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Kultur: Hebelverschlüsse von Flaschen mit Mineralwasser aus Starzach sind die Faszination einer Wurmlinger Künstlerin

Um "Alltagskunst und Kohlensäure im Schwäbischen Sauerland" ging es am Sonntagnachmittag im Börstinger Dorfmuseum.

Starzach-Börstingen. "Willkommen im Schwäbischen Sauerland – diesmal zur Eröffnung der Ausstellung ›Alltagskunst und Kohlensäure‹ mit Bildern von Helene Vincon", begrüßte die Vorsitzende des Börstinger Fördervereins Heimat und Kultur, Monika Laufenberg, die Gäste im Dorfmuseum beim "Aktionstag 2017" am vergangenen Sonntagnachmittag.

Dann ging sie zunächst auf die Nutzung der Mineralquellen zwischen Bad Niedernau und Bad Imnau im Eyach- und Neckartal ein, die sich in dieser Gegend bis in die Römerzeit nachweisen lässt. Sehr bekannt ist die Römerquelle in Bad Niedernau, bei der neben römischen Münzen auch eine Statue des keltisch-römischen Heilgottes Apollo Grannus gefunden wurde. Auch in Börstingen weisen Funde einer villa rustica direkt oberhalb der Kohlensäurequellen im Winkel auf die römische Nutzung der Heilwasser hin.

Schon 1813 berichtete der Börstinger Schultheiß über drei Quellen auf seiner Markung unterhalb der Weitenburg, "die es in sich hatten". Er ahnte damals nicht, dass dort ein großes Rohstoffvorkommen vorhanden war, das später, ab etwa 1894, industriell ausgebeutet wurde und seine Heimat als das "Schwäbische Sauerland" in ganz Deutschland bekannt machte

Aufgrund ihrer wohltuenden und heilenden Kräfte wurden viele der mit Kohlensäure angereicherten Mineralwässer tatsächlich schon sehr früh in ganz Deutschland versendet. Zunächst in Tonkrügen. So ist der Versand der Börstinger Katharinenquelle schon im Jahre 1872 bis nach Stuttgart in Wasserschlegeln bezeugt. Verschiedene Technologien ermöglichten dann zwischen 1870 und 1910 den Übergang zu einer weitgehend automatisierten Massenproduktion, bei der Ton- und Glasflaschen verwendet wurden, die durch Korkstopfen, mit Wachs oder Pech und Bindfaden verschlossen wurden. Ende der 1870er Jahre gab es dann das erste Patent für den Hebelverschluss mit weißem Porzellankopf, der weit über die 1960er Jahre im Gebrauch blieb.

Mit eben diesen hübschen Hebelverschlüssen beschäftigt sich die ausgebildete Wurmlinger Emaille-Malerin Helene Vincon in ihren ausgesellten Bildern. Im Katzenbachtal hat sie sie bei einem Spaziergang rein zufällig gefunden: "Wie Kieselsteine lagen die Porzellanverschlüsse dutzendfach im Wasser, brachen das Sonnenlicht, die Wellen. Ein kleiner Junge", so erzählte sie, "hat die Verschlüsse dort versteckt gehalten."

Die Besucher konnten sich vom künstlerischen Zugang zur Alltagskunst der schön gestalteten Hebelverschlüsse in "wässrig-luftleichten" Gemälden inspirieren lassen und staunten, wie scheinbar unscheinbar alltägliche Gebrauchsgegenstände aus der Sicht der Künstlerin als Kunst empfunden werden können.

Am Sonntagmorgen wurden die Fallstellen der immer noch kräftig und beständig sprudelnden Karstquelle, die früher die Dorfmühle antrieben und Voraussetzung für den Bau des ehemaligen Wasserschlosses war, besucht. Sie dienten einst zur Wiesenbewässerung.