Boser: Interview ist "ohne Zustimmung abgedruckt" worden / Edelmann: "Kann Reaktion nicht einordnen"

Von Florian Forth

Steinach. Auf eine gepfefferte Stellungnahme der Landtagsabgeordneten Sandra Boser (Grüne) folgte völliges Unverständnis seitens Steinachs Bürgermeister Frank Edelmann. Der Stein des Anstoßes ist ein Interview, das vergangene Woche im Bürgerblatt erschienen ist.

Auf der drittletzten Seite des Amtsblatts Nummer 18 ist ein Gespräch mit Boser zum Bürgerentscheid bezüglich der Erweiterung des interkommunalen Gewerbegebiets abgedruckt. Gestellt wurden die Fragen von Frank Edelmann. Allerdings nicht in seiner Funktion als Bürgermeister der Gemeinde Steinach, sondern als Vorsitzender des Zweckverbands Interkom Steinach/Raumschaft Haslach. Unter dem Interviewtext, der neben drei Fragen und Antworten auch ein Porträtbild der Abgeordneten umfasst, ist eine Anzeige des Zweckverbandsvorsitzenden Edelmann zu sehen: "Für die Zukunft – ›Nein!‹ beim Bürgerentscheid" lautet der Slogan.

Sandra Boser fühlt sich von Edelmann vereinnahmt, es werde "einseitig Stimmung gemacht" heißt es in dem offenen Brief an den Bürgermeister.

Boser sei nicht klar gewesen, dass das Interview in einem Rahmen verwendet werde, der den Eindruck erwecke, dass sie eine Erweiterung des Interkom II Gewerbegebietes befürworte. Ihr sei in keiner Mail mitgeteilt worden, dass es sich dabei um eine "Werbemaßnahme für die Interkomerweiterung" handele. "Ich kann nicht nachvollziehen, dass das Interview so gedruckt wurde", sagte Boser.

Frank Edelmann legte indes den Schriftverkehr offen und zeigte sich erstaunt über die Stellungnahme Bosers: "Ich kann ihre Reaktion nicht einordnen", sagte er dem SchwaBo gestern.

Er hatte ihr die Interviewfragen bereits am 21. April zukommen lassen. Ihre Antwort kam am gleichen Tag, gefolgt von der Bitte, ihr mitzuteilen, wofür und in welcher Form die Antworten veröffentlicht werden. Edelmann schreibt, dass unter anderem der Landtagsabgeordnete Helmut Rau für ein Interview angefragt wurde, das ebenfalls im Bürgerblatt erscheinen soll. Dass es sich dabei um eine Interviewreihe handelt, geht aus dem Schriftverkehr nicht hervor. Genausowenig, dass immer nur ein Gesprächspartner zu Wort kommt und nicht etwa mehrere auf einmal.

Am 27. April bittet Edelmann Boser um eine kleine Änderung des letzten Satzes. Sie stimmt der Korrektur zu und der Text erscheint am 30. April im aktuellen Bürgerblatt. Nun ist Boser verärgert. Sie habe nicht gewusst, dass ihre Stellungnahme allein gestellt verwendet werde. "Dann hätte ich das Interview nicht gegeben", sagte sie. Zudem seien weder das Layout noch der Text des Interviews von ihr oder ihrem Büro genehmigt gewesen: "Der vorliegende Abdruck ist ohne meine Zustimmung erfolgt."

"Ich habe ihr die gestaltete Seite zugeschickt", sagt Edelmann ein wenig verzweifelt, "spätestens wenn sie den Entwurf sieht, muss ihr doch klar sein, wie es kommt." Er habe mit dem Grafiker, der die Anzeigenseite erstellt hatte, zudem vereinbart, dass das Banner des Zweckverbands nicht über, sondern unter dem Interviewtext erscheinen soll.

Boser sagt hingegen, sie habe den Entwurf "nicht gesehen." Woran das liege, könne sie nicht sagen. Lediglich die Korrektur im Text sei genehmigt gewesen. Boser sieht sich missverständlich dargestellt und möchte in Sachen Bürgerentscheid ihre neutrale Position wahren. Sie unterstütze den Bürgerentscheid am 21. Juni und möchte den Bürgern die Möglichkeit bieten, sich neutral zu informieren. "Ich vertrete keine offensive Position rechts oder links davon" sagte Boser. Dennoch sei das erste Erscheinungsbild prägend für die Leser. Sie sei mehrfach auf die Seite angesprochen worden, es könne gar der Eindruck enstanden sein, sie habe die Anzeige mitfinanziert, was nicht stimme.

Edelmann habe indes den Eindruck gehabt, Boser unterstütze das Vorhaben des Zweckverbands. "Sie hätte in dem Interview ja auch eine klare Kontraposition einnehmen können", sagt der Bürgermeister. "Vielleicht wäre es auch besser gewesen, wenn ich mich komplett rausgehalten hätte", sagt Boser. In der Interviewserie, die Edelmann für die kommenden Wochen plant, sollen auch Landrat Frank Scherer und der Landtagsabgeordnete Helmut Rau zu Wort kommen. Ihnen will Edelmann das geplante Layout nun vorab zusenden.