Auf das Pulver aus den Moringa-Blättern schwört Johannes Mohr: Es soll eine Nährstoffbombe sein. Foto: Mohr Foto: Schwarzwälder-Bote

Karma Foods: Straßberger Johannes Mohr will sich Traum erfüllen / Soziales Start-up / Teil des Erlöses fließt nach Sri Lanka zurück

Johannes Mohr hat eine Vision: Er möchte etwas aufbauen, was der Gesellschaft etwas bringt und den Planeten nicht zerstört – soziales Unternehmertum. So ist "Karma foods" entstanden: eine nachhaltige und faire Produktion von Nahrung.

Straßberg. Seine Einstellung macht Johannes Mohr bereits mit seiner Visitenkarte deutlich: Das Papier dafür, auf dem das Logo und die Kontaktdaten aufgedruckt sind, ist nämlich zu zwei Dritteln aus Altpapier und zu einem Drittel aus Elefanten-Dung hergestellt. Es geht ihm um Nachhaltigkeit als Fundament, auf dem auch seine Idee und sein kleines soziales Start-up aufgebaut sind, womit er aus Sri Lanka zurückgekehrt ist: "Ich importiere gesunde Produkte der kleinen Firmen in Sri Lanka nach Deutschland, und ein Teil des Verkaufspreises fließt wieder direkt an soziale Start-ups und nachhaltige Ideen in Sri Lanka." Sein erstes Produkt ist ein Pulver, das Moringa Blattpulver.

Um sein Vorhaben zu verwirklichen, hat der 31-Jährige eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, dort sammelt er Spenden und Bestellungen, denn die erste Produktion mit dem Abfüllen des Pulvers in Beutel will Johannes Mohr über solche Vorbestellungen und private finanzielle Zuschüsse finanzieren – komplett ohne Investor, getreu seiner Vision, nicht vom wirtschaftlichen Wachstum abhängig zu sein. Vielmehr sollen von dem gesammelten Geld aus dem Crowdfunding zehn Prozent nach Sri Lanka zurückfließen, direkt in die Ausbildung von blinden Massagetherapeuten: "Dort kenne ich den Verantwortlichen und weiß, dass das Geld an der richtigen Stelle landet."

Die Arbeit in einem großen Unternehmen war nichts für ihn

Bei seiner mehrjährigen Tätigkeit – während und nach dem Studium der Verpackungstechnik – bei großen Lebensmittelunternehmen in der Schweiz merkte Johannes Mohr, "dass das nicht das Richtige für mich ist. Ich habe mitbekommen, wie viel weggeschmissen wird, auch gute Lebensmittel, während anderenorts Menschen verhungern". Das war für ihn, der während seines Studiums für ein halbes Jahr ein Auslandssemester in Ecuador absolviert und dabei Südamerika kennengelernt hat, ein "großer Kulturschock": "In dieser Welt geht es nur um Profit, auf Rohstoffe und Wiederverwertung wird da nicht geachtet." So sparte er Geld, zog im Frühjahr 2015 einen Schlussstrich, kündigte Job und Wohnung, verkaufte die Möbel und begann sein Vorhaben eines sozialen Unternehmertums aufzubauen: "Bei mir sollen nicht die Zahlen regieren, ich will etwas verändern in der Gesellschaft."

Der 31-Jährige knüpfte Kontakte nach Sri Lanka, reiste hin und traf auf dem samstäglichen Markt Leute, die dort ihre Waren verkaufen, die sie auf ökologischen Farmen produziert haben. Er half beim Entwerfen eines Logos und in Sachen Verpackung, brachte den Menschen bei, wie sie selbst Faltschachteln bauen und zusammenkleben. Dabei entdeckte er "gute pflanzliche Produkte, richtige Nährstoffbomben" und seine Geschäftsidee war geboren: "Die Sachen in Deutschland gut zu verkaufen und den Menschen vor Ort zu helfen als Abnehmer ihrer Produkte und mit einem Teil des Profits, den ich in soziale Ideen und Start-ups in Sri Lanka stecken möchte." Sein Gewerbe "Karma foods" gründete er in diesem April – mit Sitz in Straßberg.

Die erste Ladung mit Moringa Blattpulver ist mittlerweile mit dem Schiff nach Hamburg importiert, eingesammelt von einem Partner in Sri Lanka, der als Lieferant biozertifiziert ist, finanziert durch das Ersparte von Mohr und eingelagert bei einem Logistikunternehmen.

Das Ziel lautet: 15 000 Euro zu sammeln für das Projekt

Noch bis zum 22. September läuft seine Crowdfunding-Kampagne, um Geld zu sammeln. Mohrs Ziel: einen Betrag von 15 000 Euro zu erreichen – momentan sind es knapp 6000 Euro. Damit will er die erste Abfüllung des Pulvers in 100-Gramm-Beutel finanzieren und mit denen durch die Bio-Läden und Fitness-Studios tingeln, um sie dort zu verkaufen.

Für 15 Euro lässt sich ein solcher Beutel vorbestellen. Später sollen die Beutel kartonweise von Hamburg aus verschickt werden.

Sollte er sein Ziel bis zum 22. September nicht erreichen, will Mohr auf eigene Reserven und private Geldgeber zurückgreifen, denn produzieren will er auf jeden Fall: "Ich will aus dieser Wachstumswelt raus und das aus eigener Kraft schaffen."

Für Freunde und die Familie hat er das Pulver in kleine Musterdosen abgefüllt und in den vergangenen Wochen verteilt: "Die Resonanz war gut." So ist Mohr guter Dinge, das Produkt an die Kunden zu bringen: "Ich werde Abnehmer finden." Das Pulver hat er an ein Labor in Deutschland geschickt, um es auf Rückstände untersuchen zu lassen. In Sri Lanka wurden keine festgestellt. Es hat eine Haltbarkeit von zwei Jahren.

Seine Geschichte erzählt Johannes Mohr auch auf seinem Blog – http://karmafoods.de – im Internet. Dort will er auch über die sozialen Start-ups in Sri Lanka berichten und darüber, wie die Menschen dort ihre Ideen umsetzen.

(hol). Wenn es nach Johannes Mohr geht, ist Moringa Blattpulver "ein echtes Nährstoffwunder", das "den kompletten Tablettenschrank mit den künstlichen Nahrungsergänzungsmitteln ersetzt". Nach Aussage des 31-Jährigen haben "schon viele Leute" das Produkt getestet und es für gut befunden: vor allem beim Sport, beim Abnehmen oder für den Energieschub.

Diese Blätter eines Baumes sind laut Mohr die "nährstoffreichste Pflanze der Welt mit mehr als 90 Nährstoffen". Der Baum wachse schnell, sei resistent gegen Schädlinge, brauche wenig Wasser, aber viel Wärme und Licht. Die Blätter werden gepflückt, von Hand in einer Lagerhalle von ihren Stielen getrennt und dann schonend bei niedrigen Temperaturen getrocknet, um daraus Pulver zu machen.

"Das Produkt ist interessant", betont Mohr: "Es enthält ganz viel hochwertiges pflanzliches Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium und Eisen sowie neben anderem essentielle Fettsäuren." Und das alles in natürlicher Dosis in einem Pulver: "Der Körper kann das gut aufnehmen und verwerten." Das sei ein Ersatz für Nahrungsergänzungsmittel.

Mohr verspricht Sportlern weniger Muskelkater und mehr Fitness; aufgrund der vielen Ballaststoffe lösten sich Verdauungsprobleme; die Haut werde schöner und manche Tester hätten abgenommen.

Das Moringa Blattpulver, mit dem in Asien Krankheiten behandelt werden, etwa Diabetes, und in Afrika Unterernährung bei Kindern, wird in einer Dosis von einem bis drei Teelöffeln pro Tag in einem Glas mit warmen Wasser eingenommen oder beispielsweise unter das Müsli gerührt.

Der 31-Jährige hat das Pulver probiert und ist begeistert: "Das hilft mir beim Sport; ich bin leistungsfähiger." Für etwa 15 Euro will er den 100-Gramm-Beutel – eine Monatsration – verkaufen.

(hol). Johannes Mohr ist 31 Jahre alt und kommt aus Straßberg, wo er gerade wieder wohnt. Bis 2015 hat er bei einem großen Schweizer Unternehmen als Verpackungsingenieur gearbeitet, bevor er für drei Monate nach Sri Lanka ging, um sozialen Betrieben, hauptsächlich ökologischen Farmen, mit seinem Wissen zu helfen. In Tailfingen, bei der Druckerei Richard Conzelmann, absolvierte er von 2006 bis 2009 eine Ausbildung zum Mediengestalter. Danach packte er seinen Rucksack und reiste in neun Monaten einmal um die Welt, bevor er Verpackungstechnik in Stuttgart mit dem Abschluss 2013 als Ingenieur studierte. Derzeit nimmt Mohr bis zum 12. September an einem Wettbewerb teil: 23 Ideen zu Food-Start-ups werden ausgewertet. Wer die meisten Unterstützer sammelt und unter den ersten acht Teilnehmern landet, bekommt einen Geldpreis. Mohr rangiert momentan auf Platz fünf.