Ökokonto: Gemeinde Stetten am kalten Markt sammelt fast drei Millionen Punkte

Stetten am kalten Markt (sgr). Der Gemeinderat hat der Einrichtung eines Ökokontos zugestimmt. Grundlage dafür ist die zeitgleiche Ausweisung von Forstgebieten, die künftig nicht mehr waldwirtschaftlich genutzt werden dürfen. Für diese der Natur überlassenen Gebiete kann die Gemeinde nach der Ökokontoverordnung Ökopunkte beantragen, die später zum Ausgleich bei Eingriffen in Natur und Landschaft verrechnet werden.

Hintergrund ist das Vermeiden von Eingriffen in Natur und Landschaft, wie sie beispielsweise bei Bauvorhaben entstehen. Die durch Bebauung und Versiegelung entstehenden Schäden sowie sonstige Eingriffe in ein Ökosystem müssen durch Ausgleichsflächen ausgeglichen werden.

Bürgermeister Maik Lehn machte deutlich, dass sich das in der Praxis immer schwieriger darstellt. "Unsere Gemarkung und unsere Region ist bereits mit verschiedenen Schutzgebieten überzogen, was die Suche nach Ausgleich nicht einfach macht." Die Ökokontoverordnung sei jedoch ein Instrument, mit dem ökologische Auswertungsmaßnahmen geschaffen werden, die zu einem späteren Zeitpunkt angerechnet werden. Also eben dann, wenn ein ökologischer Ausgleich bei einem Bauvorhaben geleistet werden muss.

Lehn erläuterte, dass die Verordnung dazu Maßnahmen zulässt wie Artenschutzmaßnahmen und Erstaufforstungen. Für den Gemeindegrundbesitz kommt vor allem die Ausweisung von "Waldrefugien" nach dem Alt- und Totholzkonzept des Landesforstes in Betracht. Dieses basiert auf dem Leitgedanken, dass die durch ordnungsgemäße Forstwirtschaft üblicherweise gekappten Totholz- und Altersbäume stehen und liegen gelassen werden, da sie für viele Arten wertvolle Lebensräume sind. Das Schaffen solcher Waldrefugien wird nach der Verordnung einmalig mit 40 000 Ökopunkten pro Hektar bewertet und mit drei Prozent jährlich verzinst.

Die Untere Forstbehörde des Landratsamtes hat im Vorfeld der Ausweisung den Stettener Gemeindewald untersucht und dabei acht Gebiete mit einer Gesamtgröße von rund 73 Hektar vorgeschlagen, welche die Voraussetzungen für Waldrefugien mitbringen. Wie Lehn hervorhob, ist bei der Auswahl der Flächen auch darauf geachtet worden, wie gut oder schlecht sie sich bisher bewirtschaften ließen.

Forstbezirksleiter Jörg Scham und Revierförster Daniel Sauter bescheinigten den ausgewählten Flächen nur minimalen beziehungsweise keinen nennenswerten Holzertragwert, da es sich größtenteils um felsige Areale oder Steillagen handelt. "Stetten ist reich gesegnet mit ertragsschwachen Standorten", fasste Scham die ökonomische Situation des Gemeindewaldes zusammen. Das sei jetzt aber von Vorteil, denn ökologisch seien diese Bereiche überaus wertvoll: "Ein kaputter Baum ist ökonomisch ein Graus, aber ökologisch ist er ein wertvoller Schatz."

Da die vorgestellten Einzelflächen zusammenhängend sein müssen, werden in den Zwischenräumen und Übergangszonen "Habitat-Baumgruppen" geschaffen, die natürliche Brücken für Flora und Fauna bilden sollen. Mit der Ausweisung der genannten Areale als Bannwald und Waldrefugien sind für die Gemeinde fast drei Millionen Ökopunkte zusammen gekommen. "Die sind übrigens auch handelbar", hob Scham hervor. Die Ökopunkte könnten sowohl an private Bauherren als auch am freien Markt verkauft werden.