Organist Anton Roggenstein (links) und das Ensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance" haben gemeinsam ein eindrucksvolles Benefizkonzert zugunsten der renovierten Orgel (im Hintergrund) in der Straßberger Kirche St. Verena gegeben. Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Benefizveranstaltung für die renovierte Orgel beschert Besuchern außergewöhnlichen Abend

Ausgerollt wären sie länger als jedes Alphorn – 4,5 Meter: die Trompes de Chasse, die das Ensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance" meisterlich beherrscht, wie es in der Kirche St. Verena bewiesen hat.

Straßberg. Anton Roggenstein ist begeistert: Der Klang der Orgel in der katholischen Kirche St. Verena ist nach der Ausreinigung und Renovierung besser denn je. Was der Organist aus Trochtelfingen daraus macht, begeistert ebenfalls, nämlich das Publikum in der voll besetzten Kirche, das sich zu einem wahrlich außergewöhnlichen Konzert zusammengefunden hat: Roggenstein spielt mit dem Ensemble "Les Echos symphoniques du Lac de Constance", die sich den Trompes de Chasse, ganz besonderen Jagdhörnern, verschrieben haben. Sie sind in D-Dur gestimmt, einer Tonart, die unter Musikern als die hellste gilt, wie Co-Moderator Walter Maximilian Löw verrät.

Überhaupt garnieren er und Norbert Geißler, der musikalische Leiter der zehnköpfigen Gruppe mit Musikern aus ganz Baden-Württemberg, das Konzert mit viel Wissenswertem.

Zum Beispiel zum Komponisten Jean-Joseph Mouret, dessen "Suite de Symphonies melées de Cors de chasse" nach einem kurzen Begrüßungsstück vom Altar als erstes von der Empore erklingt. Dass Mouret (1682 bis 1738) Kapellmeister am Hof König Ludwigs XV. war, ist unverkennbar, vor allem in den Orgelpassagen, die Roggenstein meisterhaft intoniert. Der Klang der kräftigen Hörner, die vor allem bei den lauten Passagen einen leicht brummenden Unterton haben, ist ein reizvoller Kontrast – und ganz typische Jagdmusik. Die Orgel registriert Roggenstein so, dass sich weitere Horn-Töne dazu mischen. Feinere. Leisere.

Bei der Fanfare der Bläser ist hingegen das ganze Gotteshaus erfüllt, und sämtliche Wände werfen die Töne so heftig zurück, dass die Sorge, die frisch aufgebrachte Goldschicht könnte wieder von den Ornamenten platzen, nicht ganz unberechtigt erscheint. Ihre Herkunft als Kommunikationsmittel von Jägern und Schäfern, oft über weite Distanzen hinweg, können die Trompes de Chasse nicht verleugnen.

Weil zwei Mal gut gesungen mindestens ein Mal gut geblasen sei, singen die Meister der Jagdhörner auch, und zwar ein wunderschönes "Tantum ergo", unterstützt von Josef Hutt, der das Benefizkonzert zugunsten der Orgelrenovierung vorbereitet hat.

Pfarrer Hubert Freier trägt liturgisch Gedanken bei, die zu denken geben, etwa das Gebet eines russischen Soldaten, dem bewusst geworden ist, dass es Gott gibt. Schon wegen der Verbindung zu seinem Namenspatron freut sich Freier besonders auf die "Florilège des Pièces de la Grande Messe de Saint-Hubert", Auszüge aus der Hubertusmesse, die zum Höhepunkt des Konzertabends werden.

Das voll intonierte Gloria, das Sanctus Benedictus – der einem Trab gleichende Rhythmus wird von den Bläsern sehr schön herausgearbeitet – und andere Teile, mal sanft und getragen, mal kräftig freudig, wechseln sich ab mit Freiers geistlichen Impulsen und einer herausragenden Orgel-Improvisation, für die Anton Roggenstein Sonderapplaus erntet. Improvisieren gehört ebenso zu seinen Spezialitäten wie die Symbiose neuer Klangwelten in überlieferten Formen. Genau das ist ihm am Sonntagabend im Zusammenspiel mit den Bläsern gelungen.