Alles perfekt inszeniert, doch durch das Auftauchen des Findelkindes Martin (rechts) endet die Verlobungsfeier für den Fast-Bräutigam und seine Eltern im blanken Chaos. Foto: Neusch Foto: Schwarzwälder-Bote

Grandiose Akteure der Laienspielguppe Frohnstetten bescheren ihrem Publikum ausgelassene Stunden

Von Karl-Peter Neusch

Stetten a. k. M.-Frohnstetten. Wie ein harmonisch geplantes Weihnachtsfest durch amouröse Verstrickungen komplett aus den Fugen geraten kann, bis sich nach chaotischen Turbulenzen am Ende alle wieder lieb haben, demonstrierte die Laienspielgruppe Frohnstetten überaus unterhaltsam beim Weihnachtstheater in der voll besetzten Schmeientalhalle in Oberschmeien.

Rahmen war der kurzweilige Schwank "Bescherung unterm Tannenbaum" von Erich Koch mit herrlich überzeichneten skurrilen Typen und jeder Menge Situationskomik. Mit der Verteilung der Rollen hatten die Akteure einen Volltreffer gelandet, verkörperte doch jeder seinen Part authentisch und lebendig und verlieh der jeweiligen Person mimisch und gestisch durchschlagende Ausdruckskraft.

Es hätte ein schönes Weihnachtsfest werden können im Hause Sägeleicht. Die nach Höherem strebende Ehefrau Pia – tolles Bühnencomeback für Beate Rebholz nach mehrjähriger Pause – hat alles perfekt arrangiert: die Verlobungsfeier ihrer Tochter Jule (Lisa Tommerdich) mit dem gut dressierten Muttersöhnchen Uwe als Höhepunkt – Alfio Tomaselli verkörperte den unselbständigen Weichling mit offensichtlichem Testosterondefizit absolut perfekt.

Dasselbe trifft auf das kongeniale Duo Gerlinde Tommerdich als schwerhörige, aber mit allen Wassern gewaschene Oma Lore und Andreas Beck als spendensammelnder Heilsarmist Karl Löwenherz zu, die das fest zementierte Familiengefüge gehörig ins Wanken bringen. Das Publikum biegt sich vor Lachen, mit welch schwungvoller Eleganz und Kreativität Karl den Weihnachtsbaum der Familie mit Kugeln, Lametta und einer Goldkette schmückt und dabei immer wieder überraschend neue Dekorationsformen kreiert.

Das Chaos erreicht seinen Höhepunkt durch das Auftauchen des schon recht erwachsen wirkenden Findelkindes Martin (Manuel Hartmann) auf der Suche nach seinem leiblichen Vater, wofür ausgerechnet der Herr des Hauses (Dieter Tommerdich) oder sein von Glühwein umnebelter Spezi Cäsar (Enrico Anders) infrage kommen.

Beide erinnern sich dunkel an eine Scheunenbegegnung vor 21 Jahren und versuchen alles, um diesen Vorfall vor ihren Frauen geheim zu halten.

Der smarte Martin bezirzt mit Süßholzraspeleien alle Frauen im Hause, die seinen schmachtenden Schmeichelsprüchen schon nach kurzer Zeit willenlos erliegen. Besonders Jule ist hingerissen und lässt den Jammerlappen Uwe dafür gerne sausen, sehr zum Unwillen von Uwes Mutter Cleo – grandios gespielt von Anja Kammler –, einer scheinheiligen Überglucke, die sich tapfer einbildet, etwas Besseres zu sein. Erst als am Ende die außerehelichen Abenteuer aller, auch die der scheinbar Tugendhaftesten, öffentlich sind, kehrt der ersehnte Weihnachtsfriede ein, und die Akteure kassieren mit anhaltendem Applaus den verdienten Lohn für ihre schauspielerische Leistung.