Humbert Müller aus Tannheim nimmt sich dieser schwierigen Arbeit an 

Unterkirnach (hs). Humbert Müller, Steinmetz und Steinbildhauer in Tannheim, betrachtet den vor ihm liegenden Gedenkstein von Carl Blessing, Orchestrionbauer aus Unterkirnach. "Das gibt Arbeit", erklärt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Gleichzeitig freut er sich darauf, den Gedenkstein zu restaurieren.

Humbert Müller ist Steinmetz und Steinbildhauer in der sechsten Generation. Sein Ur-Ur-Urgroßvater Karl Müller gründete den Steinmetzbetrieb. Bis vor einem Jahr arbeitete Müller immer noch in der alten Werkstatt des Gründers, die allerdings viel zu klein geworden war. Im vergangenen Jahr lieferte er eins seine Meisterstücke ab: Der Bär, der den Kreisverkehr in Brigachtal ziert, verlangte ihm sehr viel ab. Schon der große Sandstein für den Bären passte nicht in die uralte Werkstatt und musste sozusagen im Freien vor der Werkstatt bearbeitet werden.

Jetzt ist die neue Werkstatt von Humbert Müller so gut wie fertiggestellt, eine der ersten Arbeiten wird die Restaurierung des Gedenksteins von Carl Blessing sein. Der in diesem Jahr gegründete Verein für Heimatgeschichte und Orchestrionbau hatte Humbert Müller beauftragt, den Gedenkstein zu restaurieren. "Ich fühle mich Unterkirnach sehr verbunden, schließlich ist meine Mutter Hermine eine gebürtige Weißer aus Unterkirnach", schmunzelt er.

Einer ihrer Brüder ist Alfred Weißer, der in mehr als eintausend Stunden in seiner Freizeit das Orchestrionklavier wieder gangbar machte. "Mein Vater war Edmund Weißer, mehr als 30 Jahre Bürgermeister in Unterkirnach und Ehrenbürger der Gemeinde", ergänzt seine Mutter.

Der Gedenkstein von Carl Blessing stand lange Jahre in Freiburg, bis er nach Unterkirnach geholt wurde und auf dem Friedhof nahe der Kapelle stand. Der Gedenkstein hat unter der Witterung stark gelitten. Humbert Müller erklärt, dass der Stein aus drei Teilen besteht: Dem unteren Teil mit Schriftblock, dem mittleren mit Schriftblock und dem oberen mit der Gestalt des Carl Blessing. Rechts daneben ist ist ein Teil eines Orchestrions zu sehen. Unten rechts erkennt man Handwerkssymbole. Der obere Teil ist mit gut erhaltenen Verzierkrabben umrandet, die Spitze bildet die Kreuzblume. Die Gestalt sei auch gut, so Müller. Diese müsse er vorsichtig mit Wasserdruck reinigen, dann werde er den Stein mit einer Flüssigkeit verfestigen und haltbarer machen.

Auf dem unteren Sockel lässt sich noch schwach lesen: "Carl Blessing starb am 20. März 1820, 50 Jahre alt und seine Gattin Gertrud Zähringer ist im 79. Jahr am 12. November 1843 unter der Hand eines furchtbaren Mörders gestorben. Ihre fünf Kinder weihten ihnen aus Dankbarkeit dieses Denkmal". Diese Schrift könne er gut wiederherstellen, so Müller. Schwierig werde es allerdings mit der Schrift auf dem mittleren Teil, die der Witterung total zum Opfer gefallen ist.

Wolfgang Armbruster hat sich aus einem Museum im Schwarzwald ein großes Bild des Gedenksteins geliehen und dieses Humbert Müller zur Verfügung gestellt. Auf diesem Bild ist die ursprüngliche Inschrift zu erkennen. Sie lautet: "Bei Kürnecks Schloss in armer Hütte baut Blessing einst der Kinder Glück: Nur Stein für Stein nach weiser Väter Sitte, auf Gott vertraut beim widrigsten Geschick, im Ringen mit des Schicksals Mächten, ... Diese Schrift wird Müller mit all ihren Schnörkeln auf den mittleren Block einarbeiten. Die Schrift wird darauf gepaust. Das wird ein gehöriges Stück Arbeit.