Grünlich-gelb: Dieses Olivenöl sieht gut aus. Die Farbe lässt jedoch keinen Rückschluss auf die Qualität eines Olivenöls zu. Foto: Mauritius

24 Olivenöle hat die Stiftung Warentest getestet – darunter Eigenmarken von Discountern und bekannte Marken. Das Ergebnis ist erschreckend: Zehn Produkte täuschen den Verbraucher.

Stuttgart - – Was taugen die Produkte im Test?
„Mangelhaft“ lautet das Urteil für zehn der 24 Olivenöle, welche die Stiftung Warentest für die Februar-Ausgabe ihres Magazins „Test“ untersucht hat. Denn: Sie sind fälschlicherweise mit der höchsten Güteklasse der EU-Olivenölverordnung „ nativ extra“ ausgezeichnet. Die Öle schmecken stichig oder ranzig – ein Hinweis auf falsche Lagerung oder Verarbeitung. „Sie hätten nicht als „nativ extra“ deklariert werden dürfen“, sagt Warentesterin Birgit Rehlender. „Das ist eine Täuschung des Verbrauchers.“ Von den weiteren 14 Ölen im Test erhielten neun die Note „befriedigend“, fünf Öle wurden als „ausreichend“ bewertet.
Woran liegt es, dass keins der Öle gut oder sehr gut abschnitt?
Die überprüften Olivenöle bezeichnet die Stiftung Warentest als „durchschnittliche Massenware“ – kulinarisch seien sie keine Offenbarung. Ohne die Note „sehr gut“ im Bereich sensorische Qualität sei allerdings eine insgesamt sehr gute Bewertung nicht möglich, sagt Birgit Rehlender. Zudem sind einige Olivenöle mit Schadstoffen belastet.
Welche Schadstoffe kommen vor?
Alle Olivenöle im Test enthalten gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (Mosh). Sie können sich im Körper anreichern. Nahezu jedes zweite Öl sei deutlich damit belastet. Das zweitteuerste Öl (Carapelli Bio, 14,40 Euro pro Liter) ist zudem mit den potenziell krebserregenden aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (Moah) belastet. Hoch belastet ist auch das Öl von Kunella – mit dem Weichmacher DEHP. Dieser steht unter Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Das einzige nahezu schadstofffreie Produkt im Test ist das Fiore-Öl. „Eine akute gesundheitliche Gefährdung ist aber bei keinem der Olivenöle gegeben“, sagt Birgit Rehlender. Das Öl von Kunella würde sie persönlich jedoch nicht verzehren: „Es gibt ausreichend Alternativen.“
Welche Produkte schnitten am besten ab?
Die drei besten Öle im Test sind Discounter-Produkte: Gut Bio von Aldi Nord (6,25 Euro pro Liter), Primadonna von Lidl (5,05 Euro pro Liter) und Vegola von Netto Marken-Discount (5,05 Euro pro Liter). Sie schnitten sowohl bei der sensorischen Qualität und der Schadstoffbelastung als auch bei der Gesamtbewertung mit „befriedigend“ ab. Teuer muss natives Olivenöl also nicht sein. Einen herausragenden Geschmack dürfen Verbraucher bei preisgünstigen Ölen allerdings nicht erwarten.

Was zeichnet ein gutes Olivenöl aus? Sind überhaupt gute Öle im Handel?

Sind überhaupt gute Öle im Handel?
Vor einem Jahr hat die Stiftung Warentest schon einmal Olivenöle bewertet. In dem Test kamen jedoch nur Öle mit einer klaren Herkunftsbezeichnung vor – Öle also, die dem Etikett zufolge aus Italien, Spanien, Griechenland oder Portugal oder nur aus einer Region wie der Toskana oder Kreta stammen. Auch in diesem Test schnitt nur ein Öl mit der Note „gut“ ab: das spanische O-Med Picual Extra virgin olive oil. Dieses kostet jedoch stolze 40 Euro pro Liter. Es überzeuge vor allem durch seine sensorische Ausdrucksstärke, so die Stiftung Warentest. Dass es nicht für die Note „sehr gut“ gereicht hat, lag vor allem an der unzureichenden Kennzeichnung, sagt Birgit Rehlender: Auf dem Etikett seien nicht alle Pflichtangaben in deutscher Sprache abgedruckt gewesen.
Sind Olivenöle mit einer eindeutigen Herkunftsbezeichnung besser als Mischöle?
Beim aktuellen Test betrachteten die Tester nur Mischungen von Ölen aus verschiedenen Ländern. Diese müssen nicht zwangsweise schlechter sein als Öle aus nur einem Herkunftsland, sagt Birgit Rehlender: „Da die Hersteller eine größere Auswahl bei der Zusammensetzung haben, besteht eine größere Chance auf eine bessere Qualität.“
Was zeichnet ein gutes Olivenöl aus?
Eine ausgeprägte Fruchtigkeit sei es, die ein gutes Olivenöl auszeichne, sagt Dieter Oberg. Er muss es wissen, denn er gilt als einer der erfahrensten Olivenöltester Deutschlands. „Olivenöl ist wie ein Blütenstrauß mit vielen Aromen“, sagt Oberg. Je nach Sorte rieche und schmecke es nach frischem Gras, Artischocken, reifen Tomaten, Mandeln, Bananen oder Honig. Frisches Öl habe häufig noch eine stärkere Bitterkeit und Schärfe, diese lasse aber mit der Zeit nach. „Neutral sollte Olivenöl in keinem Fall schmecken“, sagt Oberg.
Worauf sollten Verbraucher beim Kauf achten?
Von Öl in durchsichtigen Flaschen rät Birgit Rehlender ab: „Es hat keinen Lichtschutz.“ Dieser ist jedoch wichtig: Licht oder starke Sonneneinstrahlung lassen das Öl schnell ranzig werden. Nötig ist eine durchsichtige Flasche außerdem nicht: „Die Farbe eines Olivenöls sagt nichts über seine Qualität aus“, erklärt Olivenöltester Dieter Oberg. „Es gibt Olivensorten, die von Natur aus sehr gelbes oder grünliches Öl liefern.“ Zudem spiele der Erntezeitpunkt eine Rolle. „Eine intensive Farbe sei nicht gleichzusetzen mit einem intensiven Geschmack“, sagt Oberg. Im Kühlschrank hält sich Öl übrigens länger.

Das sagen verschiedenen die Güteklassen aus

Die Güteklassen

EU-Olivenölverordnung Für kein Lebensmittel in der Europäischen Union gibt es so viele Vorgaben wie für Olivenöl. Die EU-Olivenölverordnung teilt es in die Güteklassen „nativ extra“, „nativ“ und „Olivenöl“ ein. Neben Grenzwerten für chemische Parameter und einer genauen Kennzeichnung schreibt die Verordnung geschmackliche Kriterien vor.

„Nativ extra“ Sensorische Fehler sind in dieser Güteklasse nicht erlaubt. Sobald einer der 15 Fehler auftritt, die in der Verordnung aufgeführt sind – das Öl etwa ranzig oder stichig schmeckt – ist ein Olivenöl nicht mehr „nativ extra“.

Stuttgart - – Was taugen die Produkte im Test?
„Mangelhaft“ lautet das Urteil für zehn der 24 Olivenöle, welche die Stiftung Warentest für die Februar-Ausgabe ihres Magazins „Test“ untersucht hat. Denn: Sie sind fälschlicherweise mit der höchsten Güteklasse der EU-Olivenölverordnung „ nativ extra“ ausgezeichnet. Die Öle schmecken stichig oder ranzig – ein Hinweis auf falsche Lagerung oder Verarbeitung. „Sie hätten nicht als „nativ extra“ deklariert werden dürfen“, sagt Warentesterin Birgit Rehlender. „Das ist eine Täuschung des Verbrauchers.“ Von den weiteren 14 Ölen im Test erhielten neun die Note „befriedigend“, fünf Öle wurden als „ausreichend“ bewertet.
Woran liegt es, dass keins der Öle gut oder sehr gut abschnitt?
Die überprüften Olivenöle bezeichnet die Stiftung Warentest als „durchschnittliche Massenware“ – kulinarisch seien sie keine Offenbarung. Ohne die Note „sehr gut“ im Bereich sensorische Qualität sei allerdings eine insgesamt sehr gute Bewertung nicht möglich, sagt Birgit Rehlender. Zudem sind einige Olivenöle mit Schadstoffen belastet.
Welche Schadstoffe kommen vor?
Alle Olivenöle im Test enthalten gesättigte Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (Mosh). Sie können sich im Körper anreichern. Nahezu jedes zweite Öl sei deutlich damit belastet. Das zweitteuerste Öl (Carapelli Bio, 14,40 Euro pro Liter) ist zudem mit den potenziell krebserregenden aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (Moah) belastet. Hoch belastet ist auch das Öl von Kunella – mit dem Weichmacher DEHP. Dieser steht unter Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu beeinträchtigen. Das einzige nahezu schadstofffreie Produkt im Test ist das Fiore-Öl. „Eine akute gesundheitliche Gefährdung ist aber bei keinem der Olivenöle gegeben“, sagt Birgit Rehlender. Das Öl von Kunella würde sie persönlich jedoch nicht verzehren: „Es gibt ausreichend Alternativen.“
Welche Produkte schnitten am besten ab?
Die drei besten Öle im Test sind Discounter-Produkte: Gut Bio von Aldi Nord (6,25 Euro pro Liter), Primadonna von Lidl (5,05 Euro pro Liter) und Vegola von Netto Marken-Discount (5,05 Euro pro Liter). Sie schnitten sowohl bei der sensorischen Qualität und der Schadstoffbelastung als auch bei der Gesamtbewertung mit „befriedigend“ ab. Teuer muss natives Olivenöl also nicht sein. Einen herausragenden Geschmack dürfen Verbraucher bei preisgünstigen Ölen allerdings nicht erwarten.