Bei der Nikolausfeier des TV Steinach waren die Kleinsten immer die Größten. Archivfotos: Lehmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Verwaltung und TV sprechen im November

Von Lars Reutter

Steinach. Der TV Steinach (TVS) sieht sich gezwungen seine Nikolausfeier abzusagen. Dies schreibt Vereinsvorsitzende Ursula Hildbrand in einer Pressemitteilung an die SchwaBo-Redaktion. Bürgermeister Frank Edelmann wundert sich über diese Absage.

"Ich kann zwar nicht verstehen, warum die Gemeinde sich Ihren Nutzungswünschen verschließt, aber letztlich ist das die Entscheidung der Gemeinde als Ihre Vermieterin", schreibt Andrea von Beren vom Regierungspräsidium (RP) Freiburg in einem Schreiben an den TVS, das dem SchwaBo vorliegt.

Im Nachgang zur Gemeinderatssitzung von Montag, in der es auch um die Nutzungsordnung für die Turn- und Festhalle ging (wir berichten), befürchtet Hildbrand eine mögliche weitere Reduzierung der Besucherzahlen, da Bürgermeister Edelmann auf Grund der Beurteilung der Brandschutzschau von weiteren Auflagen für den Bühnenbereich gesprochen habe.

Auf Nachfrage des stellvertretenden Vorsitzende des TVS, Bertin Metzger, zitiert Rathausmitarbeiterin Simone Muth den Ersteller des Brandschutzgutachtens: "Grundsätzlich sind Bühnen in Versammlungsstätten für Besucherplätze nicht geeignet. Falls bei Veranstaltungen die Bühne als Versammlungsraum mit Besucherplätzen genutzt werden soll, stellt dies eine Nutzungsänderung dar, die einer Baugenehmigung bedarf." Folgende Maßnahmen wären dann laut Gutachter erforderlich: Absturzsicherung an der Bühnenkante; zwei bauliche Rettungswege mit einer Mindestbreite von 1,20 Meter, Verbreiterung der vorhandenen Notausgänge in Abstimmung mit der zusätzlichen Besucherzahl (für die nutzbare Bühnenfläche seien dann zusätzlich zwei Personen pro Quadratemter anzusetzen); Sicherheitsbeleuchtung auf der Bühne und deren Rettungswege.

Hildbrand hatte am 3. August in einem Schreiben an die Verwaltung angeboten, einen Bauantrag oder eine Bauvoranfrage zu stellen und die Kosten hierfür zu übernehmen. Damals ging es um die Prüfung des Vorschlags, den Geräteraum als Bar zu verwenden, den dortigen Ausgang als Notausgang zu nutzen und aufgrund der gesamten Rettungswegbreiten gemäß den Berechnungsregeln der Versammlungsstättenverordnung die Besucherzahl zu erhöhen. Darauf antwortet damals Simone Muth nach Rücksprache mit Bürgermeister Edelmann: "Wir gehen davon aus, dass sich unsere Haltung bezüglich der zulässigen Notausgänge und der maximal zulässigen Personenzahl auch mit positivem Bauvorbescheid nicht ändern wird. Fast alle Vereine und Veranstaltungen kommen mit den baulichen Gegebenheiten und den daraus folgenden Grenzen und Vorgaben gut zurecht."

Hildbrand beklagt in ihrem Schreiben an den SchwaBo, dass die zulässige Besucherzahl bereits in den vergangenen Jahren von der Gemeindeverwaltung von 600 im Jahr 2012, auf 495 in 2013 und auf 356 Besucher im Jahr 2014 reduziert worden sei. Durch die hohe Beliebtheit der Kinderturnangebote des TV Steinach, die zu knapp 300 aktiven Kinder- und Jugendlichen im TVS und somit über 200 Mitwirkenden bei der Nikolausfeier führen, könne bei einer weiteren Reduzierung der zulässigen Besucherzahl durch die Gemeindeverwaltung Steinach nicht mehr alle Eltern die Nikolausfeier besuchen. Auch die Allmendhalle habe sich der TVS bereits angeschaut und sei zu der Überzeugung gelangt, dass es nicht möglich ist, dort die Nikolausfeier im gewohnten Rahmen durchzuführen

"Ein Gespräch zwischen Turnverein und Gemeindeverwaltung oder Gemeinderat mit Sachverständigen um gemeinsam Wege zu finden oder Bedenken seitens der Gemeinde zu erörtern, lehnt Herr Edelmann wiederholt ab", beklagt sich die Vorsitzende in der Pressemitteilung. Da die Gruppen mit der Vorbereitung der Vorträge beginnen müssten, müsse die Entscheidung kurzfristig fallen.

Bürgermeister Edelmann erklärt zur Absage der Feier auf Anfrage des SchwaBo folgendes: "Ich kann die Absage, insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt absolut nicht nachvollziehen. Es gibt bis heute weder einen Antrag zur Abhaltung einer Nikolausfeier, geschweige denn eine Festlegung der Hallenkapazität."

Bürgermeister kann Absage nicht verstehen

Er habe lediglich auf die Schwierigkeiten aus der Brandverhütungsschau bezüglich Bühnennutzung in der letzten Gemeinderatsitzung hingewiesen. Um die in den letzten Jahren immer wieder auftretenden Diskussionen zu klären, haben die Verwaltung am letzten Dienstag zu einem moderierten Gesprächsabend mit allen Gemeinderäten, dem ganzen Turnvereinsvorstand und den Vereinsvorständen der Hallennutzervereinen am 2. November eingeladen. Zudem betont Edelmann: "Alle Bedingungen, die wir definieren, sind Ergebnis der Brandverhütungsschau und nicht persönliche, unausgegorene Entscheidungen des Bürgermeisters Frank Edelmann." Die Verwaltung sei jederzeit dialogbereit. Man könne und werde aber keine Entscheidungen zur Hallenkapazität treffen, die den Ergebnissen der Brandverhütungsschau widersprechen.

Auf Anfrage des SchwaBo erklärt Bertin Metzger, dass der Verein den Termin am 2. November wahrnehmen wolle. "Wir freuen uns, dass jetzt etwas Dynamik in die Sache reinkommt, finden es aber schade, dass es nicht schon früher zu einem Gespräch gekommen ist", sagt der stellvertretende Vorsitzende.

Denn für die Ausrichtung der Nikolausfeier in diesem Jahr sei der Termin zu spät angesetzt. Da zu wenig Zeit für die Vorbereitung bleibe, werde es daher selbst bei einer Einigung im November zu 99 Prozent bei der Absage bleiben. Aber bei einer Eingung bestehe immer Hoffnung auf eine Ausrichtung im nächsten Jahr, wenn der TV Steinach mit seinen rund 600 Mitgliedern sein 50-jähriges Bestehen feiert.