Die Fotosimulation zeigt den Blick vom Wanderweg bei Oberrain oberhalb Schuttertal in Richtung Nordosten. Die Distanz zu den Windenergieanlagen beträgt 5,2 bis 6,1 Kilometer. Foto: Ökostromgruppe

Erste Messergebnisse für Anlagen auf Kambacher Eck sind positiv. Inbetriebnahme könnte nächstes Jahr sein.

Steinach - Vier Windräder, jedes 200 Meter hoch, Kosten bei insgesamt rund 20 Millionen Euro: Diese Zahlen wurden gestern bei einem Pressetermin am Kambacher Eck präsentiert. Noch lauft aber erst die Untersuchung des Windpotenzials.

Dass das trikommunale Projekt von Steinach, Schuttertal und Biberach tatsächlich kommen wird, halten die Beteiligten aber Stand gestern für wahrscheinlich. Denn die seit Anfang des Jahres laufenden Windmessungen haben laut Philip Thiemann, der beim Projektpartner Badenova den Bereich Technik leitet, bisher die Annahmen bestätigt, dass auf dem Kambacher Eck die Windräder wirtschaftlich betrieben werden könnten.

Um sicherer zu sein, werden die Messungen aber noch bis mindestens Mitte April andauern. Wobei allein die Messergebnisse laut dem Geschäftsführer der Ökostromgruppe, Andreas Markowsky, nicht reichen. Diese werden auch noch mit zeitgleich erhobenen Ergebnissen von den bereits existierenden Windkraftanlagen in der Region abgeglichen.

Erhoben werden die Messungen am Kambacher Eck nicht mit einem hohen Masten, sondern mit Hochtechnologie, die in einer Art kleinen Anhänger untergebracht ist. Es kommt damit ein von Boden aus arbeitendes optisches Verfahren zum Einsatz, welches das vertikale Windprofil bis in mehrere hundert Meter Höhe erfasst. Der Fachbegriff für das Verfahren ist LiDAR (Light detection and ranging).

Durch die spätere Ausrichtung der in Nord-Süd-Richtung aufgestellten vier Windräder, nehmen sich diese gegenseitig wenig Wind weg, erläutert Markowsky. Stehen sollen sie in einem Abstand von rund 400 Meter. "Die Erntefläche wird so groß wie zwei Sportplätze sein", so der Geschäftsführer. Die Höhe der Anlagen mit 200 Meter und einer Nabenhöhe – auf dieser werden die Windräder angebracht – von 150 Meter ließen einen hohen Ertrag erwarten.

Um ein Rad zu bauen, muss aber nicht nur die Windstärke stimmen. Nötig sind auch viele Gutachten. Beispielsweise für Schall, Schattenwurf und Artenschutz. Insgesamt kommen dabei rund 160 Seiten zusammen. "Die Ergebnisse der Gutachten lassen eine Genehmigung erwarten", meint Markowsky.

Ausgeschaltet müssten die Anlagen nur in lauen Sommernächten werden. Denn in solchen könnten Fledermäuse zwischen die Rotoren geraten. Aber das sei an vielen Standorten so und würde übers Jahr gesehen nur einen Verlust von etwa einen Prozent ausmachen. "Das Kambacher Eck ist in naturschutzrechtlicher Hinsicht kein hochsensibler Standort", erklärt der Geschäftsführer. Um die Anlagen aufzustellen, wäre es nach seinen Angaben nicht nötig, die Zufahrtswege "drastisch auszubauen". Denn die großen Rotoren könnten auch senkrecht in die Höhe gerichtet transportiert werden.

Hohe Akzeptanz bei den Bürgern gegeben

Wichtig ist allen Beteiligten natürlich auch, dass die Bürger einverstanden sind. Hier sehen Steinachs Bürgermeister Frank Edelmann und sein Kollege Carsten Gabbert keine Probleme. Kritik gebe es nur am Projekt auf der anderen Talseite, meinte der Schuttertäler Rathauschef. Am Kambacher Eck waren auch rund 20 private Grundstückseigentümer und Anlieger in die Planungsgespräche eingebunden. Sie werden später auch Anteile an den Pachterlösen bekommen.

Wenn die Windräder dann einmal stehen sollten, könnten sich die Bürger der drei beteiligten Gemeinden Anteile in Höhe von maximal 3000 Euro pro Person sichern. Garantiert werden ihnen eine Mindestrendite von 3,5 Prozent, so Thomas Maurer von der Badenova. In der Planungsphase – in der schon Kosten von rund 600.000 Euro entstehen – und der Bauphase trägt das ganze Risiko das Energieunternehmen.

Gabbert und Edelmann unterstrichen auch in Namen ihres Biberacher Kollegen Hans Peter Heizmann, dass die Zusammenarbeit der drei Gemeinden von 2012 bis heute in großem Einvernehmen erfolgt sei. "Von Anfang an war klar, dass das nur im Dreiklang geht", erinnert sich Edelmann. Der Zeitplan sieht so aus, dass bei einem positiven Ergebnis der Messungen noch weitere Berechnungen folgen werden. Wenn alles gut geht und die Genehmigung erfolgt, könnte der Baustart laut Markowsky im kommenden Frühjahr erfolgen. An jedem Windrad werde dann etwa ein Vierteljahr gebaut, wobei parallel gearbeitet werden könne. Die Kosten werden derzeit insgesamt auf 18 bis 20 Millionen Euro geschätzt.