Alexander Kern (vorn links), Christl Weber, Susan Deschler und Björn Krugielka stellten den Dorfladen-Verein am Montagabend vor. Foto: Kleinberger

Investor will bereits im ersten Jahr die schwarze Null erreichen / Verein sucht engagierte Helfer

Viel Herzblut und leidenschaftliches Engagement aller Beteiligten stecken im Projekt "Dorfladen Welschensteinach". Das ist bei der Vorstellung von Verein und Investor am Montagabend in der Allmendhalle deutlich geworden.

Welschensteinach. Die Bauarbeiten am alten Rathaus laufen seit geraumer Zeit, inzwischen ist auch der grobe Eröffnungstermin spruchreif. Zeit für die vier Hauptakteure des inzwischen gegründeten Vereins "Unser Dorfladen Welschensteinach" Alexander Kern, Björn Krugielka, Christl Weber und Susan Deschler, an die Öffentlichkeit zu gehen. Am Montagabend stellten sie im Foyer der Allmendhalle daher nicht nur den Laden sowie Betreiber und Investor Günter Thiem vor, sondern auch die weiteren Ziele, die sie mit der Vereinsgründung verfolgen. Kurz und bündig stellten Kern und Krugielka noch einmal den langen Weg bis hierher vor (wir berichteten mehrfach).

Der Verein, der nun sehr viel weniger mit dem Betrieb des Geschäfts zu tun hat als ursprünglich angenommen, will sich mit der sozialen Komponente beschäftigen. Der Dorfladen soll "mehr sein als einkaufen": Ein sozialer Treffpunkt. Im Raumplan ist bereits vorgesehen, dass in den Verkaufsraum eine Sitzecke integriert wird, an der die Kunden miteinander Kaffee trinken können – oder in der der Verein verschiedene Aktionen ausrichtet. Angedacht ist auch ein Angebot ähnlich eines Repair-Cafés.

Zentral ist für die Vier die Einrichtung eines sogenannten Dorfladentaxis: Zunächst einmal monatlich soll dieses Kunden zum Dorfladen und wieder nach Hause befördern. Auf Nachfrage erklärte Krugielka, dass Vereinsmitglieder diese Aufgabe übernehmen sollen. Versicherungstechnisch sei alles über die Gemeinde abgedeckt, Fahrer würden jedoch noch gesucht.

Mit besonderem Interesse begegneten die Zuhörer Thiem. Er berichtete von seiner langen Zusammenarbeit mit Edeka, auf deren Angebot er auch für den Dorfladen zurückgreifen kann. Seit 35 Jahren selbstständig, war dem Investor anzumerken, dass er voll hinter dem Projekt steht. An Realismus fehlt es ihm jedoch nicht. Quersubventionieren wolle er das Geschäft nicht, erklärte Thiem: Entweder, der Dorfladen trage sich, oder nicht. "Ich will mit dem Laden hier eine schwarze Null erreichen, schon im ersten Jahr", sagte Thiem. Er ist aber optimistisch: "Das schaffen wir." Für den Betrieb des Ladens werden dann noch Teilzeitkräfte gesucht, nach Möglichkeit aus Welschensteinach selbst. Thiem berichtete, dass beispielsweise auch das Abheben von Bargeld an der Kasse ab einem gewissen Einkaufswert möglich sei. Lotto wolle er eventuell anbieten, eine Postfiliale allerdings auf keinen Fall. Der Unternehmer: "Da haben Sie nur Arbeit mit und es lohnt sich nicht." Beim Sortiment setzt er vor allem auf regionale Produkte. Discounterpreise könne er nicht mitgehen, machte er deutlich, werde aber auch keine Mondpreise verlangen. Erfreulich auch für die Zuhörer war die Transparenz, mit der Thiem über kaufmännische Entscheidungen sprach wie beispielsweise keine Frischfleischtheke anzubieten, weil die Kundenfrequenz dafür nicht ausreichen werde.

Ob der anvisierte Eröffnungstermin am 15. November gehalten werden kann, ist laut Ortsvorsteher Erich Maier noch fraglich. Eher fragwürdig war der geringe Zulauf, den die Veranstaltung am Montagabend hatte. Einer hatte es sich jedoch nicht nehmen lassen, Infos zum Projekt aus erster Hand zu erhalten: Der am Vorabend frisch gewählte designierte Bürgermeister Nicolai Bischler.

Nahversorgung wird im ländlichen Raum und gerade zu Zeiten des demografischen Wandels immer wichtiger. Denn wer ist primär darauf angewiesen, Einkäufe des täglichen Bedarfs möglichst vor der Haustür und ohne weite Wege erledigen zu können? Ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind. Gerade auf den Dörfern haben kleine Geschäfte es jedoch zunehmend schwerer, gegen die "Großen" mit mehr Auswahl oder billigeren Preisen zu bestehen. Dass die nicht vor Ort sind, ist egal: Wer zum Discounter oder dem Großmarkt fahren kann, der tut das auch. Das kleinere Geschäft vor Ort hat das Nachsehen. Dem Dorf geht mit der Einkaufsmöglichkeit aber auch ein sozialer Mittelpunkt verloren. Dass sich mit dem Welschensteinacher Dorfladen ein Projektteam der Sache annimmt und der Entwicklung entgegenwirken will, ist wichtig und richtig. Es wird am Ende jedoch an den Bürgern vor Ort liegen, der Sache eine Chance zu geben und das Angebot anzunehmen. Denn auch im Kleinen gilt: Die Nachfrage bestimmt letztlich das Angebot.

INFO

Was steckt dahinter

Hinter dem Projekt steht neben Investor Günter Thiem, der das Geschäft betreiben wird, der Verein "Unser Dorfladen Welschensteinach". Die gemeinnützige Gemeinschaft ist von Alexander Kern, Björn Krugielka, Christel Weber und Susan Deschler ins Leben gerufen worden, um die soziale Komponente des Dorfladens weiter auszubauen. So soll der Laden zu einem Treffpunkt der Bürger vor Ort werden, es soll ein Café mit Fahrdienst ("Dorfladentaxi") geben. Das Team freut sich über Helfer und neue Vereinsmitglieder. Besonders für das Dorfladentaxi werden noch Fahrer gesucht. Weitere Infos gibt es auf der Internetseite www.dorfladenwst.de.