Herbert Schittkowski erweist sich als Naturtalent an der Nähmaschine Foto: Grimm Foto: Schwarzwälder-Bote

Bockzunft: Im Schuppen der Narren werden fleißig mittelalterliche Kostüme genäht

Die Vorbereitungen fürs Stettener Spectaculum treten in ihre heiße Phase. Bei der Bockzunft wird schon fleißig geschneidert, um noch fehlende Kostüme fürs Mittelalterfest im Juli fertigzustellen.

Stetten am kalten Markt. Im Bockschuppen hinter der ehemaligen Dreschscheune zwischen Stetten und dem Ortsteil Nusplingen gibt Waltraud Kallenbach, versierte Hobbyschneiderin und Mitglied des Vereins, Anweisungen fürs richtige Zuschneiden. Auf den Tischen liegen Leinenstoffe in Natur und Tannengrün aus. "Muss da noch eine Nahtzugabe dran, oder ist die schon mitberechnet", fragt Kai Marquart und rückt ein Schnittmuster zurecht. "Ist dabei. Du kannst direkt an der Schnittmusterkante schneiden".

Kallenbach zückt ein Maßband und legt es um den Kopf von Herbert "Heppe" Schittkowski. "Durchschnittsschädel", konstatiert sie unter dem Gelächter der Anderen, "mit Nahtzugabe musst du 60 Zentimeter zuschneiden". Heppe, der während der Fasnet in der Regel den närrischen Zunftpolizisten gibt, grinst gutmütig und macht sich an die Arbeit.

Volker Beils Kopfumfang wird von Jessica Scheck vermessen – die Kappen, die mit Zipfeln und Glöckchen versehen an die Narrenkappen der Hofnarren erinnern, müssen richtig sitzen. Die junge Frau mit dem lachsfarbenen Shirt gehört wie Waltraud Kallenbach zu den "Profis" der Bockzunft-Schneiderwerkstatt. Sie gibt den "Schneiderlehrlingen" Tipps und ist zur Stelle, wo immer sie auch gebraucht wird. "Eine wertvolle Stütze", lobt Kallenbach. "Aber ich bin nichts gegen Waltraud", kontert Scheck. Die sei eine Powerfrau: Auch die offizielle Nähstube des Spectaculums sei ihr Revier; zudem sei sie berufstätig, und Familie habe sie auch noch. "Stress ist ihr Hobby". "Mir macht das Nähen einfach Spaß", erwidert Kallenbach. "Ich lebe mein Hobby aus, bin mit netten Leuten zusammen und kann etwas bewirken."

Am nächsten Tisch sitzt Carmen Weingast über ihren Zuschneidearbeiten – sie war beim Spectaculum 2013 noch nicht dabei. Herbert Schittkowski findet das Zuschneiden öde, er näht lieber. "Okay, wenn du meinst, du kannst das, dann ran", sagt Kallenbach und macht resolut eine Maschine startklar. Nach kurzer Einführung umkettelt "Heppe" die Schnittkanten und erweist sich dabei als Naturtalent. "Vielleicht war er im früheren Leben das tapfere Schneiderlein", mutmaßt ein Beobachter. Nach Pfingsten, gibt Waltraud Kallenbach bekannt, steht ein weiterer Termin im Bockschuppen an: "Dann wird genäht, dass die Nadeln glühen." Wie zur Bestätigung gibt "Heppe" Gas und rattert eine weitere Naht herunter.