung. Die Einrichtung hat Kontakt zur Klinik Rottenmünster in Rottweil und ist bekannt bei Ämtern und Ärzten. Ziel des Modells ist, gemeinsam zu leben, zu arbeiten und gesund zu werden.

Die Wohngemeinschaft finanziert sich aus den Bezügen für die Arbeit, welche die Bewohner leisten, zudem hoffen die Organisatoren auf Projektgelder: Das Arbeitsamt zahlt einen Teil des Lohns als Unterstützung für schwer vermittelbare Menschen. In der "Oase" leben die Männer zusammen, nehmen gemeinsam die Mahlzeiten ein, verbringen die Freizeit zusammen. Tagsüber räumen sie im Winter bei älteren Menschen den Schnee weg, schneiden im Herbst und Frühjahr die Bäume, malern und gipsern und bewerkstelligen noch andere Hilfsarbeiten. Dafür erhalten sie einen Lohn: Wer eine solche Dienstleistung in Anspruch nimmt, bekommt eine Rechnung und zahlt diese. Aus diesem Topf wird auch die Arbeit von Silke Schurr finanziert.

Die ersten Erfahrungen sind "sehr ermutigend", sagt Schurr: "Unser erster Mann hat sich gut eingefügt und arbeitet gerne." Das deckt sich mit den Erkenntnissen in der WG in Ebingen, der "Oase 1". Das Ziel lautet dabei, wieder den Anschluss an die Familie zu finden, wieder selbstständig zu leben – und dafür bekommt der Bewohner die notwendige Zeit. "Es muss aber erkennbar sein, dass der Betroffene arbeiten möchte und den Willen hat, sich zu verändern", betont die Betreuerin. Wer wieder rückfällig wird, muss die "Oase" verlassen, darf aber nach der Entgiftung, wenn er wieder trocken ist, erneut kommen. "Wenn dieser Wille erkennbar ist, dann geben wir die Zeit, aber es gibt bei uns kein Abhängen; wir sind kein Altersheim."

Diese Herausforderung sollen die Bewohner spüren. Erste Erfolge des Projekts, das ein dauerhaftes Angebot sein soll, das auch auf Spenden angewiesen ist, sind registriert: Einer der aktuellen Bewohner arbeitet, hat sich gut eingelebt, ist trocken und findet so langsam ins richtige Leben zurück. Vor kurzem hat der 52-Jährige seine Tochter besucht.

Eine Möglichkeit, die Einrichtung kennenzulernen, besteht an diesem Wochenende bei einer Kunstausstellung in den Räumen am Samstag und Sonntag. "Wir wollen offen und transparent sein", sagt Schurr, "denn es hat schon berechtigte Sorgen in der Nachbarschaft gegeben, die sich aber gelegt haben. Wir fühlen uns sehr gut angenommen und gewertschätzt", freut sich Schurr. "In der Straßberger Dorfgemeinschaft haben wir einen Platz gefunden." Wünsche und Träume hat die Betreuerin, die in der Mongolei ähnliche Projekte geleitet hat, dennoch: Fitnessgeräte für die Männer, einen Backofen und einen Eisschrank.