Gerhard Deutschmann (Mitte) informiert die Wanderer vom Turnverein Kaiseringen über die Geschichte des Truppenübungsplatzes. Foto: Born Foto: Schwarzwälder-Bote

Vereine: Turnverein wandert im Bereich des Truppenübungsplatzes / Gebiet ist sonst gesperrt

Straßberg-Kaiseringen. Im Rahmen des 110-jährigen Bestehens des Turnvereins Kaiseringen sind 35 Wanderer in einem geschichtsträchtige und sonst gesperrte Gebiet rund um den Stettener Truppenübungsplatz unterwegs gewesen. Los ging die von Gerhard Deutschmann geführte Wanderung am Wasserreservoir in Frohnstetten.

Erstes Ziel war der Standort der ehemaligen Sebastianskapelle, zu der zwei Gehöfte gehörten. 1936 abgebrochen, erinnert hier nur noch ein Gedenkstein mit einem eisernen Kreuz an das kleine Gotteshaus.

Deutschmann – ein Kenner der Straßberger und der regionalen Geschichte – referierte über die Errichtung des Truppenübungsplatzes Heuberg, zu der die umliegenden Gemeinden wesentliche Teile ihrer Gemarkungsfläche abgeben mussten. Beim Streit der Anliegergemeinden um den Standort des Lagers fiel das bis heute unvergessene Zitat des damaligen Kaiseringer Bürgermeisters Johann Schütz: "Kaiseringen ist der Mittelpunkt der Erde". Das Lager wurde schließlich auf Stettener Gemarkung gebaut.

Zum Ochsenkopf und zum Raketenstartplatz

Weiter ging es auf Kaiseringer Gemarkung zum "Ochsenkopf", vorbei am ehemaligen Forsthaus, das jetzt Freizeitstätte der Standortkommandantur ist. Unweit davon wurde Geschichte geschrieben: Am 1. März 1945 fand der erste bemannte Raketenstart der Menschheit statt. Dabei kam Leutnant Lothar Sieber in der "Natter" ums Leben. Zu sehen ist noch die Beton-Armierung im Boden und ein Gedenkstein. Danach führte Deutschmann die Wandergruppe zum Standort des ehemaligen Gasthauses Waldhof, einem beliebten Ausflugslokal, das einst in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg die Jugend aus Frohnstetten, Kaiseringen und Straßberg anlockte. In den 60er-Jahren abgebrochen, markiert heute nur noch ein mächtiger Birnbaum den Standort des Waldhofes. Letzte Station für die Gruppe waren die Überreste der ehemaligen vier Kilometer langen Materialstandseilbahn, die über vier Kilometer von Kaiseringen bis zum Lager Heuberg führte und von 1912 bis 1921 in Betrieb war. Eine Betonplatte im Boden – hier stand ein Maschinenhaus – und der Damm für die Geleise in Richtung Lager künden heute noch von dieser außergewöhnlichen Bahn. Nach diesem Streifzug durch die Geschichte traf sich die Gruppe wieder am Festplatz bei der Kaiseringer Schule, zu einer gemütlichen "Hockete".