Rotes Sofa: Besucher im Kunsthaus Eleven sind angetan. 3D-Muster auf Wänden und Gebäuden. Mit Video.

Starzach-Börstingen - Er holt das Tablet vom Regal, öffnet die App "Music Board". Barth dreht das Tablet, bewegt es hin und her, und eine fetzige Musik kommt aus den Lautsprechern. Faszinierend, Herr Medienkünstler!

Kein Wunder, dass die Besucher des "Roten Salons" im Künstlerhaus Eleven wirklich angetan war von dem, was der erste "echte" Dauer-Zeitbewohner in den Räumlichkeiten der Alten Schule so macht.

Monika Golla: "Jens Barth ist unser erster Langzeit-Resident. Drei Monate ist er hier her gezogen, um in Ruhe zu arbeiten." Mit ihrem Künstlerkollegen Frank Fierke betreibt sie das Kunsthaus Eleven. Fierke sagt: "Es war ein sehr schöner Moment, dass wir den perfekten Raum für ihn gefunden haben. Ist doch der Hammer: Du sitzt vor Deinem Computer im Direktorenzimmer und siehst das, was Du programmierst, gleich auf der Wand der Mehrzweckhalle."

Denn der Frankfurter Barth hat in seinem Arbeitsraum eine Software programmiert, mit der er fix 3D-Muster auf Wänden oder Gebäuden entstehen lassen kann. Barth: "Das hatte ich schon immer vor, so etwas zu programmieren. Hier an diesem herrlichen Ort hatte ich die Zeit, das endlich mal zu tun."

Jens Barth. Der Medienkünstler. Aufgewachsen in der DDR in Halle an der Saale. Bekam zufällig einen C 64-Computer in die Hand. Dann Umzug nach Frankfurt. Hier läuft im Kino "Zurück in die Zukunft". Barth: "Das Auto als Zeitmaschine – das hat mich als 14-Jähriger fasziniert. Die Maschine konnte mich dahin bringen, wo ich wollte. Ich lebte in einer Traumwelt. In diesem Alter fing ich auch das Skateboarden an – ich habe akribisch stundenlang geübt."

Pubertäre Prägungen und Eindrücke, die dann zu seiner Berufung geführt haben. Barth: "Ich habe Informatik und Computer-Visualistik studiert. Weil ich alles, was ich mir ausdenke, mit Hilfe des Computers optisch realisieren kann. Der Computer ist dabei für mich das Werkzeug, um der Zeitmaschine meiner Jugend näher zu kommen."

Bei der App "Music Board" hat er das Kippen und Drehen des Skateboards – quasi wie eine Fahrt – so umgesetzt, dass daraus Musik entsteht. Doch das Board hat auch sein Sehen und seine Kunst inspiriert. Barth: "Als Skateboarder schaust Du Dir Deine Stadt ganz anders an – wo sind Stufen, Geländer, Rampen? Welche Tricks kann ich da machen?" Und aus diesem Blickwinkel heraus startete Barth damit, dass die Fachwerke von Häusern mit Hilfe von Computer-Programmen und Beamern durch Lichtinstallationen anfangen, dem Betrachter völlig neue Eindrücke zu bringen. Der Medienkünstler: "Damit kann ich das Stadtbild aufgreifen und durch die Kunst den Gebäuden eine ganz neue Bedeutung verleihen."