Windpark am Kambacher Eck wird um ein Rotorblatt reicher. Foto: Schwannauer

Windpark am Kambacher Eck wird um ein Rotorblatt reicher. Enge Kurven müssen überwunden werden.

Steinach - Auf dem Kambacher Eck soll sich Mitte März das erste von vier Windrädern drehen. Der dritte Flügel der Anlage hat sich gestern per Schwertransport zu seinem Einsatzort in 500 Metern Höhe durch den Wald gewunden.

Kein verirrter Umzugswagen, sondern eine Plattform auf Rädern schob sich hoch zum Windpark "Kambacher Eck". Dabei konkurrierte das röhrende feuerrote Spezialfahrzeug mit den versteckten Hirschen und brachte Farbe in die Landschaft an einem tristen Februartag. Liebhaber von Lego und Playmobil hätten ihre helle Freude an dem Anblick gehabt – In Zeitlupe kroch der 16-fach bereifte "Selbstfahrer" die Steigung empor, die teils 18 Prozent beträgt.

Acht Kilometer legte das 50 Meter lange starre Gefährt vom Zwischenlager in Steinach zurück. Das Ganze dauerte rund viereinhalb Stunden – ein Mitarbeiter der Transportfirma ging mit der Fernsteuerung voraus, immer rückwärts, den Transport im Auge und hoch konzentriert. Teils ging es um Zentimeterarbeit.

Das Ganze ging nicht ohne Hindernisse vonstatten: Zwar waren die acht Kilometer Straße für den Transport vorbereitet worden, doch enge Kurven galt es noch genügend zu überwinden, und in der Wanglig 52 ging es zwischen Hofgebäuden hindurch. Dann hob sich das Rotorblatt sacht nach oben und schaffte sich den nötigen Platz.

Zwei Flügel liegen schon auf der morastigen Baustelle mitten im Wald, wo die Anlage vier entsteht, das am weitesten nördlich stehende Rad. Die Räder vom Typ E115 sind laut Philip Niemann die ersten ihrer Art im Schwarzwald, ihre Nabenhöhe beträgt 149, mit Flügeln sollen sie auf 207 Meter anwachsen.

"Wir liegen zeitlich genau im Plan", freute sich Projektleiter Philip Thiemann von der Badenova-Tochter "Wärmeplus". Die fahrbaren Plattformen werden außer für die insgesamt zwölf Flügel auch für die Rohrteile aus Stahl, die Maschinenhäuser und Generatoren eingesetzt. Eine spektakuläre logistische Aufgabe, die einen gigantischen Plastik-Fremdkörper durch den Wald schickte. Ein paar versprengte Wanderer und Anwohner beobachteten das Ganze.

Die Windflügel aus Kunststoff brachte eine Schwerlastfirma in zwei Nachttransporten von Magdeburg zum Zwischenlager in Steinach. Der Transport zur Baustelle wurde monatelang geplant. Straßen mussten verbreitert und ein Schuppen rückgebaut werden.

Wenn er einmal fertig gestellt ist, soll der Windpark Kambacher Eck 28 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren, das entspricht dem Verbrauch von rund 10 000 Haushalten. Die Badenova-Vertreter sprechen vom größten Vorhaben dieser Art in der Geschichte des Unternehmens. Im Juli sollen sich alle vier Räder drehen.