Kritische Anmerkungen gab es bei der Podiumsdiskussion während der Schaftage zum Konsum von Fleisch und Haltung der Tiere. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Mensch isst den Stress und die Angst mit / Appell an die Verbraucher: Einschränkung des Fleischkonsums

Von Beatrix Müller

Straßberg. Andrea Metzger hat mit der Veranstaltung "Lieben wir auch (Nutz-)Tiere oder haben wir sie nur zum Fressen gern?" im Rahmen der Schaftage zum Nachdenken und besser noch zum Umdenken anregen wollen.

Metzger, die selbst mit Schafen aufgewachsen ist, machte deutlich, wie schwierig es heutzutage sei, überhaupt noch Weiderechte zu bekommen, geschweige denn qualifizierte Mitarbeiter. Sie macht sich stark dafür, das gesamte Schaf zu verwerten, auch ältere Tiere. Christiane Benesch, Fachtierärztin für Schafe, gibt mit ihrer Präsentation "Wir kleinen Wiederkäuer haben es doch noch gut – oder?" Denkanstöße. Ein klares Ja sagt sie zur Schafhaltung im traditionellen Rahmen, doch auch da etabliere sich mehr und mehr die Massentierhaltung. Benesch favorisiert das Schaffleisch als das "bessere" Fleisch.

Tiere müssen wieder Wertigkeit bekommen

Thomas Seemann, überzeugter Koch der veganen Küche, hat die Esskultur für sich als Abnehmmittel entdeckt. Er empfiehlt auf dem täglichen Speiseplan grünen Salat, Nüsse und Kräuter. Der Moderator der Podiumsdisskussion, Boris Retzlaff, wandte sich mit der Frage an Bernd Biesinger, einst Nutztier-Tierarzt, mittlerweile "Luxustierarzt", wie er sich selbst nennt: "Sind Tierärzte Verbraucher- und Tierschützer oder nur Marionetten der Landwirtschaftlobby?" Heutzutage hätten Nutztier-Tierärzte nur noch "Apotheker-Funktion", denn die eigentlichen Leiden interessierten den Bauern nicht. Das sei ethisch und moralisch eine verwerfliche Situation. Biesinger plädiert dafür, dass die Tiere wieder eine Wertigkeit bekommen. Die Massentierhaltung und die Großschlachtung seien ein Verbrechen. Die Tierfleischbeschau sei zur Alibi-Veranstaltung verkommen, denn es bestehe kein Interesse, Schmerzmittel oder Antibiotika zu finden.

Maria Heubuch, EU-Kandidatin der Grünen, die für eine sozial- und umweltfreundliche Landwirtschaft ist, betonte, dass in ihrem bäuerlichen Kleinbetrieb das Tier noch Wertigkeit habe, allerdings sei es ein Unding für die Landwirte, dass der Milchpreis noch derjenige aus den 1980er-Jahren sei. Kriminelle Energien herrschten in der Agrarwirtschaft.

So sieht es auch der "Rinderflüsterer" und Vorsitzende von Uria, Ernst Herrmann Maier, der sich dem Ganzen widersetzt. Er erspare seinen Rindern den Todesstress, indem er sie vor Ort schieße, denn der Mensch esse den Stress und die Angst mit. Biesinger weiß, dass sich hinter der Ohrmarkenpflicht lediglich wirtschaftliche Interessen verbergen. Um dem abzuhelfen, müssten kompetente Menschen im Agrarministerium zuständig sein, zum Beispiel ehemalige Tierärzte, denn bislang entschieden Menschen, die fern des Faches seien.

Um das Kaufverhalten zu ändern, fordern alle Experten, den Kochunterricht wieder in die Bildungspläne aufzunehmen, und dass Kinder Bauernhöfe und Schlachthöfe besuchten. Fleisch sollte bewusst gekauft und gegessen werden, und somit wieder ein Festmahl werden.

Weitere Informationen: Fernsehtipp: am 10. August ab 10 im ZDF kommt eine Sendung zum Thema; Buchtipp: Fotobuch der Schafe von Gerhard Fischer; Rezepte: www.oefer-mal-vegan.de