Das Team des Stettener Sommertheaters: von links Ralf Wenzel, technischer Leiter, Peter Höfermaier, Freilichttheaterspezialist und Regieassistent, Stefan Hallmayer, Regisseur, Franz Xaver Ott, Autor, Wolfram Karrer, musikalischer Leiter (alle vom Theater Lindenhof), sowie Katharina Müller, Kostüm- und Bühnenbildnerin aus Stuttgart. Foto: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

Stettener Sommertheaterstück befasst sich mit der Zeit des Ersten Weltkriegs / Interesse im Ort ist riesengroß

Stetten a. k. M. (sgr). Riesig ist das Interesse der Bürger am Stettener Sommertheater 2015. Trotz Sturm und Schnee war der Saal im Rettungszentrum rappelvoll mit Menschen, die alle an dem alle vier Jahre stattfindenden Sommertheater mitwirken wollen.

Claudia Mogg, Projektleiterin der Stettener Theatergruppe, sowie Regisseur Stefan Hallmayer und Drehbuchautor Franz Xaver Ott vom Melchinger Theater Lindenhof zeigten sich hoch erfreut über die nach wie vor ungebrochene Begeisterung der örtlichen Bevölkerung, ein Stück lokaler Historie gepaart mit Fiktion, als Volkstheater lebendig werden zu lassen.

"Weit vom Schuss und mitten drin" heißt das an diesem Abend von Ott und Hallmayer vorgestellte Stück, das sich mit der Zeit vor und nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs befasst. Verschiedene Handlungsstränge sollen die Geschehnisse in der Heimat als an der Westfront darstellen.

"In Stetten bildetsich deutscheGeschichte ab"

"Die Besonderheit von Stetten am kalten Markt ist, dass sich hier seit mehr als 100 Jahren die deutsche Geschichte abbildet", sagte Hallmayer. Das mache es ungeheuer spannend, ungewöhnliche Geschichten und originelle Begebenheiten aus der Bevölkerung herauszukitzeln. Wie sich das einstige 1000-Seelen-Dorf aus seinem "Dornröschenschlaf" mit dem Bau des Truppenübungsplatzes zu einem militärhistorischen Brennpunkt entwickeln konnte, der zeitweise 15 000 Menschen und mehr beherbergt hatte, und was das mit den Bewohnern gemacht hat, bildet die Grundlage des neuen Freilichttheaterstücks. "Mit dem Entschluss, hier einen Truppenübungsplatz zu bauen, wurde das weltabgeschiedene Dorf auf dem Heuberg in die Weltgeschichte katapultiert", beschrieb Franz Xaver Ott den Themenkomplex, der ihm den Stoff für sein neuestes authentisch-fiktives Werk liefert.

Bei seinen Recherchen sei er immer wieder auf interessante Figuren der Vergangenheit gestoßen, die jedoch oft nicht vollständig rekonstruiert werden konnten. "Deshalb sind manche Tatsachen mit Erfindungen ergänzt worden", so Ott. Obwohl von der Projektleiterin für das Sommertheater 2015 eigentlich ein nicht-militärisches Stück gewünscht worden sei, komme man bei Stetten am kalten Markt nicht um dieses Thema herum, befanden sowohl Ott als auch Hallmayer: "Stetten ist einfach nicht denkbar ohne die mehr als 100-jährige militärische Vergangenheit."

Zudem sei das Thema Krieg und Frieden aktuell wieder hoch brisant. Dabei werde deutlich, dass die Polaritäten schwarz und weiß, gut und böse, richtig und falsch in politisch-militärischen Gemengelagen nicht mehr gälten. Nicht selten komme es vor, dass sich der Einzelne auf einer Seite wiederfinde, wo er gar nicht hingewollt habe. "Solche Aspekte, die in gewisser Weise zeitlos sind, arbeiten wir bei unseren Charakteren natürlich gerne heraus", sagte Ott.

Denn besondere Persönlichkeiten mit eigenen Lebensentwürfen habe es in Stetten zu allen Zeiten genügend gegeben. So wird auch der Glashütter Lehrer Hermann Ehrler, der 1910 auf dem Heuberg ein funktionsfähiges Wasserflugzeug gebaut hat, seinen Platz im Sommertheater 2015 finden.

Ott und Hallmayer stellten für das neue Projekt ihren erweiterten Mitarbeiterstab vor. So ist mit Wolfram Karrer erstmals ein Musiker und Komponist mit von der Partie, der für das Stück eine eigene spezifische Komposition entwickeln soll. "Wir wollen diesmal ganz bewusst auch nonverbale Stilmittel wie Musik einsetzen, um Stimmungen und Emotionen dazustellen und zu erzeugen", so der Regisseur.

Auch sollen teilweise mit filmischen Spielweisen und Massenszenen ganz neue theatralische Glanzpunkte gesetzt werden. Bis in zwei Wochen soll die grobe Rollenverteilung stehen, so dass am 16. März bereits die erste Textlesung stattfinden kann.