Feldübung in voller Montur: Soldaten aus mehreren Nation nehmen in Stetten an der "United Endeavour" teil. Foto: Grimm

Mit "United Endeavour" gegen die Terrorzellen. 500 Teilnehmer aus 17 Nationen nehmen an Übung teil.

Stetten a. k. M. - "Willkommen in Coastland", begrüßt Generalleutnant Richard Roßmanith die zahlreichen Medienvertreter, Militärattachés und politischen Mandatsträger aus der ganzen Republik beim Besucher- und Medientag. Der Truppenübungsplatz Heuberg hat sich für die multinationale Übung "United Endeavour 2014" (UE 14) in ein fiktives Land verwandelt.

Aus dessen mobilem Hauptquartier muss das "Multinationale Kommando Operative Führung" (MKOF) – mit dabei sind das Eurokorps aus Straßburg, das Zentrum Luftoperationen aus Kalkar, das Marinekommando aus Mayen und das österreichische Panzerstabsbataillon 3 aus Mautern – unter Roßmanith in den seit Jahren schwelenden Konflikten der – ebenfalls fiktiven – Länder Amberland und Beachland die Friedensbemühungen sichern sowie die Pufferzone zwischen den beiden Staaten im Luftraum und an den Seewegen verteidigen.

Das Übungsszenario wird durch mehrere Faktoren erschwert. Zum einen hält Amberland Teile der entmilitarisierten Zone besetzt, zum anderen treiben drei unterschiedliche radikale Splittergruppen ihr terroristisches Unwesen in den angenommenen Einsatzländern.

Roßmanith, Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung mit Sitz in Ulm, betont in seiner Begrüßung die hervorragende Zusammenarbeit des österreichischen Bundesheeres mit der Bundeswehr. Der stellvertretende Chef des Stabs für den Bereich Operationen, Brigadier Thomas Starlinger vom österreichischen Bundesheer, stellt den Besuchern die Arbeit des Ulmer Kommandos und die Übung "United Endeavour" vor.

Diese Übung, die zum ersten Mal im Nato-Rahmen stattfindet, verfolgt mehrere Ziele: "Wenn Krisen in der Welt nicht mehr diplomatisch zu lösen sind, wird oft das Militär gerufen", so Starlinger. "Aber wenn Soldaten in den Einsatz geschickt werden, sind zuvor der Konflikt zu analysieren sowie Ziele und Fähigkeiten zu bestimmen und zu koordinieren."

Bei der Übung UE 14 probt das MKOF den Beginn eines solchen Einsatzes. Hierbei trainieren die Soldaten, direkt nach der politischen Entscheidung Probleme des Einsatzlandes zu analysieren und militärische Optionen zu entwickeln. Danach werden nach diesen Vorgaben erste Truppen in das Einsatzgebiet verlegt.

Zwei Kernfähigkeiten sollen bei der UE 14-Übung im Fokus stehen: Planungsprozesse und militärische Operationen entwickeln, aber auch Abläufe bei der Ankunft im Einsatzgebiet betrachten. Ein Grund, weshalb diese Übung nicht wie bisher im EU-Rahmen abläuft, sondern auf Nato-Ebene, liegt darin, dass sich das Ulmer Kommando als Hauptquarier für Nato-Einsätze qualifizieren will. Der Besucher erfährt, dass es davon weltweit nur zwei gibt. "Deshalb ist dies auch für die deutsche Verteidigungspolitik ein Leuchtturmprojekt", sagt Roßmanith.

Rund 500 Personen aus 17 Nationen nehmen an der Übung teil. Das österreichische Pionierbataillon 2 aus Salzburg beispielsweise verantwortet mit dem Unterstützungsverband des Ulmer Kommandos den Aufbau des mobilen Führungszentrums, ist in allen Übungsteilen vertreten und somit ein wichtiger Übungspartner, wie Roßmanith betont.

Welcher Aufwand für den Aufbau des mobilen Hauptquartiers betrieben werden muss, ist in einem Vortrag zu erfahren. So haben die österreichischen Pioniere allein beim Bau der befestigten Fläche für das zeltbasierte Hauptquartier 57 Pioniermaschinen eingesetzt, 40 Pioniere haben 4900 Arbeitsstunden geleistet und eine Fläche von 11 900 Quadratmetern vorbereitet. Dabei wurden unter anderem 8000 Kubikmeter Erde abgetragen, 15 000 Tonnen Schotter eingebracht und 770 Meter Drainagerohre verlegt.

Der Bau eines "Shelter" genannten Bunkers, wie er in Kunduz/Afghanistan eingesetzt wird, ist noch im vollem Gange. Der Aufbau des mobilen Gefechtsstandes erfordert 16 Kilometer Lichtwellenleiter, sieben Kilometer Kupferkabel und 12 800 Arbeitsstunden. Dabei werden 3445 Quadratmeter Fläche überbaut; der Stromverbrauch liegt bei etwa 6000 Kilowattstunden pro Tag.